Pforzheimer Oberbürgermeister Gert Hager gemeinsam mit den Preisträgern Petra und Philipp Bauknecht, Yana Nesper, Albert Esslinger-Kiefer und WSP-Chef Oliver Reitz (von links).

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Pforzheimer Wirtschaftspreis vergeben - PZ-Verleger für Lebenswerk geehrt
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Pforzheim. Das Herausragende am Besonderen zu ehren war Ziel des Pforzheimer Wirtschaftspreises 2016. Am Donnerstagabend wurden in den Kategorien „Innovation und Idee“, „Marke und Image“ sowie „Lebenswerk“ drei Pforzheimer Persönlichkeiten ausgezeichnet. Die diesjährigen Preise gingen in der Kategorie „Innovation und Idee“ an Philipp und Petra Bauknecht, Geschäftsführung der medialesson GmbH, in der Kategorie „Marke und Image“ an Yana Nesper, Heinz Nesper GmbH, sowie in der Kategorie „Lebenswerk“ an Albert Esslinger-Kiefer, Verleger der Pforzheimer Zeitung.

Oberbürgermeister Hager würdigte „die herrausragenden Leitungen der Preisträger, Sie sind das Salz in der Suppe, Pforzheim hat exzellente Unternehmerinnen und Unternehmer. Wir bedanken uns bei Ihnen“.

Die Preise wurden von Oberbürgermeister Gert Hager und Oliver Reitz, Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing (WSP), im Rahmen eines Festakts im CongressCentrum Pforzheim übergeben. „Pforzheim ist ein exzellenter Wirtschaftsstandort für leistungsfähiges und erfolgreiches Unternehmertum in den unterschiedlichsten Branchen. Die alljährliche Verleihung des Wirtschaftspreises soll diesen ausgezeichneten Leistungen Rechnung tragen“, so WSP-Direktor Oliver Reitz. Der Preis gilt Pforzheimer Unternehmerinnen und Unternehmern, die in ihren Bereichen am Standort besonders hervorstechen und sich auch darüber hinaus einen Namen gemacht haben. Dieses Jahr fand der Pforzheimer Wirtschaftspreis erstmals im Großen Saal des CongressCentrum Pforzheim statt und erfreute sich einer noch größeren Resonanz als in den vergangenen Jahren.

Ein erster Höhepunkt des Abends war die Festrede von Prof. Dr. Rainer Moritz, Literaturwissenschaftler, Kritiker und Autor. Der gebürtige Heilbronner leitet seit über zehn Jahren das Literaturhaus Hamburg und hat im Rahmen der Preisverleihung kurzweilig über „Lurchi, Capri-Sonne, Knorr & Co. Was unsere Erinnerung prägt“ reflektiert. Moderator Tobias Frank mit seinem Jazztrio sorgten für die musikalische Untermalung der Veranstaltung.

Im Anschluss an die feierliche Preisverleihung kamen die Gäste zu einem Get-together in entspannter Atmosphäre zusammen. Im Foyer des Großen Saals lud der Eigenbetrieb Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP) zu einem Buffet und gab den Besuchern die Gelegenheit zum persönlichen Austausch.

Die Laudationes für die Preisträger hielten Kay Mantzel, Experience Manager bei der Microsoft Deutschland GmbH für Philipp und Petra Bauknecht, Evelyn Grit Mohr, Public Relations Director bei der LABORATOIRE BIOSTHETIQUE Kosmetik GmbH & Co. KG, für Yana Nesper, und für Albert Esslinger-Kiefer wurde die Laudatio von Georg H. Leicht, Leicht Juweliere GmbH & Co. KG, gehalten.

Die Jury setzt sich aus dem Oberbürgermeister, dem Direktor des WSP, dem Leiter des WSP-Geschäftsbereiches Wirtschaftsförderung und Kommunale Statistik sowie Vertretern von IHK, Handwerkskammer, Sparkasse, Volksbank und der Agentur für Arbeit zusammen. Prof. Dr. Rainer Moritz, Chef des Literaturhaus Hamburg, hielt die Festrede. Die drei Preisträger durften sich über einen Preis freuen, der nun bereits im vierten Jahr von dem Pforzheimer Goldschmied Oliver Schmidt entworfen und gestaltet wurde.

