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Auch Menschen, die keine oder fast keine Symptome einer Erkrankung zeigen, können das Corona-Virus weitergeben - darauf weist das Gesundheitsamt Pforzheim-Enzkreis hin. „Aktuell erleben wir verstärkt Ausbrüche, die auf junge Leute zurückgehen“, berichtet dessen stellvertretende Leiterin Angelika Edwards.
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Viele junge Menschen mit Corona infiziert – Gesundheitsamt Pforzheim-Enzkreis warnt vor Sorglosigkeit
  • pm/enz

Enzkreis. Auch Menschen, die keine oder fast keine Symptome einer Erkrankung zeigen, können das Corona-Virus weitergeben - darauf weist das Gesundheitsamt Pforzheim-Enzkreis hin. „Aktuell erleben wir verstärkt Ausbrüche, die auf junge Leute zurückgehen“, berichtet dessen stellvertretende Leiterin Angelika Edwards. Ein Großteil der zuletzt wieder gestiegenen Fallzahlen betreffe diese Bevölkerungsgruppe.

 Auch der derzeit größte Ausbruch in Baden-Württemberg passe in dieses Schema, sagt Edwards: In Dettingen (Kreis Reutlingen) wurden nach einem Fest junger Menschen bislang 25 Personen positiv getestet; rund 550 Menschen stehen inzwischen unter Quarantäne. Den Jugendlichen und jungen Erwachsenen sei dabei kaum ein Vorwurf zu machen, findet die Ärztin: „Wer selbst keine Anzeichen einer Erkrankung spürt, weiß natürlich erstmal nicht, dass er infektiös sein könnte.“

 

Umso wichtiger sei es deshalb, die bestehenden Abstands- und Hygieneregeln einzuhalten, wie Erster Landesbeamter Wolfgang Herz betont: „Gerade bei Festen und anderen Events ist das Risiko einer Ansteckung groß – nicht umsonst müssen die Veranstalter sich vorher Gedanken machen und ein Hygiene-Konzept erstellen.“ Für Feiern im privaten Rahmen gelte dies jedoch erst ab 100 Teilnehmern – zu viele, findet Herz: „In Dettingen haben nur etwa 30 Personen gefeiert.“ Gerade im privaten Rahmen jedoch fänden derzeit die meisten Übertragungen statt.

"Wir sehen immer mal wieder junge Leute, die richtig schwer erkranken."

Brigitte Joggerst, Leiterin des Gesundheitsamts Pforzheim-Enzkreis

Was oft übersehen wird: Auch wer kein Fieber hat, nicht unter Atemnot leidet, hustet oder niest, aber das Corona-Virus in sich trägt, kann andere anstecken. „Natürlich verleitet es zur Sorglosigkeit, wenn man glaubt, dass man selbst und der eigene Freundeskreis die Infektion unbeschadet überstehen wird“, sagt auch Gesundheitsamts-Chefin Brigitte Joggerst. Ein möglicherweise fataler Trugschluss: „Wir sehen immer mal wieder junge Leute, die richtig schwer erkranken.“

Vor allem aber gelte: Auch wer jung ist, bleibt nicht nur unter Seinesgleichen, sondern kommt in Kontakt zu Älteren oder zu Menschen, die zu einer Risikogruppe gehören. „Ob in der Schule oder am Arbeitsplatz, im Verein oder im Familienkreis – überall, wo Menschen zusammenkommen, kann sich das Virus verbreiten.“ Deshalb appellieren Joggerst und Edwards: „Schützen Sie sich – aber schützen Sie auch Ihre Mitmenschen!“ Das Tragen einer Mund-Nase-Bedeckung sei ein wichtiger Teil eines solchen Schutzes – überall dort, wo es schwierig ist oder werden kann, einen Abstand von mindestens 1,5 Meter einzuhalten.

Derzeit nur vier Covid-19-Erkrankte in den Krankenhäusern der Region

 Tatsächlich erklärt sich ein derzeit zu beobachtendes Parodox auch aus der aktuellen Fallzahlen-Entwicklung: Zwar haben sich in den vergangen vier Wochen 173 Menschen aus Pforzheim und dem Enzkreis neu mit dem Virus infiziert – in den Krankenhäusern der Region liegen jedoch nur vier an Covid-19 Erkrankte. Zu Beginn der Pandemie waren dagegen in diesem Zeitraum und bei gleicher Fallzahl bereits sechs Todesopfer zu beklagen.

 Mehr Wissen über die Krankheit und mögliche Behandlungen sorge dafür, dass schwere Verläufe oder gar Todesfälle momentan selten seien, sagen die Experten. „Vor allem aber ist der Altersdurchschnitt der Infizierten deutlich gesunken“, erläutert Joggerst. Wie schon zu Beginn gelte: „Je jünger die Patienten, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie symptomlos bleiben.“

 

Dass schwere Verläufe derzeit selten seien, erklärt man sich im Gesundheitsamt auch durch eine gestiegene Vorsicht bei Älteren und bei Menschen mit Vorerkrankungen. „Die Alten- und Pflegeheime sind mittlerweile sehr gut aufgestellt, was Hygiene-Konzepte angeht“, weiß auch Vize-Landrat Wolfgang Herz. Zudem sei man dort wesentlich besser vorbereitet, falls es doch zu einer Infektion kommen sollte.

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