Was für ein Spaß: Ausgelassen feierten die Massen auf dem OechsleFest – wie zum Beispiel bei der PZ-Hüttengaudi.

Tilo Keller
Pforzheim
Premieren, Partys, alle Wetter: Bilanz nach 17 Tagen OechsleFest
  • Claudius Erb

Es gab heiße Nächte und kühle Tage. Die Besucher erlebten zünftige Sausen und hippe Partys. Das 32. OechsleFest wartete mit Premieren auf, aber auch mit legendären Begegnungen. Viel zu erzählen haben die Festwirte und Citymanager Rüdiger Fricke nach der 17-tägigen Veranstaltung auf dem Marktplatz, die gestern stimmungsvoll mit den „Tops“ und einem Wunderkerzen-Lichtermeer ausklang.

Die beeindruckenden Zahlen und Fakten:

Davon gibt es mehrere. So standen den Fest-Wirten weit mehr als 6000 Liter Oechsle-Wein zur Verfügung, außerdem 16 250 Gläser, wovon die meisten am Ende vergriffen waren. Insbesondere die Stielgläser waren der Renner. Die Gesamtbesucherzahl von 250 000 dürfte realistisch sein – auch wenn dieser Wert nicht exakt zu erheben ist, weil ja kein Eintritt erhoben und keine Karten ausgegeben werden.

Das Programm:

„Die Programmgestaltung war wieder super, lobt Daudert die vom städtischen Citymanagement getroffene, musikalisch vielfältige Auswahl. Insgesamt waren 24 Formationen zu erleben – von den „Romanticas“ bis zur Schlagertruppe „Van Baker & Friends“.

Das Wetter:

Auch hier fehlte es an nichts. Den Regengüssen am Eröffnungstag folgte eine hochsommerlich heiße Phase. Allein am Freitag vor dem Dirndl-Abend habe er 40 Säcke voller Eisstückchen benötigt, um die Flaschenkübel zu kühlen, berichtet Daudert. 180 solcher Kübel hat er auf Lager – und doch gingen sie in dieser Nacht zeitweise aus. Gegen Ende des Fests hielt dann der kühle Herbst Einzug.

Die Verkaufsschlager:

Während sich an den heißen Tagen „Oechsle-Brunnen“-Chef Siegfried Weiß sicher die Hände rieb, litten die Küchen unter den Temperaturen. Bei großer Hitze hält sich eben der Appetit auf Ente oder Schweinebäckchen in Grenzen. Außerdem mussten „sensible Gerichte“ wie mit Sauerrahm angerührter Obazda in kleinen Dosen und kurzen Zeitabständen produziert werden, schildert Daudert die Herausforderung. Höher war die Nachfrage nach sommerlichen Salaten, etwa mit Putenstreifen. Generell liege die moderne Küche hoch im Kurs: „Das Verbraucherverhalten hat sich total verändert.“

Die Oechsle-Weine:

Der absolute Spitzenreiter sei „immer noch der Rosé“ (Weingut Plag) gewesen, sagt Daudert. Doch auch der „Oechsle-Gold“ (Weingut Sonnenhof) und nach dem Temperatursturz der „Oechsle-Rubin“ (Häußermann) ernteten Lob von Besuchern. Gerade für jüngere Gäste seien Mischgetränke wie Aperol-Spritz ein „Highlight“.

Das Publikum:

Ein Kollege aus dem Enzkreis habe staunend zu ihm gesagt, „noch nie so viele Leute zwischen 18 und 23 Jahren in Tracht“ gesehen zu haben, erzählt Daudert. Das OechsleFest liege im Trend, Jung und Alt feierten gemeinsam, bekräftigt Citymanager Rüdiger Fricke und hebt hervor, dass die gesamte Veranstaltung „störungsfrei“ verlaufen sei. „Das ist bei dieser langen Dauer schon außergewöhnlich. Das Publikum hatte einfach nur Spaß.“ Kaum einer bemerkte, dass das Sicherheitspersonal verdoppelt worden und die Polizei – auch als Reaktion auf den Anschlag in Barcelona – verstärkt in Zivil und Uniform unterwegs war. Dies gebe Besuchern eher unbewusst ein besseres Sicherheitsgefühl, weiß Daudert.

