Klemens Köberle (Mitte) erläutert die weitreichenden Folgen einer Umwandlung in Gewerbefläche. Foto: Scheck
Pforzheim
„Der Flächenfraß muss aufhören“ - BUND zeigt Bedeutung des Gebiets Ochsenwäldle auf
  • Melanie Scheck

Pforzheim. Der Gemeinderat wird am 24. November über die künftige Gewerbeflächenentwicklung der Stadt entscheiden. Bei der Abstimmung geht es um die Gewerbeflächenplanungen in den Gebieten Klapfenhardt nördlich der Autobahnanschlussstelle Pforzheim-West und Ochsenwäldle westlich der Autobahnanschlussstelle Pforzheim-Süd. Am Sonntagmittag kamen auf Einladung des BUND Nordschwarzwald rund 100 Personen zu einem gemeinsamen Spaziergang durch das Ochsenwäldle zusammen.

Die Vorsitzenden Simone Reusch und Susanne Duffing erläuterten gemeinsam mit dem Landschaftsschutzexperten Klemens Köberle die wichtige Bedeutung des Ochsenwäldles für die Umgebung: Eine Erschließung als Gewerbegebiet werde einen dramatischen Verlust von Lebensräumen für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten bedeuten. So stelle das artenschutzrechtliche Gutachten für die Waldflächen des Ochsenwäldles zum Beispiel fest, dass die Fledermausart „Großes Mausohr“ durch die Rodung des Waldes ihr Jagd- und Nahrungshabitat verlieren würde. Der Wald beheimate außerdem die stark gefährdete Gelbbauchunke sowie viele Vogel- und Insektenarten.

„Zwischen 40 und 68 Hektar sehr wertvoller Waldfläche sind in Gefahr. Und ein Gewerbegebiet zieht auch weitere Flächen nach sich. Der Flächenfraß muss aufhören“, betonte Reusch. Der Wald binde eine enorme Menge an Kohlendioxid. Ein Verlust könne über viele Jahrzehnte nicht ausgeglichen werden.

Köberle verwies auf die hohe Verantwortung, auch im Hinblick auf kommende Generationen. „Wir müssen mit dem wirtschaften, was wir haben. Dieser Wald gehört uns nicht, sondern unseren Kindern und Enkeln.“ Das Argument der Arbeitsplatzbeschaffung wies er zurück, da sich meist keine neuen Firmen ansiedeln würden, sondern bereits vorhandene Arbeitsplätze verlagert würden. Auch die Gewerbesteuer käme nicht zum Tragen, da diese durch die Verschachtelung von Betrieben nicht ankomme. Ausgleichsmaßnahmen für gefährdete Tier- und Pflanzenarten seien meist nicht wirksam, und das Land verfüge nicht über genügend Fläche dafür. „Jeder Bürger kann sich einbringen, um unsere Natur zu schützen und auf die Entscheider einzuwirken“, appellierte Reusch an die Anwesenden. In Zeiten des Klimawandels sei es unverantwortlich, den Wald in Gewerbefläche umzuwandeln. „Wir leben auf Kosten anderer, der Klimawandel passiert vor unserer Haustüre. Die Umwandlung des Ochsenwäldles in Gewerbefläche ist aus ökologischen Gesichtspunkten als auch wirtschaftlich nicht tragbar“, so Köberle.

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