Bilderbuch-Festival: Bereits mittags ist es vor der Bühne voll. Foto: Bernhagen
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Wechselhaftes Wetter, sexuelle Nötigung und mehr: So war das Happiness 2019
  • Sven Bernhagen
  • Julia Wessinger
  • Jeanne Lutz

Das wechselhafte Wetter ist Dauerthema auf dem Happiness in Schwann, die Besucher trotzen Nässe und Kälte – und halten ihren Stars die Treue. Was noch alles auf dem Happiness passier ist, hat die PZ im Überblick.

Party trifft Schlammschlacht

Gummistiefel, kurze Hosen und Regenjacke – die Outfits der Besucher auf dem Happiness machten deutlich, dass das Wetter, anders als der minutiös getaktete Spielplan auf der Bühne, nicht berechenbar war. Während die einen ihre Zelte bei Sonnenschein aufbauen konnten, mussten andere Camper ihre Ausrüstung nur Minuten später durch matschige Wiesen schleppen. Der Stimmung tat das aber bei den meisten keinen Abbruch. Trinkspiele, Freiluftdiscos und Gesangseinlagen bestimmten bereits am frühen Freitagmittag das Campinggelände, auf dem mehrere Tausend Besucher ihre Zelte aufschlugen. Und viele von denen blieben, trotz teilweise sintflutartiger Schauer, Blitz und auch Donner, trocken. Etwa 200 bis 300 Besucher bevorzugten dennoch lieber das Sofa. So viele seien laut Organisator Benjamin Stieler nicht gekommen – trotz gekauften Tickets. Doch eigentlich hatten diese nichts zu befürchten: Das Programm sei eng getaktet gewesen. Nur im äußersten Notfall – etwa einer Evakuierung – hätte man den Spielplan geändert, so die Veranstalter vor Ort.

Ohnehin spiele sich die echte Party, so hört man es an diesem Wochenende immer wieder, sowieso auf dem Campingplatz ab. Ein Grund, weswegen manch ein Besucher, der dieses Mal ohne Zelt anreiste, das nächste Mal mitfeiern will. Wie Timo Pfeil aus Neuhausen. „Das Essen und Gzuz haben mir am besten gefallen. Ich will auf jeden Fall wiederkommen – und nächstes Mal auch mitcampen“, erklärt der 18-Jährige, den auch der Regen nicht von seinem Lieblingsrapper fernhalten konnte. Die Musiker, von Bosse am Freitag, der „feuchte Küsse“ an das Publikum sendet, bis SDP am Samstag, die mit riesigen aufblasbaren Bällen das passende Pool-Spielzeug dabei haben, danken es ihren Fans, von denen die treusten trotz Wassermassen vor der Bühne ausharren, während der Rest unter Zeltdächer flüchtet.

Mann nach sexueller Nötigung gesucht

Zwar fällt die Bilanz von Polizei-Einsatzleiter Mathias Stephan für das Happiness im Großen und Ganzen positiv aus, dennoch kam es im Rahmen des Festivals zu einigen Vorfällen:

Laut Polizei hat am Freitagabend gegen 21 Uhr ein bislang unbekannter Mann auf dem Parkplatz des Happiness eine 20-jährige Frauunsittlich am Oberkörper berührt. „Der Mann sprang offensichtlich hinter einem geparkten Fahrzeug hervor und drückte die junge Frau zur Tatausführung an ein Auto“, schreibt die Polizei in einer Mitteilung an die Presse. Unter heftiger Gegenwehr der Geschädigten habe der Mann schließlich von ihr abgelassen. Weil er anschließend unerkannt fliehen konnte,suchen die Beamten mit einer Beschreibung des Tatverdächtigen nun Zeugen: Der Unbekannte sei zwischen 20 und 25 Jahre alt, zirka 1,75 bis 1,80 Meter groß, habe ein südländisches Aussehen, eine kräftige Statur und dunkles längeres Haar, das am Kopf seitlich und hinten rasiert sei. Außerdem habe der Mann einen dunklen Vollbart am Kinn – einen „Ziegenbart“ – gehabt und trug ein dunkles Kapuzenshirt sowie eine dunkle Jogginghose. Hinweise nimmt die Kriminalpolizei Karlsruhe telefonisch unter (0721) 6660 entgegen.

