Hundeführerschein
In Niedersachsen ist der Hundeführerschein schon Pflicht. Die Tierschutzorganisation Peta fordert, diesen auch in Baden-Württemberg einzuführen.
Sebastian Kahnert/dpa (Symbolbild)
Der Yorkshire Terrier Jason (rechts) wurde am vergangenen Mittwoch von einem Bullterrier gebissen und getötet.
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Nach tödlicher Hunde-Attacke in Remchingen: Peta fordert Hundeführerschein
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Remchingen/Stuttgart. Nachdem die PZ-news über den kleinen Yorkshire Terrier Jason aus Remchingen berichtet hat, der am vergangenen Mittwoch von einem Bullterrier totgebissen wurde, meldet sich jetzt die Tierschutzorganisation Peta zu Wort. In einer Pressemitteilung des Verbands heißt es: "Angesichts dieses Vorfalls fordert Peta die Landesregierung auf, den geplanten sogenannten Hundeführerschein in Baden-Württemberg endlich umzusetzen."

Jason war mit seinem Halter Henrik Hermann an dem Tag auf seiner gewohnten Runde unterwegs, als der Bullterrier sich im Genick des Hundes verbiss. Jason starb noch vor Ort.

„Das Problem liegt meist nicht bei den Hunden selbst, sondern bei ihren Halterinnen und Haltern. Viele von ihnen haben Schwierigkeiten, das Verhalten, die Signale und die Körpersprache der Hunde richtig zu interpretieren und zu verstehen. Die eigentliche Ursache von Beißvorfällen ist daher in der Unwissenheit der Menschen zu suchen, nicht beim Vierbeiner“, so Annika Lewald, Fachreferentin für tierische Mitbewohner bei Peta. „Unabhängig davon, ob ein Hund einer ‚Rasse‘ angehört oder ein ‚Mix‘ ist – jeder Hund, der falsch gehalten oder schlecht behandelt wird, kann potenziell für Mensch und Tier gefährlich werden“.

Deutliche Mehrheit für Hundeführerschein

Nach einer von PETA in Auftrag gegebenen repräsentativen Umfrage von August 2023 sprechen sich 68 Prozent der in Deutschland lebenden Erwachsenen für einen verpflichtenden Hundeführerschein aus.

In der Region stellt sich ein Großteil der Hundesportvereine ebenfalls hinter diese Forderung, wie PZ-news im Jahr 2021 berichtete. Allerdings komme es auf die konkrete Umsetzung des Gesetzes an.

Der Hundeführerschein sieht laut Peta vor, dass künftige Halter und Halterinnen bereits vor Aufnahme eines Hundes einen Theoriekurs absolvieren, in dem sie das notwendige Fachwissen über eine tiergerechte Haltung und Aspekte wie Kommunikation und Bedürfnisse von Hunden erwerben.

Anschließend folgt für Halter und Hund ein gemeinsames obligatorisches Praxisseminar in einer Hundeschule. Ein solcher Nachweis kann sicherstellen, dass Menschen, die Hunde halten, fachkundig mit dem Tier umgehen und die Signale des Vierbeiners richtig deuten. Eine funktionierende Kommunikation zwischen Hund und Halter sei unerlässlich, um Beißvorfälle zu verhindern, so Peta. 

Niedersachsen geht mit gutem Beispiel voran

Als erstes deutsches Bundesland hat Niedersachsen einen Sachkundenachweis für Hundehalter beschlossen – seit Juli 2013 ist der allgemeine Hundeführerschein verpflichtend. Einige Städte belohnen verantwortungsbewusste Halter: Wer in München nach dem 1. Mai 2014 einen Hundeführerschein absolviert hat, kann sich ein Jahr lang von der Hundesteuer befreien lassen. In Mannheim gilt eine zweijährige Steuerbefreiung für alle Hunde, deren Halter den Hundeführerschein nach dem 1. Januar 2016 erworben haben.

Ein verpflichtender Hundeführerschein habe laut Peta einen weiteren Vorteil: Er kann Menschen, die sich noch nicht ausführlich mit der Hundehaltung auseinandergesetzt haben, von einem eventuellen Impulskauf abhalten. Jedes Jahr landen 80.000 Hunde in deutschen Tierheimen, darunter sehr viele Tiere, die unüberlegt „angeschafft“ wurden.

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