- Albert Esslinger-Kiefer
- Nina Tschan
- Julia Wessinger
- Marek Klimanski
- Anke Baumgärtel
- Thomas Kurtz
- Claudius Erb
Es war eine der Nachrichten, die richtig weh tat: Wegen der Corona-Krise muss das diesjährige Oechsle Fest ausfallen. Zum eigentlichen Start der 17-tägigen Party auf dem Marktplatz an diesem Freitag haben Leser ihre schönsten Erinnerungen an das „Oechsle“ als Foto eingeschickt und Mitarbeiter des PZ-Medienhauses erzählen, weshalb sie das Fest so vermissen.
„Die lebensfrohe Gaudi“ - von PZ-Verleger Albert Esslinger-Kiefer
Das Oechsle Fest? Das ist Balsam für die Seele der Pforzheimer! Einfach großartig, wie sich Jung und Alt hier ein vergnügliches Stelldichein geben. Eine Augenweide, wenn auch junge Leute im perfekten Dirndl-Look auftreten und ihre Lebensfreude zeigen. Wenn es darum geht, eine Fußgängerzone zu „bespielen“, dann ist das Oechsle Fest das ideale Podium. Die Stadt und ihr Umland brauchen diese kontrollierte Gaudi, sie gehört längst zum Lebensgefühl unserer Region.
Die schönsten Erinnerungsfotos ans Oechsle Fest der PZ-Leser
„Noch ein Viertele fürs Video“ - von PZ-Redakteur Thomas Kurtz
Durst und Dienst sinnvoll und mit Genuss zu vereinen, ist eine Kunst, die mir zum Glück im Alltag öfter einmal gelingt. Da wären zum Beispiel meine Kolleginnen, die täglich mit fürsorglichem Blick meinen Wachzustand überprüfen und mich rechtzeitig mit Kaffee versorgen, bevor sich meine Stirn gefährlich tief in Richtung Computertastatur neigt.
Doch es kommt noch besser. Im Schnitt alle 24 Monate war ich in den vergangenen Jahren für PZ-news in Sachen Video auf dem Oechsle Fest unterwegs. Keine Ahnung, warum es so lief, aber ich musste immer herhalten für Weinproben und Alkoholtests. Wer hat was gegessen? Wer bringt welches Gewicht auf die Waage? Und was zeigt der Promillemesser nach einem Viertel, was nach zwei? Und wer spricht noch deutlich nach drei Gläsern „Rubin“? Kann man alles ausrechnen oder am Atem-alkoholgerät ablesen. Spannend.
Dabei bedeuteten die Viertele im launigen Kollegenkreise, die intensiven Gespräche rund um den Wein, das Probieren und Besprechen vor der Videokamera harte Arbeit, auch körperlich belastend und mit abendlichen Überstunden verbunden. Aber Dienst ist Dienst, und wenn zum Dienst das Durstlöschen zählt, dann muss man sich halt im Notfall noch für ein weiteres Viertele opfern. Das Video soll ja schließlich locker-flockig und authentisch werden.
Schade, dass es im Corona-Jahr nichts zu filmen gibt. 2021 wird dann aber wieder auf dem Oechsle Fest konsequent und konzentriert mit „Rubin“ & Co. gearbeitet.
„Üben für den großen Auftritt“ - von PZ-Redakteurin Anke Baumgärtel
Es ist die Gelegenheit, das geliebte Dirndl auszuführen, und die beste Ausrede, sich ein neues zuzulegen: das Oechsle Fest. Dass es in diesem Jahr nichts wird mit Hüttengaudi und Dirndlabend, ist für viele ein Jammer. Das ganze Ausmaß der Katastrophe offenbart sich ohnehin in der Mode. Selbst wer lange im Voraus geplant hat, wird hart bestraft. Waren es die coolen Band-T-Shirts zum eigentlichen Start der Festivalsaison, sind es jetzt die Dirndl und Lederhosen, die längst geordert waren, bevor Corona kam.
