Schriftstellerin Beate Rygiert mit ihrem Mann Daniel Oliver Bachmann, Autor und Musiker. Foto: Hoffer
Kultur
Kultur fürs Wohnzimmer: Bestseller-Autorin Beate Rygiert liest aus ihrem neuen Roman "Schäfchensommer"
  • Sandra Pfäfflin

Baden-Württemberg. Sie lässt sich nicht gerne in eine Schublade packen: Autorin Beate Rygiert, die in ihren Büchern immer wieder ganz unterschiedliche Themen und Stilformen aufgreift. Im sechsten Video der PZ-Solidaritätsaktion „Kultur fürs Wohnzimmer“ liest aus ihrem neuen Roman „Schäfchensommer“.

Das PZ-Medienhaus setzt gemeinsam mit den Kulturschaffenden, die allesamt auf ihre Gagen verzichten, mit dieser Solidaritätsaktion ein Zeichen und unterstützt die lebendige Szene. Denn die Lage ist verheerend: Alle Künstler haben keine Auftritte mehr. Einnahmen brechen über mehrere Monate weg. Für die an der Aktion beteiligten Protagonisten ist es Ehrensache, dass sie die Erlöse spenden, die ihre Videos einbringen.Sie sollen an Künstler aus der Region gehen, die unter der Krise zu leiden haben.

Rygiert wird im Video von ihrem Mann Daniel Oliver Bachmann am Handpan begleitet.

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PZ: Im Abstand von wenigen Wochen sind gleich drei Ihrer Bücher auf den Markt gekommen – „Das Buch der Blumen“ und „Schäfchensommer“ sowie „Die Seidenvilla“ unter Ihrem erfolgreichen Pseudonym Tabea Bach. Wie kam das zustande?

Beate Rygiert: „Schäfchensommer“ sollte eigentlich bereits im Frühjahr 2019 erscheinen, doch der Blanvalet-Verlag hat kurzfristig entschieden, das Buch ein Jahr später herauszubringen – das hatte mit der internen Planung zu tun, die man als Außenstehender schwer verstehen kann. Dass nach der erfolgreichen Trilogie um die „Kamelieninsel“ mit Abstand von einem Jahr eine weitere bei Lübbe folgen würde, war ebenfalls schon lange geplant. Und das wunderschöne Geschenkbuch „Das Buch der Blumen“ ist natürlich auch ein typischer Frühlingstitel. So kam es, dass der März 2020 ein prächtiger Buchmonat für mich werden sollte. Und trotz Corona auch geworden ist.

Die Bücher könnten unterschiedlicher kaum sein: ein Erzählband mit Geschichten rund um Blumen, ein Roman, der im Schwarzwald spielt und die Geschichte von Angela, die im Veneto die letzte traditionelle Seidenweberei retten will. Wie ist Ihre Arbeitsweise? Immer schön nebeneinander oder erst einen Band abschließen, ehe der nächste beginnen kann?

Ja, ich schreibe immer nur an einem Buch – anders wäre es nicht möglich. Dass die Titel so unterschiedlich sind, spiegelt mein Wesen wieder. Ich lasse mich ungern festlegen, sondern liebe es, mich in verschiedenen Genres auszudrücken. Als die Anfrage zu „Das Buch der Blumen“ kam, konnte ich einfach nicht Nein sagen, denn ich liebe Blumen, das sieht man ja schon aus der Trilogie um die Kamelieninsel, nicht umsonst habe ich ein solches Setting gewählt. „Schäfchensommer“ ist ein absolutes Herzensprojekt, das ich schon lange mit mir herumtrage, ist es doch eine Liebeserklärung an meine Heimat. Entlang der Schwarzwaldhochstraße gibt es übrigens tatsächlich eine Schäferin, die genau wie Elke im Auftrag der Naturschutzbehörde alljährlich ihre Schafherde über die Grinden führt. Das hat mich zu diesem modernen Heimatroman inspiriert, und bei ihr habe ich auch viel recherchiert.

Alle drei Bücher sind in unterschiedlichen Verlagen erschienen. Wie schafft man das denn?

