Gespielte Harmomie: Vanessa Maurischat (links) und Annie Heger. Foto: Roller
Kultur
Wie ein altes Ehepaar: Heger und Maurischat bieten in Schömberg wilde Wortgefechte und harmonischen Gesang
  • Nico Roller

Schömberg. Die eine ist pedantisch und Einzelkind. Die andere stöhnt beim Teetrinken und muss im Sitzen schlafen, damit sie beim Schnarchen nicht das Kissen einatmet. Annie Heger und Vanessa Maurischat agieren wie ein altes Ehepaar. Wie Licht und Schatten, Harry Potter und Voldemort, Seehofer und Merkel.

Ein verbaler Schlagabtausch jagt den nächsten, wenn Heger und Maurischat bei einem vom Verein „Kaffee-Gässle Seh(e)-Bühne“ organisierten Abend gemeinsam auf der Bühne stehen. Im zum Theatersaal umgebauten Schwimmbad des Hauses am Kurpark – übrigens ausverkauft – schreien und keifen sie sich gegenseitig an, fuchteln wild in der Gegend herum und diskutieren über alles Mögliche: Über das morgendliche Aufwachen, über Matjes und Krabbenbrötchen, über Selbstmord und darüber, ob das Wetter Schuld am Unwohlsein haben kann: „German Wetterfühligkeit“. Zwischendurch ein Glas Sekt. Dann geht es munter weiter.

Die beiden Frauen kommen von einem Thema zum nächsten: „Hört in Meppen die Welt auf?“ Und falls ja: „Heißt es ein Sekt oder zwei Sekten?“ Egal, Hauptsache, es gibt Nachschub. Denn mit Sekt lässt sich gleich viel besser philosophieren. Etwa über die gute alte Zeit, als man Kassetten noch mit Bleistift und Tesa reparieren konnte und mit einer Hand voll Groschen ins Nachbardorf laufen musste, um zu telefonieren. Zugegeben, das ist schon eine ganze Weile her. Aber Quizshows im Fernsehen gab es damals bestimmt noch nicht. Und Facebook schon gar nicht. Fast könnte man sagen: „Saß der Nazi früher allein zu Haus’, verbreitet er heute im Netz seinen Graus.“ Nicht die einzige Weisheit, die Heger und Maurischat auf Lager haben. Die beiden sind sich für nichts zu schade, tanzen über die Bühne, singen ein Lied nach dem anderen. Dann packt Heger nicht nur ihre Blockflöte, sondern auch ihre Ukulele aus, um zum Jethro Tull und Van Halen Ostfrieslands zu werden. In einer Person, versteht sich. Das Publikum ist begeistert – auf tosenden Beifall folgt nach mehr als zwei Stunden die Zugabe.

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