- Ralf Steinert
Enzkreis/Pforzheim. Bald wird es ernst im Enztal: Im Herbst will die Autobahn-Gesellschaft des Bundes die Großbaustelle für die sechsspurige Renovierung der A8 einrichten. Die Niederlassung Südwest hatte am 1. Januar vom Land die Verantwortung für die Autobahnen übernommen. Doch ein Punkt ist noch unklar.
Die Kommunen an der A8 zwischen den Ausfahrten in Karlsbad und Heimsheim sowie die Stadt Pforzheim befürchten, dass Autofahrer angesichts täglich drohender Staus in der rund sechsjährigen Bauzeit die Fernstraße verlassen und Schleichwege nehmen.
Ein Bild, das die Bürgermeister bei Unfällen schon heute oft erleben: Die Fahrer warten nicht, ob sich ein Stau auflöst, sie gehen von der A8 runter. Sie vertrauen auf den Strecken ihrem Navigationsgerät, verstopfen dann selbst kleinste Gemeindewege. Deshalb hat der Landtagsabgeordnete Erik Schweickert (FDP) aus Niefern bereits 2018 mit den Rathauschefs eine Initiative für Reisezeitanzeiger gestartet.
Hochmoderne Anti-Stau-Technik soll Autofahrern vor Augen führen, dass sich ein Umweg über Ausweichstrecken nicht lohnt. Doch nach einem Gespräch Ende Juli sperre sich die Autobahn-Gesellschaft gegen einen großen Wurf, ärgert sich Schweickert.
Autofahrer versuchen auf Ausweichrouten durchzukommen
Dabei hatten sich im November 2019 der FDP-Politiker und der damals noch für die A8 zuständige Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) nach einer Fragestunde im Parlament schon auf eine umfassende Lösung für die Region verständigt. Damals spielte der Zufall eine Rolle.
Schweickert unterhielt sich im Landtag noch mit Hermann und seiner Mitarbeiterin, die eine Grafik mit Umgehungen zeigte, die sie PZ-Berichten entnommen hatte. "Das ist doch genau das, was ich immer wollte", entfuhr es Schweickert. Hermann fragte seine Mitarbeiterin: "Können wir den Verkehr auf diesen Alternativrouten erfassen?" Sinngemäße Antwort: Das lasse sich machen.
Eine Kehrtwende zeichnete sich ab. Zumal auch die Bürgermeister der Orte an der A8 Sturm liefen gegen volle Straßen in ihren Gemeinden. So verlassen viele Fahrer in Heimsheim die A8 – und versuchen auf drei Routen durchzukommen. Zum einen über Mönsheim nach Mühlacker sowie über Wurmberg nach Niefern, zum anderen über Tiefenbronn und die Seehausstrecke nach Pforzheim.
In der Gegenrichtung entziehen sich Fahrer in Karlsbad den Verkehrsstörungen – sie nehmen Abkürzungen über Teilorte von Keltern und Remchingen Richtung Großstadt. Doch die Autobahn Südwest will Messpunkte für Infogeräte weder in Tiefenbronn noch in Dietlingen und Wilferdingen einrichten, teilte sie Schweickert mit. Diese Standorte lägen "eher abseits der vermuteten Ausweichstrecken", so die Niederlassung des Bundes.
Schweickert sauer auf Ablehnung eines Anzeigers bei Pforzheim-Nord
Das will der Abgeordnete jedoch nicht schlucken: "Das stimmt nicht, ein Hinweis vor der Karlsbader Ausfahrt wäre mehr als angebracht, wir kennen doch alle die Staufolgen mit verstopften Straßen in diesem Raum." Das gelte auch für Tiefenbronn.
Sauer ist er auch über die Ablehnung eines Anzeigers vor der Ausfahrt Nord. Das sei im "Absicherungsbereich der Baustelle nicht möglich", schrieb ihm die Autobahn-Gesellschaft. Schweickert hatte dagegen vorgeschlagen, das bisher vor der Kurve ins Enztal geplante Gerät Richtung Stuttgart zu versetzen:
"Fehlt der Hinweis vor der Anschlussstelle Nord, droht von der dortigen Ausfahrt Richtung Kieselbronn sowie auf den Straßen in Pforzheims Innenstadt ein Verkehrschaos."
Am Anschluss Ost verlasse "doch kaum mehr jemand die A8 mit dem Gedanken, einen Stau zu umfahren". Die Entscheidung der Bundeseinrichtung sei "ein großer Fehler". "Bei Pforzheim-Nord kann es so nicht bleiben" – dafür will Schweickert im Bund mit den Bürgermeistern sorgen.
Nun doch: Reisezeiten für Schleichwege bei Stau sollen auf A8 kommen
Um Verkehrskollaps in der Region zu verhindern: Stauanzeiger sollen Autofahrer auf der A8 halten
Doch keine moderne Anti-Stautechnik für die A8: Land rückt von zugesagten Infogeräten ab
