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Vom Spieler zum Beobachter: Früherer KSC-Kapitän Marco Grimm scoutet Talente
  • Peter Putzing/fal

Karlsruhe. An seine Zeit als Spieler des KSC erinnert sich Marco Grimm gerne. Auch, weil der Abwehrspieler damals im Wildpark Kapitän des Profiteams war. Von Juli 1999 bis Mitte 2003 stand er beim KSC unter Vertrag, absolvierte für die Badener 76 Spiele. Jetzt, nach etlichen Jahren der beruflichen Wanderschaft, hat Grimm wieder den KSC als Arbeitgeber. Er arbeitet seit einigen Wochen als Scout für den Wildparkclub.

Der neue Job hat für den ehemaligen Defensivspieler, der in Baden-Baden geboren wurde und in Gaggenau-Hörden aufwuchs, viele gute Seiten. Eine ist: Grimm kommt wieder öfter ins heimische Murgtal, dort wo seine Familie lebt. Eine andere: Der 47-Jährige war bis vor einigen Monaten Co-Trainer beim Schweizer Zweitligisten FC Wil und seither ohne Engagement. Durch den Job beim KSC kann er im Profifußball weiterarbeiten.

Dort war er als Spieler erfolgreich. Der Abwehrspezialist spielte 33-mal in der Bundesliga, 95-mal in der 2. Liga. Für den FC Bayern München, VfB Stuttgart, Braunschweig und den KSC. In Österreich kickte er für den Bundesligisten Grazer AK. Zuvor trat er in der Jugend für den FV Hörden und den SV Kuppenheim an, ehe er beim VfB Gaggenau Oberligaluft schnupperte.

Mit Schwartz in Kontakt

Die Verpflichtung beim KSC ist maßgeblich auf Cheftrainer Alois Schwartz zurückzuführen. Der arbeitete mit Grimm einst beim 1. FC Kaiserslautern zusammen. Schwartz war Chefcoach des Talentteams der Pfälzer – Grimm sein Assistent. 175 Spiele war der einst so kopfballstarke Innenverteidiger Grimm Co-Trainer von Schwartz. Dann wechselte Schwartz 2012 als Chefcoach nach Erfurt. „Alois wollte mich eigentlich mitnehmen nach Erfurt, das hat irgendwie nicht funktioniert. Wie auch danach, als Alois erfolgreicher Trainer in Sandhausen war. Auch da habe ich mit dem SVS geredet. Aber auch das hat nicht geklappt“, erinnert sich Grimm und fährt fort: „Ich hatte mit Alois immer Kontakt. Auch nachdem sich unsere Wege getrennt hatten, weil Alois von Lautern nach Erfurt wechselte. Ich kenne Alois als Mensch, als Trainer. Ich weiß, wie der denkt, was er will und: ich schätze ihn sehr.“

Als Schwartz die „Roten Teufel“ verließ „habe ich parallel dazu in Kaiserslautern Konrad Fünfstück kennengelernt und gemerkt: Das passt mit Konrad.“ Grimm wurde unter Fünfstück zuerst Assistent der Amateure, danach Co-Trainer beim Profiteam des FCK, ehe er mit Fünfstück in die Schweiz zum FC Will wechselte. Als Fünfstück ins Talentteam des SV Werder Bremen wechselte, wollte auch er Grimm mitnehmen, doch auch daraus wurde nichts.

Seit 2003 lebt Grimm in Braunschweig, hat auch nach dem KSC-Engagement „die Basis Braunschweig“ mit seiner Lebensgefährtin beibehalten. „Ich pendle zum Arbeitsplatz.“  Sein Aufgabenbereich? „Ich decke den Norden Deutschlands ab. Schaue zweite Mannschaften vom HSV, von Wolfsburg oder Werder Bremen an, um Talente zu beobachten: Da gibt es noch Spieler, die Talent haben, aber bezahlbar sind. Doch ich bin auch in der 2. Liga unterwegs. Kiel, St. Pauli, Osnabrück. Dort bin ich, um KSC-Gegner zu beobachten, um Alois mit Fakten zu diesen Teams zu helfen“, so Grimm, der auch im Ruhrgebiet oder Berlin in Sachen Scouting unterwegs ist.

Infos zur Spielvorbereitung

Für die Partie der Karlsruher am Sonntag in Bochum (13.30 Uhr) lieferte Grimm zudem etliche Fakten für die Vorbereitung. „In der Organisation, welche Teams ich analysiere, bin ich in enger Abstimmung mit Co-Trainer Christian Eichner, der auch die Videoanalyse beim KSC macht. In Sachen Spielerbeobachtung arbeite ich eng mit Chefscout Lothar Strehlau zusammen. Da geht alles unter dem Motto: Vier oder sechs Augen sehen mehr als zwei“, so Grimm, der Eichner noch aus seiner Zeit als Profi im Wildpark kennt. Damals durfte der junge Eichner, Amateur beim KSC, hin und wieder bei den Profis mittrainieren, als Grimm Spielführer des Profiteams war.

