Pregizer Apotheke Beratungsgespräch
Apotheker Holger Isensee bespricht mit einer Kundin, welche Probleme sich eventuell aus der gleichzeitigen Einnahme und Verwendung von ärztlich verschriebenen und frei käuflichen Arzneimitteln ergeben können.
Röhr
Pforzheim
Pforzheimer Apotheker Dr. Holger Isensee klärt über Polymediaktion auf
  • Thomas Kurtz

Pforzheim. Jeder siebte Deutsche muss langfristig oder dauerhaft mindestens fünf Medikamente einnehmen. Bei den Über-65-Jährigen sind es sogar 43 Prozent. Das heißt, fünf Mal den Beipackzettel studieren, um dann als Laie bei Wechselwirkungen, Unverträglichkeiten oder Doppelverordnungen zu kapitulieren. Dr. Holger Isensee von der Pregizer Apotheke in Pforzheim klärt im Gespräch über Probleme bei der Polymedikation auf.

PZ: Herr Isensee, in jeder Medikamentenschachtel liegen Beipackzettel mit Infos zu Wechselwirkungen und Unverträglichkeiten. Reicht das als Patienteninfo aus?

Holger Isensee: Man muss sich vor Augen führen, dass sich ein Laie schwertut, die Gewichtung von Nebenwirkungen im Beipackzettel vorzunehmen. Bei Wechselwirkungen ist ein Patient eigentlich chancenlos. Da braucht es schon den Apotheker als Arzneimittelfachmann, um eine aussagekräftige Aussage bezüglich der Verträglichkeit zu treffen.

Warum nutzen Kunden die Medikationsberatung der Apotheken?

Ich erlebe drei Hauptmotive in meinen Beratungen: Es gibt zum einen Patienten, die sich körperlich oder psychisch nicht gut fühlen und nicht wissen, ob dies mit den vielen Medikamenten zusammenhängt, die sie einnehmen. Andere möchten gerne ihren Gesundheitszustand aktiv verbessern. Wieder andere haben Angst und möchten auf Nummer sicher gehen, dass nichts schiefläuft. Für alle drei Gruppen lohnt es sich, die Medikation unter die Lupe zu nehmen. Die Krankenkassen haben verstanden, dass viele Komplikationen und sogar Krankenhausaufenthalte durch eine fundierte Analyse vermieden werden können. Deshalb hat jeder Versicherte, der fünf und mehr Medikamente dauerhaft einnimmt, Anspruch auf eine solche Polymedikationsberatung in der Apotheke.

Wie entsteht in der Beratung ein optimierter Medikationsplan?

Der Patient vereinbart einen Beratungstermin. Er bringt neben seinem ärztlichen Medikationsplan alle weiteren Arzneimittel mit, die er zusätzlich selbst gekauft hat. Ich erfasse sämtliche Wirkstoffe und befrage den Patienten zu seinem Befinden und seinen Beschwerden. Häufig stelle ich fest, dass ein Patient gar nicht weiß, weshalb er bestimmte Arzneimittel einnimmt. Ich werte im Nachgang alle Informationen pharmazeutisch aus. Dann kommt der Patient zum zweiten Mal. Ich gehe nun Schritt für Schritt alle einzelnen Präparate mit ihm durch und erkläre ganz genau, wann und wie sie einzunehmen sind. Bei Unstimmigkeiten, Doppelverordnungen oder wichtigen Wechselwirkungen überstelle ich den Patienten an seinen Arzt, damit dieser die erforderlichen Anpassungen vornehmen kann.

Was sind die Vorteile des Medikationsplans für den Kunden?

Mir ist es überaus wichtig, dass der Patient am Ende genau weiß, warum er welche Arzneimittel einnimmt, bei welchen ein striktes, regelmäßiges Einnahmeschema einzuhalten ist, und welche nur bei Bedarf einzunehmen sind. Ein wichtiges Augenmerk lege ich auf eine gezielte Therapie-Ergänzung durch Mikronährstoffe, denn bei vielen chronisch Kranken sind bestimmte Regulationsprozesse aus dem Ruder gelaufen. Diese kann man durch natürliche Stoffe sehr gut wieder ins Gleichgewicht bringen. Der Patient fühlt sich besser, seine Therapie wird unterstützt und er kann im besten Falle Arzneimittel einsparen.

Ist der Medikationsplan auch digital verfügbar?

Der ärztliche Medikationsplan ist ein elektronisches Dokument, das in der Arztpraxis verwaltet wird. Dieser Medikationsplan kann digital auf der Versichertenkarte abgespeichert werden. Wir drucken unseren Medikationsplan auch zum Mitnehmen auf Papier aus.

Das ganze Interview lesen Sie hier.

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