Im Haus Schmie in Maulbronn sind derzeit noch zehn Jugendliche unter 18 Jahren untergebracht, die von der Lichtblick GmbH betreut werden. Wenn sie das Haus verlassen, wird diese Phase nach und nach enden. Das Haus soll als Jugendhilfe-Einrichtung weiter bestehen.
Region
Zwei beispielhafte Erfolgsgeschichten aus der Region: Junge Flüchtlinge werden langsam flügge
  • Sabine Mayer-Reichard

Enzkreis. Als Jugendliche sind die beiden aus Syrien und Somalia in den Enzkreis gekommen, mit Durchhaltewillen und Motivation haben sie Asbildungsplätze ergattert. Ansonsten laufen die ersten Hilfsprojekte für unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge jetzt aus. Man braucht die Qualität eines Marathonläufers und die Motivation, in Deutschland etwas erreichen zu wollen.

Diese beiden Punkte hob Wolfgang Schwaab, Jugendamtsleiter des Enzkreises, hervor, als er gestern im Landratsamt eine erste Bilanz darüber zog, wie die Integration der unbegleiteten minderjährigen Ausländer geklappt hat, die während der Flüchtlingskrise kamen. Anlass für den Termin: Die Hilfen für die jungen Menschen laufen jetzt langsam aus.

Zwei junge Männer, die die Zeit gut genutzt haben und die Unterstützung jetzt nicht mehr brauchen, sind Ahmad Alsalamaaljowyshi aus Syrien und Faarah Abdi Sheik aus Somalia. Beide kamen als Jugendliche in den Enzkreis und sind inzwischen 21 Jahre alt. Sie wurden nicht rund um die Uhr in einer Einrichtung betreut, sondern nach einem Verselbstständigungskonzept, das die Pforzheimer Ohlebusch Gruppe erarbeitet hat. Das war damals ein neuer Weg, weil es einfach nicht genügend Heimplätze gab. Die Jugendlichen waren in Wohngemeinschaften untergebracht, in denen es anfangs sehr eng zuging, und mussten sich selbst um Dinge wie kochen, putzen oder einkaufen kümmern - unterstützt von Mitarbeitern wie Rabea Traub und Tilo Baloutch.

„Wir haben mit den Jugendlichen über alles gesprochen, was in Deutschland wichtig ist, auch über Konflikte zwischen den Nationalitäten, die Bedeutung von Pünktlichkeit oder die Stellung der Frau.“ Sie unterstützten die jungen Männer auf ihrem Weg: Zunächst die Sprachschule, dann der Wechsel in die reguläre Schule und die Suche nach einem Ausbildungsplatz. Das war nicht immer einfach, führte auch mal zu Streit und hat viel Ausdauer gebraucht - aber Ahmad und Faraah, die beide sehr gut deutsch sprechen, haben durchgehalten. Der Syrer Ahmad legte an der Fritz-Erler-Schule seine Mittlere Reife ab und macht seit einem Jahr eine Ausbildung zum Zahntechniker, der Somalier Faarah machte an der Johanna-Wittum-Schule den Hauptschulabschluss und steuert darauf hin, Berufskraftfahrer zu werden.

Die Lehrstellen sind ihnen nicht in den Schoß gefallen, sie mussten sich zunächst bewähren. Chefin Indira Stoll vom gleichnamigen Dentallabor in Ispringen berichtet, dass der Syrer in seinem Praktikum einen guten Eindruck gemacht habe. Man habe schon darauf geachtet, dass er zuverlässig und anständig ist – nicht wie die Leute, die ständig am Pforzheimer Leopoldsplatz zu sehen seien. „Wer sich integrieren will, hat auch eine Chance verdient“, betont sie.

Über ein Praktikum kam auch Somalier Faarah zu seiner Lehrstelle bei Eberhardt Reisen. Betriebsleiter Wolfram Vögele betont: „Wir hatten einen guten Eindruck von ihm.“ Zunächst habe sich die Ausbildung verzögert, weil der Aufenthaltsstatus nicht geklärt gewesen sei. Aber im zweiten Anlauf habe es dann geklappt und nach dem ersten Jahr in der Werkstatt stehe nun der Führerschein an. Beide Firmenvertreter heben hervor, wie wichtig gute Sprachkenntnisse für den Einstieg ins Berufsleben sind. „Wenn man nicht deutsch spricht, funktioniert das gar nicht.“ Die beiden jungen Männer haben sich auch ansonsten gut integriert: Faarah spielt im Fußballverein, Ahmad hat eine Freundin, die hier aufgewachsen sei, erzählt er.

Insgesamt sind während der Flüchtlingskrise 80 unbegleitete Minderjährige in den Enzkreis gekommen, wie Jugendamtsleiter Schwaab berichtet. Ungefähr die Hälfte habe es geschafft, einen Ausbildungsplatz zu erhalten. Wie Rabea Traub ergänzt, sei es für die Integration eher ein Vorteil, wenn die Familien nicht vor Ort sind und damit keinen so großen Einfluss haben. „So konnten die Jugendlichen unsere Werte übernehmen, aber dennoch ihre eigene Kultur behalten.“ Die Ohlebusch Gruppe wird sich nun aus dieser Aufgabe zurückziehen und wieder auf die ambulante Jugendhilfe konzentrieren. Der Erfolg in der Flüchtlingsarbeit basiere auf: „Dem Engagement vieler Menschen und Flüchtlingen, die es wollen.“

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