Ein Skelett mit einem Zettel, auf dem "Schausteller" steht, wird während einer Demonstration des Schaustellerverbandes unter dem Motto: «Volksfeste wieder erlauben - Ungleichbehandlung aufheben» durch Stuttgart gefahren.
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Baden-Württemberg
Rettung für die Schausteller? Großdemo in Stuttgart und Zusage für Millionenhilfe des Landes
  • dpa

Ein Sarg mit der Aufschrift «Schaustellerbranche» zieht durch die Stuttgarter Innenstadt. Der Lastwagen, auf dem er transportiert wird, gehört zum langen Protestzug, mit dem die Schausteller gegen die Corona-Auflagen demonstrieren. Nun scheint eine erste Hilfe in Sicht.

Mit einem millionenschweren Förderpaket des Landes sollen die finanziell schwer angeschlagenen Schausteller und Taxifahrer sowie die Eventbranche trotz der Corona-Auflagen über die Runden kommen. Das Wirtschaftsministerium will sie mit mehr als 92 Millionen Euro Landeshilfen unterstützen. Dies geht aus einer Kabinettsvorlage hervor, die nach dem Willen von Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) am kommenden Dienstag beschlossen werden soll.

Die Mittel könnten über die vom Land bereits beschlossene Überbrückungshilfe angeboten werden. Geplant ist laut Kabinettsvorlage unter anderem, Unternehmen mit einem direkten Zuschuss zu den Tilgungsraten für Kredite zu unterstützen.

Nach den Berechnungen des Ministeriums benötigen die Schausteller und Marktkaufleute rund 47,2 Millionen Euro. Für die Eventbranche mit ihren Messe-, Ausstellungs- und Kongressveranstaltern sollen 36,5 Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden. Taxiunternehmen müssen wegen der Corona-Pandemie laut Ministerium und nach Schätzungen der Branche einen Umsatzeinbruch zwischen 60 und 70 Prozent im Jahresvergleich verkraften - für sie sollen 7,5 Millionen Euro bereitgestellt werden. Mit dem Geld sollten die monatlichen Tilgungsraten zwischen 400 und 800 Euro je Fahrzeug bezahlt werden.

Die Hilfe würde einigen Forderungen von Schaustellern entgegenkommen, die am Donnerstag in Stuttgart lautstark Lockerungen für ihre Branche verlangten. Nach Schätzungen des Landesverbands der Schausteller protestierten rund 1200 Teilnehmer, nachdem sie zuvor mit 800 Fahrzeugen vom Festplatz am Cannstatter Wasen in die Innenstadt gezogen waren. «Keine Volksfeste Kein Überleben! Keine Zukunft!» hieß es dabei unter anderem auf einem Schild am Kühlergrill eines Lastwagens. Auf der Kundgebung skizzierte Hoffmeister-Kraut auch ihre Pläne zur Rettung des Gewerbes.

Der Landesvorsitzende der Schausteller, Mark Roschmann, zeigte sich zufrieden mit dem Vorschlag eines Tilgungszuschusses. «Jetzt müssen sie aber auch liefern», sagte er auf Anfrage. Außerdem fehle nach wie vor die Perspektive für die wichtigen Herbstfeste und Weihnachtsmärkte. Seit Beginn der Corona-Pandemie hat nach seinen Schätzungen etwa jeder fünfte Unternehmer in der Branche aufgegeben. Die Corona-Auflagen kämen einem Berufsverbot gleich, sagte Roschmann.

Anfang Juli hatten bereits rund 1600 Schausteller in Berlin für Erleichterungen bei den Corona-Einschränkungen demonstriert.

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