Heutzutage muss man sich als Autorin breit aufstellen, wenn man vom Schreiben lebt, so wie ich seit vielen Jahren. Daran haben meine Agentin und ich lange hart gearbeitet, und ich bin sehr froh, mit drei so wunderbaren Verlagen zusammenarbeiten zu dürfen.

Gibt es ein Buch, das Ihnen ganz einfach aus der Feder geflossen ist, oder wie aufwendig waren die Recherchen?

Recherche ist für mich immer enorm wichtig und nimmt einen großen Teil meiner Arbeit ein. Für die Seidenvilla habe ich schon vor vielen Jahren im Veneto bei einer Seidenweberei recherchiert, die auf genau solchen historischen Webstühlen die bezauberndsten Seidenstoffe in Handarbeit produzierte, wie ich es in den Romanen erzähle. Dort verbrachte ich einige Zeit und habe eine ganze Kladde mit Notizen und Aufzeichnungen gefüllt und viele Fotos gemacht. Es hat lange gedauert, bis ich den Dreh gefunden hatte, diese Geschichte angemessen zu erzählen. In der Trilogie „Die Seidenvilla“ und den Folgebänden „Im Glanz der Seidenvilla“ (erscheint Ende Mai) und „Das Vermächtnis der Seidenvilla“ (erscheint im Juli) ist mir das nun gelungen. Natürlich habe ich auch für „Schäfchensommer“ ganz genau recherchiert, schließlich lebe ich im Schwarzwald. Und wenn man denkt, so ein Büchlein wie „Das Buch der Blumen“ schriebe sich wie von allein, so täuscht man sich. Auch in diesen zwölf Kapiteln steckt ungeheuer viel Detailrecherche. Dann allerdings, wenn ich alles im Kopf parat habe, was ich für eine Geschichte brauche, dann fließt es tatsächlich, und das macht mich sehr glücklich.

In Ihrem Beitrag zu „Kultur fürs Wohnzimmer“ lesen Sie eine Passage aus „Schäfchensommer“. Um was geht es in diesem Ausschnitt?

Dafür habe ich einen atmosphärischen Ausschnitt gewählt, in dem man Elke, die Schäferin, in einer Sommernacht auf einer der Hochweiden im Schwarzwald erlebt, ihre Gedanken und Erinnerungen, damit der Hörer einen Eindruck von der Stimmung des Romans erhält.

Ihr Ehemann Daniel Oliver Bachmann, begleitet Sie an einem eher unbekannten Instrument. Worauf und was spielt er? Zu meiner Lesung hat er an dem Instrument Handpan stimmungsvolle Musik beigesteuert. Er wird mit seiner Musik in der PZ-Aktion am 12. Mai zu erleben sein.

Beate Rygiert wurde in Tübingen geboren und wuchs in Engelsbrand auf. Mit zwölf schrieb sie in ihr Tagebuch: „Eigentlich möchte ich Schriftstellerin werden!“ Diesen Traum verwirklichte sie nach dem Studium der Musik- und Theaterwissenschaft und der Italienischen Literatur in München und Florenz soweie nach einigen Jahren als Mudikdramaturgin am Theater Pforzheim. Heute lebt sie in Forbach im Schwarzwald.

Das ist der Trailer zur Aktion "Kultur fürs Wohnimmer"

Mehr Infos gibt es hier: Kultur fürs Wohnzimmer: PZ bringt Auftritte von Künstlern aus der Region virtuell nach Hause

Beate Rygiert ist davon überzeugt, die Krise gebe uns – neben den belastenden Seiten –, die Chance, vieles, was wir als unverrückbar betrachtet haben, neu zu bewerten. Sie zwinge uns, noch kreativer zu werden, neue Wege zu gehen oder alte, vergessene wiederzubeleben. „Wir leben eine befremdliche Isolation und spüren den Wunsch nach Gemeinschaft auf eine ganz neue Weise. Schön wäre es, wenn wir uns das bewahren könnten für die Zeit danach: die Freude des Miteinanders, unser Hunger nach Austausch, Kunst und Kultur.

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