Aufwändige Bühnenshow: Nachdem Rapper Alligatoah (Mitte) das letzte Mal auf einen Heißluftballon stieg, verlegte er seinen Auftritt diesmal ins Hotel. An seiner Seite links: Lift-Boy Basti. Foto: Sommer
Stimmungsmäßiger Höhepunkt am Samstagabend: SDP begeisterte die Menge, auch wenn zwischendurch der Regen noch einmal heftig zurückkam. Foto: Sommer
Ließen das Happiness gechillt ausklingen: AnnenMayKantereit-Sänger Henning und seine Bandkollegen am Samstagabend. Foto: Sommer
Leisere Töne: Bosse setzte voll auf Musik – die große Show überließ er anderen. Foto: Sommer
Vertrauen in die Fans: Donots-Sänger Ingo wirft sich von der Sky-Bar. Foto: Sommer
Alle bereits gekauften Tickets für 2020 und 2021 haben für 2022 automatisch ihre Gültigkeit behalten. Archivfoto: Wessinger
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Friedlich und fröhlich beim Happiness den Regen weggefeiert
  • Sven Bernhagen

Straubenhardt-Schwann. Gut 11.000 Besucher feiern friedlich und ausgelassen beim Happiness in Schwann. Das Wetter beschert den Musikfans zwei völlig unterschiedliche Festival-Tage.

Festival-Fans sind hart im Nehmen: Trotzig haben sie am Freitag beim Happiness-Open-Air in Schwann gegen den Regen angefeiert. Am Samstag wurden sie dann belohnt: Es wurde warm und trocken, die Sonne strahlte durch die Wolken. Erst spät wurde es noch einmal nass.

11.000 Besucher pro Tag haben auf drei Bühnen über 20 Bands und Künstler erlebt. Gut 7000 haben auf dem Festivalgelände gecampt. Die Atmosphäre war die kompletten zwei Tage über entspannt und weitgehend friedlich – diese Bilanz zog auch Happiness-Organisator Benjamin Stieler.

Am Freitagnachmittag – kurz vor dem Start – verwandelte ein Wolkenbruch das Festivalgelände in eine Schlammwüste. Bis Alligatoah gegen 23 Uhr die Bühne enterte, zogen immer wieder Schauer über das Open-Air. Und fast schien es, als ob der Headliner mit einem unterkühlten Publikum zu kämpfen hatte. Großartig aber wieder die Bühnenshow: Diesmal im Hotel-Style mit Bademantel und Lift-Boy Basti.

Gefeiert wurden zuvor auch die kurzfristig eingesprungenen Von wegen Lisbeth. Für eine gechillte Atmosphäre sorgte Bosse, der zuvor im PZ-Interview Rede und Antwort gestanden hatte. Rapper Gzuz, der im Vorfeld wegen sexistischer Äußerungen und tätlicher Übergriffe im Fokus stand verbot sämtliche Fotoaufnahmen von seinem Auftritt. Vom harten Kern seiner Fans wurde er gefeiert. Sie ließen sich auch vom zweiten Wolkenbruch am frühen Abend nicht vor der Bühne vertreiben. Die Happiness-Besucher spaltete der Rapper – teils war er Grund, sich ein Ticket für das Festival zu kaufen, teils wurde eine Ausladung befürwortet.

Mit der Sonne im Rücken hatten es die Bands am Samstag deutlich leichter, das Publikum vor die Bühne zu locken. Obwohl schon um 17 Uhr dran, erwies sich Rapperin Nura als Publikumsliebling. Sie wurde im vergangenen Jahr als Teil des Duos Sxtn bereits in Schwann bejubelt.

Von den Fans gefeiert wurden im Anschluss die Donots – und die Punkrocker feierten das Happiness: „Da sind wir wieder – auf dem wahrscheinlich schönsten Festival der Republik!“ Pogo, Moshpits, Springen – das Publikum war ständig in Bewegung.

Der Bietigheimer Rapper Rin, für den der Auftritt in Straubenhardt schon fast zum Heimspiel wurde, brachte mit „Bros“ die Menge zum Toben. Zur Partyzone machten SDP das Happiness: Sie ließen riesige, bunte Bälle und aufblasbare Gummitiere übers Publikum hüpfen. Auch der letzte große Wolkenbruch des Festivals trübte die Stimmung nicht.

Ruhig ausklingen ließen AnnenMayKantereit dann das Festival. So richtig Stimmung wollte nur bei den größeren Hits wie „Pocahontas“ aufkommen. Die Herzen der Fans gewannen sie letztlich mit einer Überraschung: Als die Bühne dunkel war und die Fans schon nach Zugabe verlangten, tauchten die Musiker plötzlich auf der Sky-Bar neben der Bühne auf, und präsentierten ihr neues Stück „Ozean“, das die Fans spontan mitsangen und so für ein Stimmenmeer sorgten. Positiv fällt die Bilanz von Polizei-Einsatzleiter Mathias Stephan aus – bis auf ein Vorkommnis: Am Freitagabend habe es eine sexuelle Nötigung gegeben. Die junge Frau habe jedoch in ihr Auto flüchten können. Einen Tatverdächtigen habe man noch nicht, „aber die Ermittlungen laufen“, so Stephan.

Die Feuerwehr hatte laut Einsatzleiter Christoph Zimmermann aufgrund des nassen Wetters kaum etwas zu tun. Rotes Kreuz und Malteser hatten hauptsächlich Prellungen, Schürfwunden, Bänderverletzungen oder Knochenbrüche versorgen, die sich Besucher bei Stürzen auf dem rutschigen Boden zugezogen hatten. In der Nacht auf Sonntag habe sich lange nach Räumung des Geländes ein Betrunkener wieder zurückgeschlichen, sei auf den Mischerturm gegenüber der Bühne geklettert und aus vier oder fünf Metern abgestürzt, so DRK-Einsatzleiter Jochen Irion. Mit dem Notarzt sei der Mann ins Krankenhaus gebracht worden. Zu den Verletzungen könne er keine genauen Angaben machen.

Weitere Eindrücke von den übrigen Bands, eine Gesamtbilanz und witzige Randgeschichten gibt es am Dienstag in der PZ. Mehr vom Happiness findet man auch auf dem Instagram-Kanal der PZ.

Bilder, Texte und Videoschnipsel bilden den Inhalt eines Festival-Livetickers, in dem man auf PZ-news noch einmal alles Mögliche rund ums Happiness nachlesen kann.

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