Seit Jahren bieten Prostituierte auf dem Straßenstrich im Stuttgarter Leonhardsviertel ihre Dienste an. Die «schlimmen Exzesse» wollen Stadt und Polizei nun eindämmen - mit mehr Öffentlichkeitsarbeit und höheren Strafen für Freier.

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Problem Straßenstrich: Stuttgart will Exzesse bei Prostitution eindämmen
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Seit Jahren bieten Prostituierte auf dem Straßenstrich im Stuttgarter Leonhardsviertel ihre Dienste an. Die «schlimmen Exzesse» wollen Stadt und Polizei nun eindämmen - mit mehr Öffentlichkeitsarbeit und höheren Strafen für Freier.

Im Kampf gegen die verbotene Straßenprostitution will die Stadt Stuttgart mit einer «Freierkampagne» das Gewerbe vor allem im Leonhardsviertel zurückdrängen. Man wolle sich direkt an die Freier wenden und ihnen klarmachen, «wenn ihr zu Prostituierten geht, habt ihr auch Verantwortung», sagte Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) am Donnerstag bei der Vorstellung der Kampagne. Die Stadt und die Polizei wollten «die schlimmen Exzesse» eindämmen. Zwangs- und Armutsprostitution sollten gesellschaftlich angeprangert werden.

Das Konzept sieht auch vor, dass Freier, die auf dem Straßenstrich Prostituierte ansprechen, stärker als bisher zur Kasse gebeten werden sollen. «Es wird ungemütlich werden für die, die von der Prostitution profitieren», sagte Kuhn. Bisher waren die Bußgelder für Freier geringer als für Prostituierte. Im Leonhardsviertel bieten nach Polizeiangaben etwa 90 Männer und Frauen ihre Liebesdienste auf der Straße an.

«Wir können nur zur Verdrängung beitragen», sagte Polizeipräsident Franz Lutz. Den Straßenstrich in der Innenstadt ganz zu beseitigen, sei «zu idealistisch». Die Polizei Stuttgart hat eine eigene Abteilung Straßenstrich mit 17 Beamten. Insgesamt gibt es in der Landeshauptstadt nach Polizeischätzungen 500 Prostituierte.

Die Stadt plant außerdem, mehr Häuser im Leonhardsviertel zu kaufen. Seit 2011 sei in dem Quartier kein Haus aus städtischem Besitz mehr verkauft worden.

Grünen-Landeschefin Thekla Walker begrüßte das Konzept der Stadt, besonders weil Freier direkt angesprochen werden sollen: «Männer, die zum Dumpingpreis Sex kaufen, müssen wissen, dass sie Armut, Elend und Abhängigkeit junger Mädchen und Frauen ausnützen», sagte Walker der Deutschen Presse-Agentur.

Bisher gibt es kein bundesweites Gesetz, das Freier bestraft, die wissentlich die Lage von Zwangsprostituierten ausnutzen. So verweist die Stadt auch auf den Bund. «Die bisherige strafrechtliche Verfolgung halten wir für wenig bissfest», sagte Stuttgarts Bürgermeister für Recht und Sicherheit, Martin Schairer (CDU).

Die Bundesregierung verhandelt derzeit über ein Gesetz zum besseren Schutz von Prostituierten.

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