Germany, Karlsruhe, 17.02.2024, BBBank Wildpark, Karlsruher SC vs Fortuna Duesseldorf - 2. Bundesliga, Jerome Gondorf (K
Jérôme Gondorf feiert seinen Treffer gegen Fortuna Düsseldorf.
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Sport
Jérôme Gondorf beendet seine Karriere: Abschied des emotionalen Anführers
  • Christof Ruf

Karlsruhe. Beim 2:2 gegen Fortuna Düsseldorf Anfang Februar hat Jérôme Gondorf das 59. Pflichtspieltor seit Beginn seiner Profikarriere im Jahr 2008 erzielt. Doch weder bei den Stuttgarter Kickers noch in Darmstadt, Bremen, Freiburg oder Karlsruhe können sie sich daran erinnern, dass „Jego“ schon mal ein Tor so emotional gefeiert hätte wie das zwischenzeitliche 1:1 seines KSC gegen Düsseldorf.

Den Kopf weit nach vorne gereckt stieß Gondorf da vor der eigenen Fankurve einen regelrechten Urschrei hinaus. „Das werde ich nicht mehr so oft erleben, das war vielleicht mein letztes Tor hier“, habe er gedacht, berichtet er ein paar Tage später. Und dann habe sich alles an Emotionen Bahn gebrochen, was eben herausmuss, wenn man als Kapitän einer Mannschaft, deren Fan man schon als kleines Kind war, ein wichtiges Tor erzielt. „Ich habe es erst einen Tag später öffentlich gemacht, aber ich wusste natürlich schon, dass ich am Saisonende aufhören werde.“

Als tagsdrauf auch offiziell bekannt wurde, dass der 34-Jährige am Saisonende aufhören will, hat viele Fans überrascht. Gondorf tritt dann schließlich als Kapitän und unumstrittener Stammspieler ab. Er gilt als einer, der wie kein Zweiter verinnerlicht hat, was das Trainer Christian Eichner nicht müde wird zu betonen. Nämlich dass der KSC mit seinem kleinen Etat nur dann eine Chance hat, wenn jeder Spieler in jedem Spiel an seine Grenzen geht.

Jerôme Gondorf
Der Kapitän des Karlsruher SC kann auch mal den feinen Ball spielen – wenn er will.
Uli Deck/dpa

Dabei passt das Ende seiner Laufbahn geradezu optimal zu seiner Karriere: Zu einem wie ihm, den man vor allem deshalb stets nach seiner Meinung fragen konnte, weil er überhaupt eine hatte, hätte es nicht gepasst, die Karriere langsam ausklingen zu lassen, dass das Ende kaum noch einer registriert. Sich vom Platz auf die Bank und von dort zur Tribüne durchreichen lassen, nur um noch etwas länger das Gehalt überwiesen zu bekommen?

Nicht sein Weg: „Es war eine Entscheidung, die länger gereift ist“, berichtet Gondorf, der seit 2018 zusammen mit seinem Bruder Patric im nahen Malsch ein Hähnchen-Restaurant führt. „Ich wollte immer selbst bestimmen, wann Schluss ist. Und das mache ich jetzt.“

Wenn Gondorf auf seine Karriere zurückblickt, ist er zufrieden. Auch weil er oft Trainer hatte, die ihn weitergebracht haben. Florian Kohfeldt in Bremen, oder den Ende November beim 1. FC Kaiserslautern entlassenen Dirk Schuster, der als sein großer Förderer gilt: „Er hat mir die Kämpfermentalität eingetrichtert und trotzdem den Straßen- und Instinktfußballer in mir leben lassen“, sagt Gondorf und lacht.

„Davor habe ich lieber einen schönen Ball gespielt und habe dem dann hinterhergeschaut.“

Und da wäre noch ein Trainer auf den Gondorf nichts kommen lässt. In seiner Abschiedsbotschaft auf Instragram hat er sich deshalb auch noch mal explizit bei Christian Eichner und seinem Trainerteam „für die Art und Weise, wie wir Fußball spielen“ bedankt. „Als ich vor viereinhalb Jahren hierherkam, gab es noch viele hohe, weite Bälle. Wenn man sieht, wie wir mittlerweile den Ball laufen lassen, kann man schon sagen, dass wir mit zu den spielstärksten Mannschaften der Liga zählen.“ Dass der KSC heuer im neuen Stadion einen Zuschauerschnitt von fast 26000 hat, liege auch an der „attraktiven Spielweise“, glaubt Gondorf.

SV Darmstadt 98 vs. SV Sandhausen, Fussball, 2. Bundesliga, 03.08.2014
Ex-Trainer Dirk Schuster hat Gondorf viel zu verdanken.
Eibner-Pressefoto

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