Die Themenabende:

Die Schweickert-Summer-Secco-Night, der Dirndl-Abend, die PZ-Hüttengaudi und auch gestern das Finale mit den „Tops“ waren „alle erfolgreich“, freut sich Fricke.

Die Kunst:

Die Gläser mit dem vom Pforzheimer Designer Piet van den Boom gestalteten Schmuckmotiv und dem Konterfei des Namensgebers Ferdinand Oechsle seien „gigantisch gut gelaufen“, so Daudert: „Sehr viele wollten das Jubiläums-Stielglas.“ Fricke frohlockt: „Das Motiv kam sehr gut an, die Leute finden das toll.“ Gleiches gelte fürs gerahmte Bildmotiv, das bei „Photo Planet“ zu haben ist.

Die Premieren:

Dass der Mime Jürgen Schmerbauch alias Ferdinand Oechsle seine Runden drehte, sei auf sehr gute Resonanz gestoßen, so Daudert. Schmerbauch habe Historisches „mit Witz und Humor vermittelt“, betont Fricke. Als große Bereicherung wird vom gesamten Oechsle-Team der neue Wirt Rafael Müller (25) aus Gräfenhausen gesehen. „Ein Gewinn für das Fest, er bringt sich wirklich ein“, so Fricke. Müller selbst war auch am letzten Wochenende eine Erschöpfung nicht anzumerken. „Ich wusste, dass es hart wird“, sagte er augenzwinkernd. Er freut sich über „sehr loyale Kollegen“ und eine „äußerst positive Resonanz“. Mit 18 Sitz-Garnituren habe er angefangen, im Schnitt waren es dann 28, beim Dirndl-Abend gar 40. Müller: „Ich bin nächstes Jahr auf jeden Fall wieder dabei.“

Die heiteren Randnotizen:

Dass Gäste aus Mannheim, Heilbronn, Bruchsal oder der Pfalz zum OechsleFest kommen, ist fast schon Gewohnheit. Eine größere Gruppe aus Kassel sorgte aber doch für Aufsehen – vor allem wegen der Schilder, die diese Besucher um den Hals trugen. Sie hatten ihre Namen, ihr Hotel und die Taxi-Rufnummer darauf vermerkt, weil sie als Biertrinker die Folgen des Weinkonsums noch nicht recht einschätzen konnten. „Hinterher waren etliche froh um das Schild“, feixt Daudert. Und dann war da noch Elisabeth Frank, mit 98 Jahren vielleicht die älteste Besucherin. Die frühere „Linden“-Wirtin aus Würm hat noch kein OechsleFest verpasst und kommt jedes Jahr zum Enten-Essen. „Wir haben vereinbart, dass an ihrem 100. Geburtstag ich bezahle“, erzählt Daudert.

Die Terminierung:

Auf Wunsch der Wirte war das Fest zuletzt immer früher angesetzt worden. Nun sei aber die erste Festwoche voll in die Handwerker- und Betriebsferien gefallen, was den Umsatz wegen fehlender Firmenausflüge drückte, so Daudert. Gut, dass das OechsleFest 2018 später stattfindet – vom 24. August bis zum 9. September.

Die Visionen:

Der erneut überaus erfolgreiche Hummerabend von Julien Frisch („Arlinger-Lauben“) könnte Schule machen. Fricke, für den es das letzte OechsleFest vor dem Ruhestand war, sieht in weiteren kulinarischen Themenabenden eine reizvolle Perspektive. Auch Daudert plädiert dafür, dass jeder Wirt noch deutlicher seine Stärken in den Fokus rückt. Mehr offene Küchen, Aktionen mit renommiertem Gastkoch, eine Laube mit Bio-Schwerpunkt – Visionen hat der Wirtesprecher viele fürs Fest, das bereits jetzt Maßstäbe setzt.

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