Betroffene aus Pforzheim und dem Enzkreis können sich auch am Samstag in der Corona-Ambulanz am Helios Klinikum testen lassen – allerdings nur nach Absprache. Foto: Meyer
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Seit Samstag ist bekannt, dass das Coronavirus nun auch im Enzkreis angekommen ist.
dpa
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Coronavirus im Enzkreis: Das ist über den Fall bekannt - und das sagen Landrat, Bürgermeisterin und Schulleiter
  • Magnus Schlecht
  • Dominik Türschmann
  • Nina Tschan

Enzkreis/Pforzheim. Das Coronavirus hat den Enzkreis erreicht: Am Samstag hat das Sozialministerium in Baden-Württemberg mitgeteilt, dass es einen ersten Fall im Enzkreis gibt. Entgegen erster Informationen handelt es sich nicht um eine Mutter, sondern laut Enzkreis-Landrat Bastian Rosenau um einen Familienvater aus Niefern-Öschelbronn, der zuvor im als Risikogebiet eingestuften Südtirol im Urlaub war. Die Familie des 46-Jährigen – seine Frau und zwei Kinder – befinden sich aktuell vorsorglich in häuslicher Quarantäne. Die Kinder besuchen eine Schule in Pforzheim, allerdings bestehe in diesem Zusammenhang kein Anlass zur Sorge, so die zuständigen Behörden. 

Familie in häuslicher Versorgung

Wie Rosenau im Gespräch mit PZ-news erklärte, seien ihm keine genauen Details über den Zustand des Betroffenen bekannt, jedoch sei er nicht kritisch. Der 46-jährige Mann und seine Familie befinden sich demnach nicht im Krankenhaus, sondern in häuslicher Versorgung in Niefern-Öschelbronn. Die Ehefrau und die beiden Kinder zeigen bislang keine Symptome, teilte das Landratsamt am Sonntag mit. Die Kinder seien für zwei Wochen vom Schulbesuch freigestellt, heißt es weiter in der Mitteilung. "Das Umfeld der betroffenen Familie wird jetzt geprüft, um Infektionsketten auszuschließen", so Rosenau über das weitere Vorgehen.

Der Landrat selbst ist aktuell auf dem Weg nach Tansania, wo er mit einigen Kollegen partnerschaftliche Beziehungen zum Distrikt Masasi herstellt. "Ich bleibe aber natürlich weiterhin vernetzt und werde über die Entwicklungen telefonisch und per Mail informiert", sagt Rosenau. Leiter der "Taskforce Corona" im Enzkreis ist der Erste Landesbeamte Wolfgang Herz.

Rosenau: "Keine Panik"

Der Landrat rät dazu, ruhig zu bleiben und nicht in Panik zu verfallen. Von Seiten der Behörden werden die Infektionsketten geprüft und die Lage ernst genommen, aber man gehe damit vorbildlich um, so Rosenau. Er rät vor allem dazu, sich regelmäßig die Hände zu waschen und sich an die Hinweise des Gesundheitsministeriums zu halten. "Hygiene, Hygiene, Hygiene – wenn wir uns daran halten, werden wir auch Corona gut überstehen".

Kinder gehen auf Gymnasium in Pforzheim

Wie Schulleiter Stefan Mielitz bestätigte, gehen die Kinder des betroffenen Vaters auf das Theodor-Heuss-Gymnasium (THG) in Pforzheim. Mielitz steht in sehr engem Kontakt mit dem Leiter des Ordnungsamtes in Pforzheim sowie dem Gesundheitsamt. Nach Einschätzung des Gesundheitsamts bestehe keine Gefahr für die Schüler und das Kollegium des THG. Deshalb werde der Schulbetrieb am Montag ganz normal weiterlaufen. "Weitere Maßnahmen bezüglich des Schulbetriebs sowie zum Freundeskreis der Kinder sind laut Gesundheitsamt im Moment nicht erforderlich", gab das Landratsamt zudem bekannt.

