WISI Niefern
Die Nachricht über die Sanierung in Eigenverantwortung haben die Mitarbeiter von Wisi am Montag erhalten.
Meyer
Wirtschaft
Nieferner Firma Wisi beantragt Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung
  • Albert Esslinger-Kiefer
  • Lothar Neff

Niefern-Öschelbronn. Das Kommunikationstechnik-Unternehmen WISI macht einen großen Einschnitt ins Personal. Niefern-Öschelbronn. Das Kommunikationstechnik-Unternehmen WISI macht einen großen Einschnitt ins Personal. Viele Arbeitsplätze dürften nach einem massiven Umsatzeinbruch wegfallen.

Der Leidensweg habe sich bereits Mitte 2023 abgezeichnet. Nicht zuletzt Corona bedingt habe es bei elektronischen Bauteilen eine massive Kostensteigerung gegeben, begleitet von schweren Auftragseinbrüchen in der Breitband-Technologie, die Logistik sei weitgehend unterbrochen worden mit dem Ergebnis, dass hohe Materialbestände zum Erhalt der Lieferfähigkeit aufgebaut werden mussten, und schließlich sei der osteuropäische Markt wegen des Russland-Krieges zusammengebrochen.

Diese und andere Faktoren sind es, die Axel Sihn nun die Reißleine ziehen ließen, zumal - wie er sagt – man auch in 2024 mit deutlich geringeren Umsätzen rechnen müsse und das alles nicht mit „Bordmitteln“ zu kompensieren sei. „Wir müssen schneiden“, sagt der Geschäftsführer der WISI Communications GmbH+Co KG in Niefern und meint damit, die Freisetzung einer großen Zahl der aktuell noch 260 Mitarbeiter. Andere Unternehmen der WISI-Gruppe – insgesamt rund 460 Mitarbeiter – sind nicht betroffen, insbesondere nicht die WISI Automotive GmbH+Co KG und nicht die Muttergesellschaft Wilhelm Sihn jr..

Am Montagnachmittag informierte Axel Sihn seine Mitarbeiter über das eingeleitete Insolvenzverfahren in Eigenverantwortung. Das angestrebte Prozedere mithilfe der vom Gesetzgeber zur Verfügung gestellten Instrumente erlaubt die vollumfängliche Fortführung des Geschäftsbetriebes und die Sanierung durch ein Team erfahrener Berater. Axel Sihn verbreitete deshalb Zuversicht, als er seinen Mitarbeitern sagte: „Die WISI Communications wird auch in Zukunft ein Garant für Qualität, innovative Lösungen und erstklassigen Service sein“. Schließlich bleibe die Zentrale der WISI-firmengruppe mit Produktentwicklung, Vertrieb, Marketing, IT und Verwaltung – „und damit das Herz und Hirn“ – in Niefern erhalten.

Aber es schwang auch Wehmut in Axel Sihns Worten mit:

„Der heutige Tag – das brauchen wir nicht zu beschönigen - ist natürlich kein leichter Tag für das Unternehmen und für die Gesellschafter. Für mich und meine Familie; genauso wie für unsere Mitarbeiter und ihre Familien“.

Der Geschäftsführer sieht für sein Handeln keine Alternative, will mit seinen Mitarbeitern aber in eine „faire Verhandlungsrunde“ gehen. Er hält es aber auch für richtig, „diesen Schritt jetzt zu tun, um weitere Möglichkeiten zur Sanierung zu nutzen, nur so kann es uns gelingen, die verbleibenden Arbeitsplätze am Standort Niefern auch längerfristig zu erhalten“.

Seit 98 Jahren ist WISI in Niefern als innovatives Unternehmen präsent. Erfolgreich mit dem Bau von Antennen und Radio-Komponenten gestartet, sind Komponenten für die Kabel- und Breitbandtechnik sowie die digitale Aufbereitung heute das Geschäftsmodell der WISI Communications.

Bei der IG Metall Pforzheim zeigte sich Bevollmächtigter Martin Kunzmann bestürzt über die besorgniserregende Situation bei WISI. Zu den personellen Auswirkungen wollte er sich nicht äußern. "Wir werden um jeden Arbeitsplatz kämpfen."

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