Obwohl ihm der Job als Scout Spaß macht, eine Rückkehr in den Trainerjob schließt er nicht aus. „Ich bin offen, ich arbeite gerne als Scout, kann mir aber wieder einen Job in einem Trainerteam vorstellen. Ich arbeite grundsätzlich gerne im Team.“ Wichtig ist für ihn: „Wenn ich etwas zum Erfolg des KSC beisteuern kann, freut es mich.“

Nur selten in Karlsruhe

Oft ist er nicht im Wildpark. „Denn meist, wenn der KSC spielt, bin ich in einem anderen Stadion.“ Doch wenn er ins Badische kommt und einen Termin im Wildpark hat, ist es für ihn selbstverständlich, bei den Eltern in Gaggenau Hörden vorbei zu schauen. Der Besuch der Eltern ist für ihn schönes „Pflichtprogramm.“  Aus seiner Zeit beim KSC sind noch wenige im Wildpark. „Burkhard Reich, Hans der Zeugwart, Physio Steffen Wiemann, Doc Markus Schweizer und einige in der Geschäftsstelle“, zählt Grimm auf.

KSC will auch Bochum ungeschlagen bleiben

„Gut gerüstet“, meint KSC-Trainer Alois Schwartz, sei seine Mannschaft für das morgige Zweitligaspiel (13.30 Uhr) beim VfL Bochum. Die Wildparkprofis konnten in der Länderspielpause wieder Kraft tanken. einerseits, um vor dem zweiten Viertel dieser Saison sozusagen mental einmal durchzuatmen, „ein bisschen frei gemacht.“ Andererseits aber vor und nach dem verlängerten Wochenende an der Physis gearbeitet und zwei Test- bzw. Freundschaftsspiele absolviert. Gegen den SC Freiburg kassierten die Blau-Weißen „trotz guter Leistung“, so Schwartz, in Colmar eine 0:1 Niederlage. Und beim 100jährigen Jubiläum des Verbandsligisten FC Olympia Kirrlach „haben wir acht Tore gemacht“, bevor die Partie beim Stande von 8:1 abgebrochen werden musste, weil das Flutlicht ausfiel. Z.B. Kyoung-Rok Choi, Marco Djuricin und Alexander Groiß hätten ihre Chancen genutzt, und auf sich aufmerksam gemacht. „Wir sind flexibler geworden.“

Das könnte von Vorteil sein, weilIn der Länderspiel-Pause hätten seine Spieler ordentlich Kraft getankt. Lukas Grozurek (krank) wird allerdings gegen den Tabellen-15. ausfallen. An seiner Stelle könnte Mittelfeldspieler Burak Camoglu zum Einsatz kommen. Vermutlich wird Marvin Pourié erst einmal wieder auf der Ersatzbank Platz nehmen müssen und Philipp Hofmann als einzige Spitze auflaufen.

Weil Damian Roßbach zwar seinen Bänderriss im Sprunggelenk auskuriert hat, aber aktuell über Rückenprobleme klagt, könnte es durchaus sein, dass erneut Dirk Carlson links hinten verteidigt. „Er ist gesund von seinen Länderspieleinsätzen für Luxemburg zurückgekommen“, berichtete Alois Schwartz gestern.„Ein anspruchsvolles Spiel“, erwartet KSC-Keeper Benjamin Uphoff beim einst „unabsteigbaren“ Erst- inzwischen aber doch auch seit 2010 Zweitligisten VfL. „Das ist eine gute Mannschaft, die nicht da steht, wo sie sich wahrscheinlich selbst sieht. Bochum ist ein bisschen angeschlagen. Und gegen eine solche Mannschaft zu spielen, ist immer schwierig.“

Die Gastgeber, bei denen die früheren KSC-Spieler Danny Blum (28/2012-2013), Stefano Celozzi (30/2008-2009) und Simon Zoller (28/2008-2012) unter Vertrag stehen, haben vor der Länderspielpause – mit 3:2 in Heidenheim – den ersten Saisonsieg eingespielt und sind Tabellen-15.. Gegen den KSC sei es nun Zeit für den ersten Heimsieg, wird VfL-Spieler Saulo Decarli auf der Bochumer Homepage zitiert.

Auch Oliver Kreuzer meint: „Die Hausherren sind besser, als die Tabelle aussagt.“ Aber, so der Sportdirektor des KSC weiter, „nach einem Sieg ist die Mannschaft noch nicht stabil.“ Also: „Man kann dort gewinnen, aber natürlich auch verlieren.“Um seine „Ungeschlagen-Serie“ – ein Sieg, drei Unentschieden – im Westen fortsetzen zu können, müsse der Karlsruher SC in erster Linie „die Eigenfehler vermeiden“, so Sportchef Oliver Kreuzer. Davon habe man bisher zu viele gemacht.

Mögliche Aufstellung:Uphoff – Thiede, Gordon, Pisot, Carlson – Fröde – Camoglu, Stiefler, Wanitzek, Lorenz – Hofmann.

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