„Der Widerstand richtet sich gegen die Maßnahmen der Regierung, die das gesellschaftliche Leben zum Erliegen gebracht haben“, sagt Michael Schreyer, der die Kundgebung bei der Stadt für 40 Teilnehmer angemeldet hat. Symbolbild: Adobe Stock
Pforzheim
„Demokratischer Widerstand“: Demo in Pforzheim - Initiatoren finden Einschnitte wegen Corona unangemessen
  • Marek Klimanski

Pforzheim. Mit etwas zögerlich angestimmten „Wir sind das Volk“-Rufen und einer Mantra-ähnlich vorgetragenen „Grundgesetz, Grundgesetz“-Formel hat am Samstagnachmittag eine Demonstration auf dem Pforzheimer Marktplatz um Aufmerksamkeit gebuhlt. Nach ersten Polizeiangaben sollen es zunächst 50 bis 80 Personen gewesen sein, die sich gegen die Corona-Maßnahmen der Bundesregierung ausgesprochen haben. Im Lauf der Veranstaltung kamen noch einige Menschen hinzu.

Laut Organisator Michael Schreyer waren es 100 Personen, die dagegen protestierten, dass unter anderem das Corona-Kontaktverbot „das gesellschaftliche Leben zum Erliegen gebracht“ habe. Mit der Teilnehmerzahl sei er zufrieden „fürs erste Mal,“, 40 waren angemeldet. Am kommenden Samstag soll es eine erneute Auflage der Demo geben.

Aber um diese Regelungen zum Schutz vor einer ungezügelten Ausbreitung des Coronavirus kamen auch die Demonstranten nicht herum. Zwischen den Ansprachen und Parolen verwies die Polizei – mit zehn Beamten vor Ort – noch einmal darauf, dass die doch etwas zu eng aufgerückten Demonstrationsteilnehmer einen Mindestabstand von 1,50 Meter einnehmen müssen. Michael Schreyer erklärte gegenüber der PZ, die Forderung seiner Kundgebung sei die einer Rückkehr zur Normalität. Wer Angst vor der Epidemie habe, solle sich im Internet informieren. Auch auf Transparenten wurde dazu aufgerufen, den gewählten Regierenden und professionellen Medien keinen Glauben zu schenken. Ferner wurden die Grundrechte-Artikel zu Meinungs- und Religionsfreiheit und dem Schutz der Familie sowie der Rechte der Erziehungsberechtigten vorgelesen, was mit eben jenen „Grundgesetz, Grundgesetz“-Rufen begleitet wurde. Passend zur Virusproblematik kam auch eine Impfgegnerin zu Wort.

Ein Transparent erinnerte an den 1968 bei linken Studentenprotesten von der Polizei erschossenen Benno Ohnesorg. Ansonsten waren keine bekannten Vertreter der Kommunalpolitik oder überhaupt des öffentlichen Lebens in der Stadt auszumachen.

Neben den zuletzt auf rechtspopulistischen Demonstrationen aus den letzten DDR-Tagen kopierten „Wir sind das Volk“-Rufen hat ein kleiner Teil der Demonstranten das in linker Tradition stehende Lied „Die Gedanken sind frei“ gesungen.

Nicht mehr ganz so frei fühlte sich nach dem Ende der etwa halbstündigen Veranstaltung ein daran teilnehmender Radfahrer, der nach einem Wortgefecht mit Polizisten und mutmaßlichen Widerstandshandlungen zu Boden gebracht und in Gewahrsam genommen wurde. Auf PZ-Nachfrage teilte die Pressestelle des Polizeipräsidiums mit, er sei einer Straftat verdächtigt worden – konkret einer Verletzung des Urheberschutzgesetzes durch unerlaubtes Fotografieren – und habe sich der Klärung durch Flucht entziehen wollen.

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