Susanne Eisenmann.
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Baden-Württemberg
Coronavirus: Zahl in Baden-Württemberg steigt auf 89 - Kultusministerin und Elternbeirat gegen Schulschließungen
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Stuttgart. In Baden-Württemberg gibt es weitere bestätigte Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus. Wie das Sozialministerium am Donnerstagabend in Stuttgart mitteilte, sind damit insgesamt 89 Menschen im Südwesten positiv auf Sars-CoV-2 getestet worden. Derweil haben sich sowohl Kultusministerin Susanne Eisenmann als auch der Landeselternbeirat gegen Schulschließungen ausgesprochen.

Neun weitere bestätigte Infektionen am Donnerstagabend

Am Donnerstagabend wurden dem Ministerium für Soziales und Integration vom Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg neun neue bestätigte Covid-19-Fälle gemeldet. Betroffen ist der Zollernalbkreis (acht Fälle) und der Hohenlohekreis (ein Fall). Die Zahl der Infizierten im Land steigt damit auf 92.

Im Zollernalbkreis handelt es sich um vier Männer und vier Frauen im Alter zwischen 19 und 65 Jahren, die Mitglieder einer Reisegruppe nach Südtirol waren.

Im Hohenlohekreis handelt es sich um eine Reiserückkehrerin (Jahrgang 1963) aus Piemont (Italien).

Die sieben am Donnerstagnachmittag verkündeten Corona-Fälle im Detail

Am Donnerstagnachmittag waren dem Ministerium für Soziales und Integration vom Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg sieben neue bestätigte Covid-19-Fälle gemeldet worden.

Die aus dem Landkreis Esslingen gemeldeten weiteren drei Fälle stehen in Zusammenhang mit einer bereits gemeldeten Erkrankungsgruppe. Der Mann und die beiden Frauen (alle Jahrgang 2001) waren ebenfalls Mitglieder dieser Reisegruppe nach Südtirol (Wolkenstein, Gröden, Italien) gewesen.

Der gemeldete Fall aus dem Rhein-Neckar-Kreis ist ein Mann (Jahrgang 1960), der von einer Reise nach Malè (Südtirol, Italien) zurückgekehrt ist.

Ein weiterer Fall wird aus dem Zollernalbkreis gemeldet. Es handelt sich um eine männliche Person, nähere Informationen gibt es hierzu bislang nicht.

Der gemeldete Fall aus dem Bodenseekreis ist eine Frau (Jahrgang 1969) mit Reiseanamnese nach Südtirol. Sie ist eine Kontaktperson zu einem schon bestätigten Fall aus dem Bodenseekreis.

Bei dem gemeldeten Fall aus dem Landkreis Karlsruhe handelt es sich um eine 18-jährige Person mit Reiseanamnese nach Sankt Christina in Gröden (Südtirol, Italien). 

Was über die Fälle, die am Donnerstagmittag vermeldet wurden, bekannt ist

Drei der gemeldeten Fälle aus dem Landkreis Esslingen stehen in Zusammenhang mit dem ersten gemeldeten Fall aus dem Kreis. Die drei Frauen (zwei Mal Jahrgang 1970 sowie Jahrgang 2002) waren Mitglieder einer Reisegruppe nach Südtirol (Wolkenstein, Gröden, Italien). Alle drei Personen befinden sich in häuslicher Isolation. Unabhängig von dieser Reisegruppe erkrankte außerdem eine Frau (Jahrgang 2000), die sich ebenfalls in Südtirol (Wolkenstein, Gröden, Italien) aufgehalten hatte. Beim fünften neuen Fall aus dem Landkreis Esslingen handelt es sich um einen Mann (Jahrgang 1957), der von einer Reise aus Livigno (Lombardei, Italien) zurückgegehrt ist.

In häuslicher Isolation befindet sich außerdem ein am Coronavirus erkrankter Mann (Jahrgang 1969) aus dem Landkreis Ravensburg, der sich zuvor ebenfalls in Südtirol aufgehalten hatte.

Im Bodenseekreis handelt es sich um eine weibliche Reiserückkehrerin (Jahrgang 1966) aus Südtirol. Eine stationäre Aufnahme im Krankenhaus wurde veranlasst.