Auch zu dem Betrunkenen, der am Sonntag gegen 6.30 Uhr aus vier Metern Höhe vom Mischturm fiel, gibt es inzwischen nähere Informationen. Der Mann, der schon vor dem Aufstieg eine Alkoholvergiftung hatte, erlitt bei dem Sturz eine Gehirnerschütterung sowie eine Prellung des Ellenbogens. „Der schlammige Boden hat Schlimmeres verhindert“, so DRK-Pressesprecherin Daniela Kneis. Der Mann sei vorsorglich in eine Klinik gebracht worden.

Insgesamt, so Polizei-Einsatzleiter Stephan, habe es aber nur wenig alkoholbedingte Ausfälle bei den Fans gegeben habe. Außerdem seien diesmal auch keine Diebstähle aus Zelten angezeigt worden. Zu verzeichnen gewesen seien vor allem kleinere Körperverletzungen oder Drogenverstöße.

Schwann feiert mit

Ein treuer Happiness-Besucher ist auch Straubenhardts Bürgermeister Helge Viehweg. An beiden Tagen war er wieder vor Ort. „Ich habe die Stimmung diesmal als etwas ruhiger empfunden“, schildert er seine Eindrücke: „Am Samstag war’s dann gelöster, leichter.“ Positiv überrascht gewesen sei er von der Energie, die die Punkrocker Donots entfesselt haben: „Das war mein persönliches Highlight.“ Wichtig aus Gemeindesicht: Die Rückmeldung der Sicherheits- und Einsatzkräfte sei weitgehend positiv ausgefallen, so Vieweg. Die Zusammenarbeit mit den Organisatoren habe reibungslos funktioniert. Geschäftstüchtiger Straubenhardter Nachwuchs: Danny, Maja und Gianni haben an ihrem Stand bei der Zufahrt zu Festivalgelände Chips, Süßigkeiten und Getränke für die Musikfans. Ebenfalls ums leibliche Wohl kümmerten sich Simon Jäger und Katrin Walther vom Flammkuchen Restaurant „Chez Simon“, die – wie schon im Vorjahr – extra bis 23 Uhr geöffnet hatten.

Das war neu

Stillstand bedeutet Rückschritt, weswegen sich die Happiness-Macher immer wieder Neues einfallen lassen. So fand sich an der Stelle, wo im vergangenen Jahr noch die Übertragung der Fußball-WM auf einer Großleinwand gezeigt wurde, in diesem Jahr erstmals die Arty Stage, auf der vom Autor Linus Volkmann bis zur Zaubershow mit „Meister Eckharts“ ein buntes Programm zu sehen war. „Wir wollten die Fläche wieder bespielen“, erklärt Veranstalter Benjamin Stieler die Idee hinter der dritten Bühne. Und die, so Stieler, sei vom Publikum auch gut angenommen worden. Ebenfalls eine Neuheit war das Creator Camp für die Influencer, die in den sozialen Medien vom Open-Air berichteten.

Nach dem Happiness ist vor dem Happiness: Bereits am Sonntag, 21. Juli, startet der Vorverkauf für 2020. Ab 12 Uhr können die Fans die Tickets online vorbestellen. Ähnlich wie der frühe Vorverkaufsstart für die nächste Auflage hat auch die Nachfrage bei den Happianern, welche Musik-Acts sie sich im kommenden Jahr wünschen, gute Tradition bei den Organisatoren des größten Open-Air-Festivals der Region. Ähnlich wie der Ticketverkauf soll die Umfrage, die laut Veranstalter Benjamin Stieler über alle Happiness-Kanäle verbreitet wird, in der kommenden Woche starten.

Mehr über das Happiness 2019 lesen Sie am Dienstag, 16. Juli, in der „Pforzheimer Zeitung“ oder im E-Paper auf PZ-news oder über die Apps auf iPhone/iPad und Android-Smartphones/Tablet-PCs.

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