Auch Pforzheims Oberbürgermeister Peter Boch hat sich mit einer Mitteilung an die Öffentlichkeit gewandt. Demnach ist eine Schulschließung derzeit nicht erforderlich. „Wir verstehen, dass Eltern sich jetzt Sorgen machen. Aber die beiden Kinder zeigen keine Symptome, sie bleiben vorsorglich zuhause in Quarantäne. Zum jetzigen Zeitpunkt kann der Unterricht stattfinden, die Schule bleibt geöffnet“, so der OB.

Schule setzt auf Aufklärung

Die Schule setzt wie bereits in der vergangenen Woche auf Aufklärung. Die Biologie-Lehrer behandeln das Thema im Unterricht, um die Schüler aufzuklären, die Angst zu nehmen und auf die dringend notwendigen Hygienemaßnahmen hinzuweisen.

Mielitz appelliert an die Vernunft der Eltern, sich an die Empfehlung des Kultusministeriums zu halten und Kinder, die in einem Risikogebiet wie Südtirol im Urlaub waren, daheim zu lassen. 

Niefern tut alles, um Virus auszubremsen

Birgit Förster, Bürgermeisterin von Niefern-Öschelbronn, erklärte am Sonntag gegenüber der PZ, dass die Gemeinde die Maßnahmen des Gesundheitsamtes unterstützt, um das Virus auszubremsen. Zudem hat Niefern in der vergangenen Woche bereits einen Verwaltungsstab gegründet und alle Veranstaltungen der nächsten Wochen auf ihre Risiken geprüft, so Förster. Einige finden demnach mit Auflagen zur Hygiene statt, andere sollen abgesagt werden, erklärt die Bürgermeisterin. "Darüber hinaus haben wir interne organisatorische Maßnahmen vorbesprochen, um die Einsatzfähigkeit der gemeindeeigenen Einrichtungen zu erhalten", sagt Förster. Beispielsweise sei deshalb die Feuerwehrhauptversammlung in der kommenden Woche deshalb vorsichtshalber abgesagt worden.

Am Sonntagnachmittag wurden dem Ministerium für Soziales und Integration vom Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg insgesamt 17 neue bestätigte Covid-19-Fälle gemeldet. Betroffen sind die Landkreise Emmendingen (9 Fälle), Rastatt (1 Fall) und Ravensburg (1 Fall), der Rhein-Neckar-Kreis (3 Fälle), der Ortenaukreis (1 Fall), der Rems-Murr-Kreis (1 Fall) sowie die Stadt Stuttgart (1 Fall). (Stand: 8. März 2020, 17:00 Uhr)
Sozialministerium Baden-Württemberg

Zahl der Infizierten im Land steigt auf 199

Das Sozialministerium teilte am Sonntag mit, dass die Zahl der Infizierten in Baden-Württemberg weiter gestiegen sei. Inzwischen gibt es 199 bestätigte Fälle von Covid-19. Am Sonntag sind damit in Baden-Württemberg erneut 17 neue Fälle gemeldet worden.

Ein Infizierter im Kreis Calw

Am Freitag wurde bekannt, dass sich ein 29-Jähriger aus dem Kreis Calw ebenfalls mit dem Virus infiziert habe. Der Mann habe sich nach derzeitigem Stand während eines Fußballtrainingscamps im italienischen Sirmione am Gardasee angesteckt und weise nur geringe Symptome auf.

Bei Verdacht auf Corona: So verhalten Sie sich richtig

Reisende, die in einem dieser Länder mit einer an COVID-19 erkrankten Person Kontakt hatten, sollten sich umgehend an ihr Gesundheitsamt wenden. Wer innerhalb von 14 Tagen nach der Rückkehr Fieber, Husten oder Atemnot entwickelt, sollte nach telefonischer Anmeldung und unter Hinweis auf die Reise einen Arzt aufsuchen. Zudem sollten diese Menschen Kontakte auf das notwendigste beschränken und nach Möglichkeit zu Hause bleiben.

Gehen Sie auf keinen Fall direkt ins Krankenhaus oder zum Arzt. Wenden Sie sich telefonisch an Ihren Hausarzt oder Kinderarzt oder an den ärztlichen Bereitschaftsdienst unter der Rufnummer (116 117).

Dieser Artikel wird weiterhin aktualisiert, sobald weitere Details bekannt sind.

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