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Energie- und Wärmeversorgung - So wird Ihr Altbau fit für die Zukunft

Bis 2045 strebt Deutschland die Klimaneutralität an, während Baden-Württemberg gemäß dem derzeitigen Koalitionsvertrag dieses Ziel bereits bis 2040 erreichen will. Eine Schlüsselrolle in diesem Prozess spielt der Gebäudesektor, der gegenwärtig für etwa ein Drittel der CO₂-Emissionen verantwortlich ist. Aus diesem Grund müssen Immobilieneigentümerinnen und -eigentümer ihre Objekte innerhalb der nächsten zwei Jahrzehnte energetisch optimieren.

Das vom baden-württembergischen Umweltministerium unterstützte Programm Zukunft Altbau macht auf diese Notwendigkeit aufmerksam. Durch die Zusammenarbeit mit Experten lassen sich durch energetische Modernisierungen die Treibhausgasemissionen signifikant senken. Um vollständige Klimaneutralität zu erreichen, wird der restliche Energiebedarf durch erneuerbare Quellen gedeckt. Zudem erleichtern staatliche Zuschüsse die Finanzierung der Umbaumaßnahmen erheblich, indem sie bis zu 50 Prozent der Kosten abdecken.

Zukunftsorientierte Heizungssysteme: Ein Leitfaden zur Modernisierung
In Deutschland entfallen etwa 40 Prozent des Energieverbrauchs auf Gebäude, wobei ein erheblicher Anteil noch immer durch fossile Heizsysteme gedeckt wird. Angesichts des Ziels der Bundesregierung, den Gebäudebestand bis 2050 klimaneutral zu gestalten, stehen viele Hauseigentümer vor der Herausforderung, beim Austausch ihrer Heizungsanlagen alle 20 bis 30 Jahre zukunftsfähige Technologien zu wählen.

Die Entscheidung für eine moderne Heiztechnik kann oft komplex sein. Ein umfassender Ratgeber in Form eines mehrseitigen Positionspapiers, erstellt von Experten der Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg zusammen mit sieben Forschungsinstituten und Hochschulen, bietet detaillierte Informationen und Orientierungshilfe. Dieses Dokument erläutert die zahlreichen verfügbaren Optionen, um eine nachhaltige und effiziente Heizungslösung zu finden.

Optimierung von Heizsystemen: Mehr als nur der Austausch des Heizkessels
Ein Heizkessel allein macht noch keine effiziente Heizungsanlage. Die Gesamtleistung einer Heizung hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich des Heizkesseltyps, der Betriebsweise des Systems und der Trinkwassererwärmung. Hausbesitzer, die eine energetische Sanierung ihrer Heizanlage in Betracht ziehen, sollten daher nicht nur auf den Austausch des Kessels achten, sondern auch auf einen hydraulischen Abgleich, die Optimierung der Anlagensteuerung, den Einsatz einer effizienten Wärmepumpe für Altbau ohne Fußbodenheizung und die Auswahl geeigneter Heizflächen. Ebenso wichtig ist die Dämmung von Armaturen und Rohrleitungen. Diese Maßnahmen können zu signifikanten Effizienzsteigerungen führen, die die Vorteile eines neuen Heizkessels übertreffen können. Fehler in der Heizungssteuerung können im schlimmsten Fall den Energieverbrauch und die damit verbundene Klimabelastung verdoppeln.

Die Dekarbonisierung der Wärmeversorgung bis 2050 stellt eine wesentliche Herausforderung dar. Ein Positionspapier beleuchtet die Stärken und Schwächen verschiedener Heiztechnologien. Brennwertkessel, insbesondere solche, die mit Öl oder Erdgas betrieben werden, werden kritisch bewertet, da sie eine vollständige Dekarbonisierung unwahrscheinlich machen. Experten betrachten Gas- und Ölheizungen lediglich als Übergangslösungen und empfehlen, dass ab 2025, spätestens jedoch ab 2030, keine neuen Installationen mehr erfolgen sollten. Doch lässt sich die Ölheizung umrüsten, um umweltfreundlich zu sein.

Zukunftsorientierte Heizsysteme für Hausbesitzer: Optionen und ihre Vor- und Nachteile
Wärmenetze stellen eine klimafreundliche Heiztechnologie dar, indem sie erneuerbare Energien und Abwärme nutzen und vornehmlich in Kombination mit Blockheizkraftwerken besonders effizient arbeiten. Diese sind vor allem in bereits erschlossenen, dicht bebauten städtischen Gebieten oft die wirtschaftlichste Wahl und spielen eine wichtige Rolle in der städtischen Infrastruktur zur Unterstützung der Dekarbonisierung. Eine weitere nachhaltige Heizmethode ist das Heizen mit Holz durch Pelletheizungen sowie Holzhackschnitzel- und Scheitholzkessel. Bei nachhaltiger Forstwirtschaft ist die Verbrennung von Holz nahezu CO₂-neutral. Allerdings reichen die Kapazitäten fester Biomasse nicht aus, um den Wärmebedarf des gesamten deutschen Gebäudebestandes zu decken, und der Anbau oder Import von Biomasse nur zur Verbrennung wird kritisch betrachtet.

Ein weiteres effektives System ist die Solarthermie, die neben Umweltwärme für Wärmepumpen und Photovoltaik die einzige erneuerbare Energieform ist, die direkt am Standort in sinnvollen Mengen genutzt werden kann. Sie eignet sich besonders bei einem hohen Warmwasserbedarf und sollte auf allen geeigneten Dachflächen zur lokalen Energieerzeugung genutzt werden. Wärmepumpen gewinnen ebenfalls an Bedeutung, insbesondere da der Ausbau von Wind- und Solarenergie dazu führt, dass die Treibhausgasemissionen pro erzeugter Kilowattstunde Strom weiter sinken. Fortschritte in der Technologie ermöglichen inzwischen auch den Einsatz in sanierten Altbauten.

Schließlich wird das Power-to-Gas-Verfahren zunehmend wichtiger, welches erneuerbar hergestellte Gase produziert. Dies sollte jedoch bevorzugt in Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen eingesetzt werden. Obwohl der Wirkungsgrad von 50 bis 70 Prozent nur moderat ist, ermöglicht das Verfahren die Nutzung von ansonsten unverwertbaren Ökostrommengen. Die Verfügbarkeit und Wirtschaftlichkeit dieser Technologie auf breiter Basis ist jedoch noch ungewiss, und Biomethan wird skeptisch betrachtet, da es immer noch etwa die Hälfte der Emissionen von fossilem Erdgas aufweist, was kaum mit den Zielen der Bundesregierung zur Dekarbonisierung vereinbar ist.

 

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