Man muss nichts für Trachtenmode übrig haben, um all jene zu bedauern, die viel Herzblut in neue Kollektionen gesteckt haben oder jetzt vergeblich auf Kundschaft warten. Vielleicht sollten wir dazu übergehen, den Abendspaziergang im Dirndl zu machen, im Abendkleid den Wocheneinkauf zu erledigen oder in High Heels die Blumen zu gießen. Üben für den großen Auftritt, wenn es bald wieder Veranstaltungen gibt. Es muss ja nicht gleich auf der Bühne enden.
„Pflichtbewusst im Dreiviertelestakt“ - von PZ-Redakteur Marek Klimanski
Ich habe vermutlich mit keinem anderen Fest je so viele Berührungspunkte gehabt. Was daran liegt, dass ich privat gar kein Fest-Typ bin. Beruflich aber spielte das Oechsle Fest immer eine große Rolle bei mir, von der Ich-Reportage als Jungredakteur über einen Schnitzelweck-Test („Oh Fleischeslust“) bis zu Überschriften wie „Schunkeln im Dreiviertelestakt“, bei deren Verfassen ich vermutlich schreiben, aber nicht mehr legalerweise Autofahren durfte. Ich verbinde persönliche Erinnerungen damit, etwa die, am Rande des Oechsle Fests an einem sonnigen Spätsommer-Vormittag meiner fünfjährigen Tochter die Nachricht vom Tod ihres heiß geliebten Stief-Opas vermitteln zu müssen. Aber meine Lieblingserinnerung besteht darin, wie sich die Kollegin Martina Schaefer und ich modemäßig bei Bertsch in Schömberg und in der Dirndl-Abteilung des Kaufhof fürs Oechsle Fest aufhübschten. Das hat echt Laune gemacht, und die Ergebnisse konnten sich sehen lassen. Also: nächstes Jahr auf ein Neues, wenn es mich beruflich wieder zum Oechsle Fest zieht. Wo sonst wird die Pflicht so süffig zur Kür!
„Ein Fest für alle Generationen“ - von Marco Kraus, Produktmanager Digital
Das Oechsle fest gehört für mich zu den Highlights des Jahres. Ich werde vor allem meinen mittäglichen Schaschlik und die abendliche Wein-Schorle in geselliger Runde sehr vermissen. Ich hoffe, dass das Fest für jede Altersgeneration dann nächstes Jahr umso schöner wird.
„Schunkeln am Küchentisch“ - von PZ-Redakteurin Nina Tschan
Flammkuchen, Feldsalat, Kaiserschmarrn oder Maultaschen mit Kartoffelsalat – die Liste meiner Lieblingsspeisen auf dem Oechsle Fest ist lang. Keine Frage also, wo es meine Kollegen und mich während der Sause auf dem Marktplatz fast täglich in der Mittagspause oder nach Feierabend hingezogen hat. Und in diesem Jahr? Da müssen wir uns wohl eine Alternative überlegen – zumal wir aufgrund der Homeoffice-Corona-Situation ohnehin nie alle gleichzeitig im Büro gewesen wären und eine gemeinsame Pause hätten verbringen können. So müssen wir unser Oechsle Fest wohl in die digitale Welt verlegen, zu Hause eine Portion Maultaschen zubereiten, anschließend im Video-Chat mit den Kollegen gemeinsam verspeisen und nebenher zu zünftiger Musik am heimischen Küchentisch schunkeln. Das kann auch ganz schön lustig sein, ich spreche da aus Erfahrung. Was fehlt, sind jedoch die spontanen Begegnungen, das Wiedersehen mit alten Freunden, die man nur einmal im Jahr trifft. Dieses Mal stoße ich eben symbolisch aus der Entfernung an, proste den Kollegen durch die Handy-Kamera zu – aber das echte Oechsle Fest kann kein Video-Chat der Welt ersetzen.
