Obscure Shape (rechts) zusammen mit seinem Partner „SHDW“. PR
Pforzheim
PZ-Interview mit Obscure Shape: „Nie vergessen, wo man herkommt“
  • Dominik Türschmann

Der 23-jährige Pforzheimer Luigi Urban startet unter dem Namen „Obscure Shape“ in der weltweiten Techno-Szene durch. Bis er dahin kam, hat er viel erlebt, und immer war sein Partner „SHDW dabei.

PZ: Wie hat bei Ihnen alles begonnen, wie kamen Sie zur elektronischen Musik?

Obscure Shape: Lange bevor ich 18 wurde, sind wir nach Stuttgart zum Feiern. In den damaligen Club „Zapata“ bin ich mit etwas Glück nur über die Gästeliste reingekommen, was für mich schon ein absolutes Highlight war. Als ich mich beim Veranstalter der damaligen Partyserie für den Einlass bedankte, brachte der mich auf einmal in den Backstagebereich, wo ich die Gelegenheit bekam, mit den ganzen DJs zu sprechen. Ich habe dann auch die ganze Nacht hinter dem DJ-Pult getanzt und wusste ab dieser Party: Das ist meine Musik.

PZ: Wie sind Sie dann letztlich DJ geworden?

Obscure Shape: Ich habe dann schnell die richtigen Leute kennengelernt und war mit denen jedes Wochenende auf Tour in sämtlichen Clubs. Dort habe ich immer ein Auge auf den DJ geworfen. Mich hat es begeistert, wie dieser die Leute in der Hand hat und die Emotionen herauskitzelt. Ich wusste, irgendwann will ich das auch so machen. Als ich mir dann ein DJ-Programm kaufen wollte, fehlte mir aber das nötige Kleingeld. Ich habe dann meinen kleinen Bruder solange angefleht, bis er mir das Geld aus seiner Spardose dafür gegeben hat. Meinen ersten richtigen Gig habe ich dann mit 16 Jahren im „Four Runners“ in Ludwigsburg gespielt, nachdem mich ein Kumpel danach gefragt hatte. Es war das erste Mal, dass ich vor Leuten gespielt habe und ich wusste im Vorfeld auch nicht, was mich erwartet. Das war ein echt cooles Erlebnis, eine Party, die ich in meinem Leben nie vergessen werde. Das erste richtige Booking hatte ich dann tatsächlich im „salt&pepper“ in Pforzheim.

PZ: Wie sind Sie zu Ihrem Partner „SHDW“ gekommen?

Obscure Shape: Wir haben uns vor Jahren, noch lange bevor Facebook aktuell wurde, über die Online-Plattform „Kwick“ kennengelernt. Wir haben schnell gemerkt, dass wir musikalisch auf einer Wellenlänge sind. 2014 haben wir dann beschlossen, einfach mal zusammen ins Studio zu gehen. Ab da war klar, es ist irgendetwas Besonders, was uns da verbindet. Wir haben gemerkt, dass unsere gemeinsame Arbeit Potenzial hat. Damals hatten wir nicht im Ansatz daran geglaubt, groß rauszukommen oder ein eigenes Plattenlabel zu gründen.

PZ: Wie kam es dann zu Ihrem Label „From Another Mind“?

Obscure Shape: Wir hatten unseren ersten gemeinsamen Track fertig, den wir eigentlich bei einem großen Label veröffentlichen wollten. Da wurde das aber auf die lange Bank geschoben, weshalb wir uns einige Tipps zu Herzen nahmen und die Platte auf dem eigenen Label veröffentlichten. Das war natürlich ein großer Schritt. August 2015 erschien dann die erste Platte.

PZ: Und danach ging es steil aufwärts?

Obscure Shape: Wir haben dann erstmal nur 500 Vinyl-Platten pressen lassen, was in der heutigen digitalen Zeit eine ordentliche Stange ist. Die waren dann innerhalb von drei Tagen ausverkauft. Das hat uns damals echt umgehauen. Mit den Nachpressungen haben wir jetzt über 5000 Stück verkauft. Mit der dritten veröffentlichten Platte kam dann der Durchbruch in der Techno-Szene.

PZ: Damit verbunden folgten dann auch zahlreiche weltweite Bookings. Welches davon würden Sie als Highlight bezeichnen?

