Brand Zähringer Allee
Die Feuerwehrfahrzeuge mussten sich auch in der an die Zähringerallee angrenzenden Hohenzollernstraße positionieren.
Meyer
Pforzheim
Feuer in der Pforzheimer Nordstadt: Brandgeruch war bis übers Stadtgebiet hinaus wahrnehmbar
  • Thomas Kurtz
  • Thomas Meyer
  • Julia Falk

Pforzheim. Wenn in den vergangenen Wochen die Katastrophenwarn-App "Nina" sich auf den Handys in der Region gemeldet hat, dann hat es sich in der Regel um Unwetterwarnungen für die PZ-Region gehandelt. Am Sonntag um 0.43 Uhr allerdings wurde überraschend vor einer „Geruchsbelästigung durch Brand“ in der Pforzheimer Nordstadt gewarnt. Fenster und Türen sollten geschlossen und Lüftungsanlagen abgeschaltet werden. Der Grund: An der Zähringerallee war eine Dachgeschosswohnung in Brand geraten – und damit war für zahlreiche Menschen in der Umgebung die Nachtruhe vorerst vorbei. 

Um 23.11 Uhr ging der Alarm ein. Rund zehn weitere Notrufe berichteten laut Feuerwehr von Flammen, die bereits aus dem Dachstuhl gekommen seien. In kürzester Zeit wurde die Alarmstufe erhöht und neue Kräfte mussten angefordert werden und ausrücken. Schließlich waren 60 Feuerwehrleute mit 15 Fahrzeugen vor Ort, dazu vier Streifenwagen-Besatzungen sowie der Notarzt, ein Rettungswagen und der organisatorische Leiter des Rettungsdienstes. Als die ersten Feuerwehrleute an der Zähringerallee eintrafen, hatte sich der Brand schon auf die ganze Breite der Dachgeschosswohnung ausgedehnt. Wenig später loderten die Flammen im Dachstuhl.

Nachbarhaus-Dachstuhl ebenfalls betroffen

Ein Teil des Dachstuhls des Nachbargebäudes wurde ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen, doch konnte die Feuerwehr eine großflächige Ausbreitung des Brandes verhindern.

Während vom Dachstuhl über der brennenden Wohnung nicht mehr viel übrig ist, mussten die Einsatzkräfte das Dach des Nachbarhauses öffnen, um unter anderem mit der Wärmebildkamera nach Glutnestern zu suchen, die vielleicht eine erneute Entzündung der Holzkonstruktion verursacht hätten. Beide Dachgeschosswohnungen sind laut Polizei nicht mehr bewohnbar.

Eine Dachgeschosswohnung und der Dachstuhl eines Hauses an der Zähringerallee in der Pforzheimer Nordstadt sind in der Nacht auf Sonntag ausgebrannt. Auch der Dachstuhl eines Nachbarhauses war betroffen.

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Dabei standen die Feuerwehrleute auch etwas unter Zeitdruck, denn für 2 Uhr wurde ebenfalls auf der Warn-App "Nina" per „Amtlicher Unwetterwarnung“ darauf hingewiesen, dass es „schwere Gewitter mit heftigen Starkregen und Hagel“ sowie Sturmböen um 100 Stundenkilometern in Pforzheim und im Enzkreis geben könnte. Bei einem möglichen Hagel mit Korngrößen um zwei Zentimetern wäre das Abdichten des Daches nach dem Löschen und nach der Glutnestersuche sowie die Arbeit auf der Drehleiter besonders gefährlich gewesen. Das erste Donnergrollen in Pforzheim war bereits eine Viertelstunde vor 2 Uhr zu hören. Gegen 2 Uhr war der Brand laut Polizei dann gelöscht. Am Sonntagmorgen fand noch eine Brandnachschau statt, in der die Einsatzkräfte nach möglichen Glutnestern suchten. Diese verlief laut Feuerwehr ohne besondere Feststellungen.

Kaum Platz für die Einsatzfahrzeuge: Die Parksituation in der Pforzheimer Nordstadt macht es den Feuerwehrleuten schwer.
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Heftig geregnet und gewittert es während der Löscharbeiten und auch gestürmt, so ein Sprecher der Integrierten Leitstelle in Pforzheim auf Nachfrage. Laut Feuerwehr sorgte der Starkregen, der in der Nacht aufzog, am Brandort zwar für nasse Einsatzkräfte, die Löscharbeiten seien zu dem Zeitpunkt aber schon im Wesentlichen abgeschlossen gewesen.

