Pflegen gute Kontakte: Martina Frei, Frank Wünsch, Roland Frei, Hartmut Seifried, Silvia Müller, Heiko Faber und Klaus Müller (von links) stehen vor dem Narrenbaum, auf dem die Puppe Rosi Platz genommen hat. Foto: Roller
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Puppe Rosi beweist: Enge Freunschaft zwischen Gugge Gaiße und Stiegele Chatz
  • Nico Roller

Kieselbronn. Entspannt sitzt Rosi auf ihrem Stuhl am Kieselbronner Narrenbaum, hat ein Corona-Virus als Kopf und eine Spritze in der Hand, mit der sie sich selbst geimpft hat. Rosi ist eine Narrenpuppe, gehört seit 2011 in Kieselbronn fest zur Fastnacht und symbolisiert in der Dorfmitte jedes Jahr aufs Neue, dass die Kieselbronner Gugge Gaiße und die Stiegele Chatz aus Ühlingen-Birkendorf ein freundschaftliches Verhältnis pflegen.

„Fasnet verbindet uns“, sagt Klaus Müller, der 21 Jahre lang Präsident des Narrenvereins Stiegele Chatz war. Er spricht von einer „tollen Verbindung“, die vor allem deshalb existiert, weil Bürgermeister Heiko Faber von 1998 bis 2001 in Ühlingen-Birkendorf das Hauptamt geleitet hat. „Ein sehr schöner Flecken“, zu dem er immer noch intensiven Kontakt hält, den er immer noch regelmäßig besucht. Faber war es auch, der die beiden Vereine aufeinander aufmerksam machte – mit dem Ergebnis, dass 2011 die Gugge Gaiße beim Narrentreff in Ühlingen spielten. „Wir sind da kampferprobt“, sagt Müller: „Alle Vereine, die Dorfgemeinschaft und die Gemeinde arbeiten zusammen.“ Er sieht in der Fastnacht mehr als nur Folklore und Gutsele. Für ihn geht es um das Brauchtum. Das zu erhalten, hat sich auch der Narrenverein Stiegele Chatz auf die Fahne geschrieben. 1970 gegründet, spielt der Name auf eine kleine Treppe an, die in Ühlingen an einem Fußweg existiert, der gern als Abkürzung zu einer Gaststätte genutzt wird. Eine überlebensgroße, aber freundliche Katze soll es dort geben. Wer zu spät kommt, kann einfach sagen, die Katze habe ihn wieder einmal nicht durchgelassen. „Je später der Abend, desto größer die Katz“, erklärt Müller.

Zum Brauchtum gehört bei ihnen auch der Narrenbaum, der von Hand, mit Scheren, Schwalben und viel Muskelkraft gestellt wird. Er sei das „Symbol einer neuen Zeit“, erklärt Müller. Einer Zeit, in der die Narren das Sagen haben und der Bürgermeister die Macht an sie abgeben muss. Geschmückt wird der Baum in den Vereinsfarben und mit Fastnachtspuppen. „Bög“ werden sie in der Mundart genannt und zum Ende der Fastnacht verbrannt.

Ein Schicksal, das auch Rosi ereilt hätte, hätten sie die Gugge Gaiße 2011 nicht nach Kieselbronn gebracht. Frank Wünsch sah sie auf dem Boden liegen – und musste handeln. „Sie hat mir so leidgetan, dass ich sie aufgehoben und mit ihr getanzt habe.“ Abends nahm er sie mit in sein Nachtquartier, wo aber alles sehr züchtig zuging: „Wir haben nicht im gleichen Bett geschlafen.“ Seitdem sitzt sie jedes Jahr auf dem Narrenbaum, natürlich immer in die neueste Mode gekleidet.

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