Bei dem neuen Fall in Stuttgart handelt es sich um einen Mann (Jahrgang 1979), der sich zuvor in der Lombardei (Italien) aufgehalten hatte.

Am Mittwochabend hatte die Behörde bereits über die folgenden 15 neuen Fälle informiert

Bei zwei neuen Fällen im Alb-Donau-Kreis handelt es sich um einen 56-jährigen Mann und seinen 19 Jahre alten Sohn, die von einer Reise aus Südtirol zurückgekommen sind. Im Landkreis Heilbronn wurden zwei Frauen und zwei Männer positiv getestet, die Bewohner des Pflegeheims sind, das schon vom Coronavirus betroffen ist. Bei einem Fall in Stuttgart handelt es um einen männlichen Reiserückkehrer (Jahrgang 1976) aus Südtirol.

Zudem wurde die 14 Jahre alte Tochter eines bereits vermeldeten Erkrankten im Rems-Murr-Kreis positiv auf das Coronavirus getestet. Im Zollernalbkreis ist eine 25-Jährige positiv getestet worden, die zuvor engen Kontakt mit einem schon bestätigten Fall aus demselben Landkreis hatte. Stationär isoliert in einem Krankenhaus ist außerdem ein 80-jähriger Mann aus dem Kreis Heidenheim. Im Kreis Sigmaringen ist ein 40 Jahre alter Mann in häuslicher Isolation, der sich zuvor in Südtirol aufgehalten hatte.

Bei einem neuen Fall in Freiburg handelt es sich um einen 58-Jährigen, der ebenfalls in Südtirol gewesen war. Aus dem Ostalbkreis wurden zwei neue Fälle gemeldet: zwei Frauen im Alter von 38 und 33 Jahren, die Kontaktpersonen eines Infizierten aus demselben Landkreis sind. In Mannheim handelt es sich um eine 1987 geborene Reiserückkehrerin aus Teheran. Auch sie ist in häuslicher Isolation.

Landeselternbeirat hält Schließung von Schulen für übertrieben

Der Vorsitzende des Landeselternbeirats, Carsten Rees, hält es für übertrieben, Kindergärten, Schulen und Universitäten in Deutschland zu schließen. «Das würde weit über den Schulbetrieb hinaus sicherlich zu einem Chaos führen», teilte Rees auf Anfrage am Donnerstag mit.

Wegen der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus bleiben in Italien bis zum 15. März alle Schulen und Hochschulen geschlossen. Das innerhalb der EU am stärksten betroffene Land reagiert damit auf die Epidemie. Das geht aus einem entsprechenden Dekret hervor, das Ministerpräsident Giuseppe Conte am späten Mittwochabend unterzeichnete.

Rees lehnt diese Maßnahme für Deutschland ab. «Was machen wir zum Beispiel mit Abiturienten?», fragt sich Rees. Es sei nicht einfach, Prüfungstermine festzulegen. «Und wer kümmert sich um die Kinder, die dann alleine zu Hause wären?»

Das Problem sei komplex: «Wenn wir wenige Fälle haben, müssen wir keine Schulen schließen. Wenn wir aber ganz viele Fälle haben, ergibt das auch keinen Sinn mehr, weil man sich dann überall anstecken kann. Schwierig kann die Entscheidung im Mittelfeld werden.»

Sinnvoller sei es, stattdessen Hygienevorschriften einzuhalten. Der Zustand der Toiletten an einigen Schulen sei desolat. Mancherorts könne man sich gar nicht die Hände waschen, weil keine Seife da sei.

Auch Eisenmann hält nichts von pauschalen Schulschließungen

Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) lehnt flächendeckende Schulschließungen ebenso ab. «Zum jetzigen Stand sind flächendeckende Schließungen von Schulen kein Thema und nicht notwendig», sagte sie am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. «Da es sich beim Coronavirus aber um ein dynamisches Szenario handelt, beobachten wir die Entwicklung in Abstimmung mit den Fachleuten der Gesundheitsbehörden sehr genau.»

Auch der Deutsche Lehrerverband ist gegen generelle Schulschließungen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte bereits nach einem Krisentreffen der Fachminister von Bund und Ländern am Mittwoch: «Ich halte pauschale Schul- oder Universitätsschließungen nicht für angemessen.»

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