„Fast schon rufschädigend“ - von PZ-Redakteur Claudius Erb
Vielleicht ist es ja ganz gut, dass das Oechsle Fest mal Pause macht. Sonst würden auswärtige Gäste sie wieder sehen: all die jungen und alten, die spießigen und hippen, die blasierten und schön normalen, die eingefleischten und zugezogenen Pforzheimer, wie sie Seite an Seite ausgelassen und lachend schunkeln und Wein schlotzen oder Secco schlürfen. Und das
soll nun also diese Stadt der berühmt-berüchtigten Bruddler sein? So gesehen ist das Oechsle Fest – übrigens ähnlich wie die Pforzemer Mess – fast schon rufschädigend.
Von Corona ausgebremst, süffeln wir in diesem Sommer nun eben ausnahmsweise zu Hause unser Viertele und träumen davon, dass der Oechsle-Geist auch unterm Jahr öfter mal in die Pforzheimer dringt – nicht zuletzt auch in deren gemeinderätliche Fürsprecher. Das würde uns schmecken!
„Ein Geburtstag ohne Oechsle Fest“ - von Stefanie Reinhardt, stv. Geschäftsführerin TV-BW Medienproduktionen
Der Gedanke, in diesem Jahr nicht aufs „Oechsle“ zu gehen, schmerzt. Das 17-tägige Weinfest war für mich immer der Höhepunkt des Veranstaltungskalenders. Unzählige feuchtfröhliche Stunden habe ich auf meinem Lieblingsfest verbracht – in der Mittagspause mit Kollegen, während des Tages geschäftlich zum Drehen, abends wieder hin mit Freunden. Ende August habe ich Geburtstag, und so war es jedes Jahr klar, dass ich auf dem Oechsle Fest feiere und mit Familie und Freunden mit einem leckeren „Oechsle Gold“ auf meinen Ehrentag anstoße. In diesem Jahr wird es ein trauriger Geburtstag – ohne Oechsle Fest. Aber zum Glück gibt es den Wein trotzdem.
Jetzt steht es fest: Pforzheim muss aufs OechsleFest verzichten
„Austausch mit lieben Menschen“ - von Urban Roth, Key Account Manager
Egal ob mit Freunden, Kollegen oder Kunden – die Geselligkeit ist für mich das Schönste am Oechsle Fest. Der Austausch mit vielen netten Menschen in wohliger und heimeliger Atmosphäre ist einfach eine tolle Sache. Besonders die PZ-Hüttengaudi mit stimmungsvoller und schmissiger Musik ist für mich ein Highlight. Dieses Erlebnis wird mir in diesem Jahr sehr fehlen.
„Das große Wiedersehen“ - von PZ-Redakteurin Julia Wessinger
Es ist im Grunde genommen wie an Weihnachten: Wenn die Zeit des Oechsle Fests eingeläutet ist, strömen die Kinder Pforzheims wieder in ihre Heimat. All diejenigen, die über die Jahre hinweg in anderen Städten, gar anderen Ländern ein neues Zuhause gefunden haben, werden von der 17-tägigen Feier angezogen, finden den Weg nach Hause und besuchen Familie und all diejenigen Freunde, die der Goldstadt treu geblieben sind. Doch das Oechsle Fest ist noch viel mehr: Ich habe das Gefühl, dass das Fest auch für mich und meine Kollegen, die – das versteht sich von selbst – in Pforzheim oder der Region wohnen, jeden Tag aufs Neue zum Treffpunkt des Wiedersehens wird: egal, ob es ein Wiedersehen nach nur einer Minute, einer Stunde oder einem Tag ist. Das gemeinsame Mittagessen oder das Schorletrinken nach getaner Arbeit – sie gehören in jedem Jahr zu den Sommer-Highlights.
Das Oechsle Fest und – es sei an dieser Stelle deutlich betont – natürlich auch der Weihnachtsmarkt, ziehen die Pforzheimer an, bringen sie in stimmungsvoller Atmosphäre zusammen. Umso trauriger ist es, dass auch noch das zweite „große Wiedersehen“ in diesem Jahr auf der Kippe steht.