Shisha-Bars boomen – und damit die Gefahr, die davon ausgehen. Foto: Stache
Pforzheim
Warnmelder und Belüftung: Strenge Auflagen für Shisha-Bars
  • Olaf Lorch-Gerstenmaier

Pforzheim. Sind es die vermehrten technischen Mängel, die die Feuerwehr und das Gewerbeamt auf den Plan rufen? Sind es die Vorkommnisse in den Shisha-Bars beziehungsweise in deren Umfeld, die Polizei und Sicherheitsämter elektrisieren? Die Landesregierung reagiert nun nach Jahren einer toleranten – andere sagen: laschen – Haltung.

Das Wirtschaftsministerium hat die Kommunen und Kreise angehalten, einen neuen Erlass umzusetzen. Ärzte forderten das schon lange. Der Enzkreis hatte in der vergangenen Woche über eine Anzeige – unter anderem in der PZ – eine „Allgemeinverfügung zum Umgang mit Wasserpfeifen (Shishas)“ öffentlich bekanntgemacht. Die Stadt Pforzheim wird nachziehen.

Oberbürgermeister Peter Boch wird dieser Tage die Verfügung unterschreiben, die am Samstag im Anzeigenteil der „Pforzheimer Zeitung“ erscheinen wird. In der Goldstadt, das ergab eine Anfrage bei der Stadt, stieg die Zahl der Shisha-Bars von 15 im Vorjahr auf aktuell 18 – wobei es sich nur um die offiziellen Bars handelt. Das bedeutet noch lange nicht, dass dies die einzigen Lokalitäten sind, in denen die Wasserpfeifen kreisen. Auch in Pforzheim gab es schon mehrere bedenkliche Zwischenfälle mit dem gefährlichen Kohlenmonoxid in Shisha-Bars. Dabei hätte es auch leicht gefährlich werden oder gar tödlich enden können.

Die künftig geltenden Auflagen sind unter anderem:

Das Rauchen und Bereitstellen von Shishas, die mit Kohle beziehungsweise organischen Materialien befeuert werden, ist in bestehenden Gaststätten verboten.

Ausgenommen sind spezielle Lokale – in denen fachgerechte Installationen von Be- und Entlüftung vorgeschrieben sind.

Zur Überwachung der Kohlenmonoxid-Konzentration müssen Warnmelder angebracht werden.

Mehr lesen Sie am Dienstag, 13. November in der „Pforzheimer Zeitung“ oder im E-Paper auf PZ-news oder über die Apps auf iPhone/iPad und Android-Smartphones/Tablet-PCs.

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Was macht Kohlenmonoxid (CO) so gefährlich?

Das Gas ist farb-, geruch- und geschmacklos. Etwa 300 bis 400 Menschen pro Jahr verlieren in Deutschland ihr Leben, weil sie Opfer einer Kohlenmonoxidvergiftung wurden.

Wenn Kohle, Gas oder Benzin nicht vollständig verbrennen, kann sich Kohlenmonoxid bilden. Schon mehrfach gab es Tote und Verletzte, weil jemand einen noch glühenden Holzkohlengrill vom Balkon ins Zimmer gestellt oder in einer geschlossenen Garage gegrillt hat. Wer einen offenen Kamin in der Wohnung hat, muss ebenfalls mit einer unsauberen Verbrennung und Kohlenmonoxidbildung rechnen. Sind dann auch noch die Abzüge defekt oder der Kamin verstopft, kann sich das Gas im Wohnraum ansammeln. Manchmal sogar bei geöffneten Fenstern. Auch an Stromaggregaten, die meist mit Diesel oder Benzin betrieben werden, entstehen giftige Abgase wie Kohlenmonoxid. Ein solches Aggregat, das die Versorgung mit Energie unabhängig vom Stromnetz sicherstellt, sollte also nicht in geschlossenen oder schlecht belüfteten Räumen genutzt werden.

Das Einatmen von CO führt zu einem extremen Sauerstoffmangel im Körper. Aus Kopfschmerzen und Übelkeit folgen Herzrasen, Halluzinatonen und Krämpfe. Die Kohlenmonoxid-Opfer werden zunehmend apathisch und leiden unter Atemnot. Je länger die Menschen große Mengen CO einatmen, desto eher tritt der Tod ein. Gefährlich wird es, wenn die Menschen im Schlaf überrascht werden und dann nicht mehr die Kraft finden, sich aus dem Raum zu bewegen, um frische Luft, zum Beispiel durch ein geöffnetes Fenster, einzuatmen.

Die üblichen und vorgeschriebenen Rauchmelder reagieren nicht auf Kohlenmonoxid. Es gibt jedoch CO-Melder, die bei manchen Kaminsituationen auch vom Schornsteinfeger angeordnet werden. Generell gilt: Ein CO-Melder kann Leben retten, denn wer noch die Kraft hat, sich ins Freie zu retten, hat sehr gute Chancen, die Vergiftung zu behandeln. Das geschieht vor allem mit der Gabe von hochdosiertem Sauerstoff. tok

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