Obscure Shape: Da gibt’s einige. Natürlich war es ein großes Highlight im Berghain in Berlin zu spielen, denn davon träumt man als Techno-DJ eigentlich von Beginn an. Etwas Besonderes aber waren auch einige Veranstaltungen im Ostblock. Wir wurden für den Kosovo gebucht, sind hingeflogen und dachten uns: „Was zum Henker sollen wir mit Techno im Kosovo?“ Aber ich hatte von Anfang an ein gutes Gefühl, auch weil der Veranstalter auf mich einen guten Eindruck gemacht hat. Dann bin ich abends zu diesem Club gefahren und stehe da einfach vor einer riesigen Lagerhalle weit außerhalb von der Stadt. Ringsherrum waren nur vom Krieg zerstörte Häuser. Als ich dann in die Halle reingelaufen bin, war ich echt erstaunt. Da standen schon knapp 2000 Leute, die alle auf uns gewartet haben. Die hatten dort eine brachiale Tonanlage und einen Vibe, den man von Partys bei uns gar nicht kennt.

PZ: Wenn einer der ganz großen Künstler wie Adam Beyer oder Joseph Capriati Ihre Lieder spielt. Wie fühlen Sie sich?

Obscure Shape: Das ist ein sehr gutes Gefühl und vor allem natürlich ein Gefühl der Bestätigung und ein Zeichen dafür, dass man gute Musik macht. Es ist natürlich etwas verrückt, das von einem großen DJ vor 15 000 Leuten zu hören, und wenn man dann auch im Internet sieht, wie Hunderte Leute nach dem Namen des Liedes fragen. Ich meine natürlich, wenn du Musik machst und sich dann niemand dafür interessiert, dann fragst du dich schon, ob das alles richtig ist. Umso schöner natürlich, wenn man genau diese Bestätigung durch große Künstler erhält.

PZ: In diesem Jahr spielen Sie auch beim großen Awakenings-Festival in Amsterdam. Was steht außerdem an?

Obscure Shape: Das Awakenings-Festival ist allein schon deshalb etwas Besonderes, weil ich am 24. Juni Geburtstag habe. Das wird definitiv das größte Geburtstagsfest, das ich je gefeiert habe. Ansonsten stehen noch über zehn weitere große Festivals in der Agenda, beispielsweise das „Sea You“ in Freiburg oder das „Kamehameha“ bei Offenburg. Da steht man dann mehrfach auf dem gleichen Line-up wie die absoluten Idole und auch das sehe ich als Bestätigung für die eigene Arbeit. Besonders freue ich mich aber auf ein Booking, das wir für Brasilien bekommen haben. Ich stamme eigentlich aus Brasilien und umso wichtiger finde ich es, Musik für die Menschen aus der eigenen Heimat machen zu dürfen. Das war immer einer meiner größten Träume und in diesem Jahr wird er Realität.

PZ: Aber in der Heimat spielen, heißt auch in Pforzheim spielen. Das wird für Sie weiterhin dazu gehören?

Obscure Shape: Ja ganz klar, der Marco und ich, wir kommen schließlich beide aus dem Ländle. Ganz egal wie es weitergeht, wir wollen unsere Gigs in der Region immer beibehalten, weil man sollte nie vergessen, wo man eigentlich herkommt. Es sind dann auch immer alle meine Leute mit dabei, das macht dann natürlich noch mehr Spaß.

PZ: Trotz der ganzen Reisen durch Europa soll Pforzheim weiterhin Ihre Heimat bleiben?

Obscure Shape: Momentan funktioniert das noch relativ gut, ja. Auf Dauer wird es aber sicherlich nicht einfach werden, von hier zu den großen Flughäfen zu kommen. Das ist dann schon manchmal stressig. Deshalb ziehe ich vielleicht irgendwann in eine Stadt mit großem Flughafen, aber momentan fühle ich mich in Pforzheim noch sehr wohl und genieße die Ruhe der Stadt. Nach einem anstrengenden Wochenende kann man sich hier gut erholen, das stelle ich mir in Berlin beispielsweise viel unangenehmer vor. Da bin ich froh, dass ich hier in Pforzheim ein ruhiges Plätzchen hab.

Am 13. Mai spielen SHDW & Obscure Shape im salt&pepper in Pforzheim. Alle weiteren Infos gibt es auf Facebook.

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