Coronavirus - Alarmstufe in Baden-Württemberg
Eine Anzeige weist in der Stuttgarter Innenstadt auf die Corona-Alarmstufe "2G-Regel in vielen Bereichen!" hin, während eine Ampel ein rotes Signal zeigt.
Marijan Murat/dpa
Baden-Württemberg
Trotz Inzidenz über 1000: Baden-Württemberg lockert Corona-Regeln ab Freitag
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Stuttgart/Pforzheim/Enzkreis/Kreis Calw. Obwohl die Zahl der Infektionen stark ansteigt, lockert Baden-Württemberg von diesem Freitag an seine Corona-Regeln. Die Sieben-Tages-Inzidenz lag am Donnerstag erstmals über 1000. Doch der steile Anstieg der Infektionen auf 100 000 Einwohner binnen einer Woche wirkt sich noch nicht auf die Krankenhäuser und die Intensivstationen im Südwesten aus. Experten gehen davon aus, dass die neue Omikron-Virusvariante zu den vielen Neuinfektionen führt. Allerdings soll Omikron deutlich milder verlaufen, was die momentan noch stagnierenden Zahlen auf den Krankenstationen erklären könnte.

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat wiederholt davor gewarnt, Omikron auf die leichte Schulter zu nehmen. Bei der Verkündung der neuen Corona-Verordnung am Donnerstag erinnerte das Staatsministerium daran: «Aufgrund der sehr hohen Infektionszahlen kann eine erneut starke Belastung des Gesundheitssystems aber nicht ausgeschlossen werden.» Dennoch sieht die Verordnung einige leichte Lockerungen vor, die von diesem Freitag gelten sollen.

Grün-Schwarz setzt damit das reguläre Stufensystem wieder in Kraft und lockert damit in vielen Lebensbereichen leicht die Maßnahmen. Es gilt nur noch die Alarmstufe, die zweithöchste Stufe. Das bedeutet, dass etwa in Restaurants, Museen und beim Sport in Hallen nur noch die 2G-Regel beachtet werden muss. Bisher waren auch hier Geimpfte und Genesene verpflichtet, einen Test vorzuweisen. Bei Großveranstaltungen in Sport und Kultur sind wieder mehr Besucher erlaubt - die Obergrenze liegt bei 6000, wenn am Eingang die 2G-plus-Regel gilt.

Auch für Ungeimpfte gibt es Erleichterungen. Die nächtlichen Ausgangssperren fallen mit Rückkehr in die normale Alarmstufe weg. Schon seit Mitte der Woche dürfen Ungeimpfte wegen eines Gerichtsurteils schon wieder shoppen gehen, wenn sie einen aktuellen Test dabei haben. Bei Friseuren und Barbershops müssen sie künftig keinen PCR-Test mehr vorweisen, es reicht ein Antigen-Schnelltest, wie das Staatsministerium am Donnerstag in Stuttgart mitteilte.

Reguläres Stufensystem muss wieder in Kraft gesetzt werden

Hintergrund für die Lockerungen ist, dass die Regierung aus Grünen und CDU das reguläre Stufensystem wieder in Kraft setzen muss. Zuletzt hatte sie wegen Omikron die Alarmstufe II mit harten Einschränkungen eingefroren. Der Verwaltungsgerichtshof (VGH) hält dieses Vorgehen aber für voraussichtlich rechtswidrig. Experten sagen, dass Omikron zwar weniger schwere Krankheitsverläufe habe, aber deutlich ansteckender sei. Weil die Belastung der Krankenhäuser in den vergangenen Wochen - relativ gesehen - gesunken ist, muss die Regierung die Maßnahmen etwas lockern.

Es gibt aber wegen Omikron auch Verschärfungen innerhalb der nun wieder geltenden Alarmstufe. In Bussen und Bahnen ist ab 18 Jahren eine FFP2-Maske Pflicht. Clubs, Discos und clubähnliche Lokale müssen wegen erhöhter Ansteckungsgefahr geschlossen bleiben. Dasselbe gilt für Messen und Ausstellungen. Fasnachtsumzüge sind ebenfalls verboten, was bei den Vereinen für großen Unmut sorgte.

Die Sieben-Tages-Inzidenz stieg um 54,8 auf 1024,1. Zum Vergleich: Vor einer Woche lag die Inzidenz noch bei 667,2. Das wirkt sich aber derzeit noch nicht auf die Intensivstationen im Land aus. Dort wurden 276 Covid-Patienten behandelt, zwei weniger als am Vortag. Das ist nochmal ein Minus von 21 im Vergleich zum vergangenen Donnerstag. Die Hospitalisierungsinzidenz, also die Zahl der Corona-Infizierten pro 100 000 Einwohner, die innerhalb einer Woche in eine Klinik kamen, verharrte bei 4,9.

Die Omikron-Variante des Coronavirus hat sich im Südwesten inzwischen fast vollständig durchgesetzt. In der dritten Januarwoche gingen 93,4 Prozent aller mittels variantenspezifischem PCR-Test untersuchten Proben auf diese Variante zurück. Damit ist Omikron innerhalb weniger Wochen auch im Südwesten dominant geworden.

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