Ein Sicherheitsabstand ist zwischen Friseuren und Kunden nicht möglich.
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Pforzheim
„Es ist ein Unding“ - Innungsvorstand begrüßt Aus für Friseure
  • Sabine Mayer-Reichard

Pforzheim. Ab Montag ist es soweit: Laut Beschluss der Landesregierung müssen nun auch Friseure ihre Läden geschlossen lassen. Dieser Schritt kommt nicht überraschend. Schon Ende vergangener Woche rumorte es in der Berufsgruppe, die zunächst als systemrelevant eingestuft worden war und deshalb öffnen konnte. Einzelne Saloninhaber hatten sich da bereits entschlossen, Kamm und Schere zur Seite zu legen und den Schlüssel umzudrehen.

Zu ihnen gehört Eugenio Zicca, unter anderem Chef des Salons Artista in der Nordstadt und Mitglied des Innungsvorstands. Er traf am Freitag schon Vorkehrungen, seine Läden zu schließen – und übte Kritik an der Politik, den Schritt nicht längst angeordnet zu haben.

„Es ist ein Unding“, meinte er. „Wir können den Sicherheitsabstand zu unseren Kunden nicht einhalten, das ist ein großes Ansteckungsrisiko.“ Man habe sich umgestellt, desinfiziere laufend alles, verwende Einmal-Umhänge und halte den Sicherheitsabstand ein. Aber ein Friseur arbeite nun einmal direkt am Menschen – und dann am nächsten Kunden. „Wenn ein Kunde einen Mitarbeiter infiziert, kann der sämtliche weiteren Kunden anstecken. Das ist ein Riesenproblem“, so Zicca. Er müsse Verantwortung für die Gesundheit seiner Mitarbeiter und der Kunden übernehmen und weiß, wie beängstigend die Lage werden kann. Er hat Familie in Bozen, einem stark betroffenen Gebiet. „Momentan sind alle in Quarantäne: Tanten, Onkel, Kinder, Enkel – die ganze Familie.“

Zicca versteht nicht, warum Friseure zunächst als systemrelevant eingestuft wurden. „Uns braucht es nicht zum Überleben, da sind andere gefragt.“ Wer den Appell der Bundeskanzlerin ernst nehme, komme sowieso nicht. Nach seiner Erfahrung ist das die große Mehrheit. Die Nachfrage sei um 90 Prozent zurückgegangen. Beispielsweise ältere Menschen mit Vorerkrankungen waren das Risiko eines Friseurbesuchs nicht mehr eingegangen. Aber auch so mancher Mitarbeiter dieses Berufszweigs wollte sich der Gefahr nicht mehr aussetzten. So meinte eine Friseurin schon Mitte vergangener Woche, sie werde nicht weiter arbeiten. „Ich habe zu Hause zwei kleine Kinder und eine Mutter, die zur Risikogruppe gehört.“

Wie Zicca betonte, kämpfe jeder Salon mit diesen Problemen: Da gehe es vor allem um Fragen der Gesundheit, aber auch um die wirtschaftliche Existenz angesichts dramatisch sinkender Nachfrage. Am Samstag waren viele Friseure dann damit beschäftigt, ihre Kunden per Telefon zu informieren. „Ich bin froh, dass jetzt eine Entscheidung gefallen ist“, lautete eine Reaktion. „In der City ist es sowieso total leer, richtig gespenstisch.“

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