Wenig Platz für Feuerwehr und Rettungskräfte

Während schon die Anfahrt der vielen Löschfahrzeuge und der großen Drehleiter durch die engen, zugeparkten Straßen der Nordstadt keine leichte Aufgabe gewesen ist, musste beim Löschen auch noch in Kauf genommen werden, dass durch die enge Bebauung ein Teil der Feuerwehrleute über die Hinterhöfe kommend gegen die Flammen kämpfen musste.

Ein aus einem Hinterhof fotografiertes Bild zeigt die hohe Brandgefahr durch die enge Bebauung in der Pforzheimer Nordstadt. Hier konnte nicht mit der Drehleiter gelöscht werden.
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Nicht nur die Bewohnerin des Brandhauses musste evakuiert werden, sondern auch die Menschen aus den Nachbargebäuden, wobei es sich in einem Falle auch um Gäste und Personal eines Lokals handelte. Im Brandhaus selbst war nach Angaben der Polizei nur die Dachgeschosswohnung bewohnt, im restlichen Haus sei renoviert worden. Die 52-jährige Frau konnte in einer Wohnung untergebracht werden, die Bewohner der Dachgeschosswohnung im Nachbarhaus kamen laut Feuerwehr privat unter.

Straßensperrungen und Alarmierung dienstfreier Kräfte

Die Polizei musste die Hohenzollernstraße, die Zähringerallee und die Ebersteinstraße sperren, da hier die Drehleiter und die anderen Feuerwehrfahrzeuge parken mussten.

Beim Eintreffen der Feuerwehr befand sich die 52-jährige Bewohnerin der Brandwohnung schon außerhalb des Hauses. Wie die Polizei mitteilte, war die Frau stark alkoholisiert. Sie gab demnach an, in ihre bereits brennende Wohnung gekommen zu sein. Die Brandursache ist unklar, nach Angaben der Polizei könnte eine fahrlässige Brandstiftung aber nicht ausgeschlossen werden. Das müsse die Kriminaltechnik nun klären und prüfen, ob etwas strafrechtlich Relevantes vorliege. Die Kriminaltechnik wird laut Polizei für den Sonntagvormittag erwartet.

Weiterer Alarm in der Nordstadt harmlos

Ein Feuerwehrmann der Pforzheimer Berufsfeuerwehr wurde durch Verbrühungen so verletzt, dass er im Helios Klinikum behandelt werden musste. Laut Mitteilung der Feuerwehr konnte der Leichtverletzte seinen Dienst danach aber fortführen.

An den Löscharbeiten waren neben der Berufsfeuerwehr die Freiwilligen-Abteilungen Brötzingen/Weststadt, Haidach, Dillweißenstein, Büchenbronn, Huchenfeld und Eutingen beteiligt. Dienstfreie Kräfte der Berufsfeuerwehr und von Freiwilligen Feuerwehren wurden zur Verstärkung der Leitstelle an die Habermehlstraße berufen. Eine Brandwache musste bis in den Morgen hinein den Brandort im Auge behalten.

Aufgrund der Wetterlage war der Brandgeruch laut Feuerwehr offensichtlich in den Höhenlagen der Pforzheimer Nordstadt sowie in den angrenzenden Gemeinden wahrnehmbar. Demnach hatten sich mehrere besorgte Anrufer bei der Leitstelle gemeldet, sodass über die Warn-App "Nina" eine Gefahreninformation herausgegeben worden sei.

Während des Großeinsatzes bei den Löscharbeiten gab es auch noch einen Brandmeldealarm in einer großen Firma an der Kieselbronner Straße in der Nordstadt, was weitere Einsatzkräfte benötigte, sich aber zum Glück als Fehlalarm herausstellte. Die Integrierte Leitstelle war laut Feuerwehr bereits wegen des Großbrands personell verstärkt worden.

Zudem seien durch den Starkregen über Pforzheim zwischen 2 und 3 Uhr weitere Einsätze angefallen. Laut Polizei gab es in Pforzheim und der Region nach derzeitigem Stand aber keine größeren Probleme oder Schäden durch die Wetterlage.

Mit Material aus Pressemitteilungen

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