Viel Körperkontakt ist beim Rugby üblich. Die Pforzheimer „Rhinos“ müssen auf ihren Sport aber erstmal verzichten –auch wenn ihre Corona-Tests alle negativ ausgefallen sind. Archivfoto: J. Keller
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Infizierter Schiedsrichter: Pforzheimer Rugbyspieler müssen trotz negativer Corona-Tests in Quarantäne
  • Maximo Gonzalez

Pforzheim. Wer Rugby spielt, ist blaue Flecken, Kratzer und eine Platzwunde pro Hin- und Rückrunde gewohnt. Doch auch die harten Männer müssen sich den kleinsten Angreifern beugen, wenn es sich dabei um Coronaviren handelt. Selbst dann, wenn sie gar nicht selbst infiziert sind, wie jetzt die Bundesliga-Mannschaft von Rugby Pforzheim erfahren musste.

Nach einem Testspiel am vergangenen Samstag beim RK Heusenstamm – beide Teams spielen in der Rugby-Bundesliga Süd/West – stehen jetzt die Pforzheimer „Rhinos“ unter Quarantäne, auch wenn die sofort vom Mannschaftsarzt organisierten Corona-Tests alle negativ ausfielen.

Dabei war es gar kein Spieler der beiden Teams, der zum Auslöser einer Kettenreaktion wurde, sondern ein Schiedsrichter ließ sich nach dem Kontakt mit einer infizierten Person am Sonntag nach dem Spiel testen. Am Montag erhielt er ein positives Ergebnis.

Als dann noch ein Spieler vom RK Heusenstamm positiv getestet wurde, schlugen diese Nachrichten bei den Verantwortlichen von Rugby Pforzheim ein wie eine Bombe. Sofort wurde der Kontakt zum Gesundheitsamt Enzkreis/Stadt Pforzheim hergestellt. Und dort hält man sich auf die vom Robert-Koch-Institut herausgegebenen Richtlinien. Das heißt: Die Spieler von Rugby Pforzheim stehen ab dem Datum der möglichen Infektion für zwei Wochen unter Quarantäne. Die wird also erst wieder ab Sonntag, 27. September, aufgehoben – auch wenn die Corona-Tests bei den Pforzheimern keine Infektion nachgewiesen haben.

„Negative Tests kaufen keinen frei. Diese Regel gilt nur für Urlaubsrückkehrer“, sagt Rugby-Pforzheim-Sprecher Ludwig Martin. Und: „Wir als Rugby Pforzheim empfinden das konsequente Handeln unseres Gesundheitsamtes als vernünftig, auch wenn es für unsere Spieler nicht schön ist. Der Bevölkerungsschutz geht vor.“ Rugby-Turnier abgesagt

Für den Verein bedeutet das zunächst einmal, dass das eigene 10er-Rugby-Turnier am 26. September im SüdwestEnergie-Stadion in Pforzheim-Eutingen abgesagt werden muss. Wie es mit zukünftigen Testspielen aussieht, die zum Beispiel gegen den Zweitligisten RC Rottweil ausgemacht wurden, ist fraglich. Auch wenn in diesem Fall bei Rugby Pforzheim offenbar mit dem Gesundheitskonzept des Vereins alles richtig gemacht wurde, denn bislang gab es keinen Corona-Fall in den Teams. Aber: „Unsere Spieler sind ja auch ihren Arbeitgebern gegenüber verpflichtet, und das wollen wir natürlich berücksichtigen“, sagt Martin zum Thema Quarantäne.

„Das muss man erstmal seinem Arbeitgeber klar machen“, hatte Rugby-Pforzheim-Finanzchef Jens Poff gegenüber der Onlineplattform „TotalRugby“ erklärt. Wie die Arbeitgeber der Amateursportler reagieren ist die eine Seite der Medaille, die andere betrifft die Familie der Spieler, denn alle Personen des Haushalts seien von der Quarantäne betroffen.

Privatleben rückt in den Fokus

Für die Region ist dieser Fall die erste große Quarantäne-Maßnahme im Sport. Angesichts der Stadion-Öffnungen im Profi-Fußball und der allmählich auch in anderen Sportarten beginnenden Saisonspiele könnte das Coronavirus für die ein oder andere Mannschaft rund um Pforzheim noch zum Problem werden.

Wie sich das auf Dauer auf den Spielbetrieb der unterschiedlichsten Ligen vor allen in den Kontaktsport-Arten auswirkt, ist noch nicht abzusehen. Aber auch das Privatleben der Spieler und ihrer Familien steht in Zukunft wohl deutlich mehr im Fokus, denn betroffen sind bei einem möglichen Corona-Fall in den jeweiligen Mannschaften gleich viel mehr Personen als nur die Mitspieler.

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