Albert Esslinger-Kiefer - „Im Medienbereich die Quadratur des Kreises geschafft“

Pastor sollte er werden. Es kam anders. Seit über fünf Jahrzehnten ist er Verleger, Anzeigenverkaufsleiter, Chefredakteur, Marketingleiter, technischer Leiter und oberster Repräsentant seines Hauses – in einer Person und zur selben Zeit. Das Leben von Albert Esslinger-Kiefer, Chef der Medienleute von der Poststraße, wird von Laudator Georg H. Leicht (Juwelier Leicht) beschrieben als ein Leben mit Brüchen, Herausforderungen und Erfolgen, geprägt von Optimismus, Glaubensfestigkeit, Menschlichkeit, wacher Intelligenz, viel Fleiß und mit blitzendem Schalk.

Der PZ-Verleger erhielt am Donnerstagabend den Pforzheimer Wirtschaftspreis für sein Lebenswerk. In einem gut bestellten Haus sei er unterwegs. In einem Metier, das derzeit von einem tiefgreifenden Wandel geprägt sei. „Weltweit reüssiert das Internet und Kenner der Materie sprechen vom Ende der Informationsgesellschaft, wie wir sie bislang kannten“, so der Laudator. Anders in Pforzheim: „In der Provinz schafft ein schwäbischer Wundermann die Quadratur des Kreises. Er ist als Zeitungsunternehmer erfolgreich“, sagte Leicht. Rückblick: Anfang der 40er Jahre in Schramberg geboren, kam er im Alter von 16 Jahren zu Onkel Jakob und Tante Rosa Esslinger nach Pforzheim. Hier sollte er später die Heimatzeitung des kinderlosen Ehepaars übernehmen. Zur harten Ausbildung gehörten die Lehre als Schriftsetzer und das Abitur. Es kam zum Bruch mit dem Onkel. Neffe Albert setzte sich quasi über Nacht nach Afrika ab. Sein Ziel: das Urwaldkrankenhaus von Albert Schweitzer in Lambarene. Ein Jahr lang blieb er dort und kehrte mit lebenslang prägenden Eindrücken zurück. Durch das Studium als Ingenieur im Druckwesen und die Ausbildung zum Redakteur ist es ihm bis heute möglich, mit den Mitarbeitern aller Abteilungen auf Augenhöhe zu reden.

Technische Innovationen begeisterten ihn, mit der Zukunft der Stadt befasse er sich nicht nur in journalistischen Beiträgen, sondern auch als aktiver Förderer der Kultur und sozialer Belange. Stichworte: „Menschen in Not“ und die Jakob und Rosa Esslinger Stiftung für Bildung. Beim Internet-Trend marschiere das Medienhaus ganz vorne mit und weitsichtig habe man sich früh Beteiligungen bei der Stuttgarter Zeitungsgruppe und der Süddeutschen Zeitung gesichert – um nur einiges zu nennen. Der Geehrte sagte schmunzelnd über den Wirtschaftspreis: „Wollen die mich elegant darauf hinweisen, dass ich mich aus dem Geschäft verabschieden soll? Ich bin doch erst 74.“

Petra und Philipp Bauknecht - „Wilde Ideen in einer digitalen Welt“

Zum ersten Mal in der Geschichte des Pforzheimer Wirtschaftspreises – er wurde zum vierten Mal vergeben – teilen sich zwei Personen einen Pokal. Dass Petra und Philipp Bauknecht die Auszeichnung in der Kategorie „Innovation und Idee„ erhalten, macht für Laudator Kay Mantzel (Experience Manager bei Microsoft Deutschland) „hochgradig Sinn“: Beide haben vor 14 Jahren die Firma Medialesson gegründet und erfolgreich zu einem IT-Unternehmen aufgebaut, so Mantzel.

Ohnehin seien es zwei Kategorien, sinnierte der Laudator. Zum einen die Idee, bei der es um Einfälle gehe, die man umsetzen könne, aber nicht umsetzen müsse. Zum anderen die Innovation, die aus der Idee resultiere – „nämlich dann, wenn diese originellen Gedanken ihre zumeist wirtschaftliche, tatsächliche Umsetzung finden“. Und genau hier liege die Stärke der beiden Preisträger, sagte Mantzel. Petra und Philipp Bauknecht könnten „wilde Ideen in innovative Projekte umsetzen“ – sei es beispielsweise in der Medien-IT-Initiative, bei den IT-Afterwork-Veranstaltungen, als Lehrbeauftragter an der Hochschule Pforzheim, beim Thema „Interface Design“ oder als Unternehmen, das umfassende Lösungen für die digitale Welt bietet.

Der Kontakt des Microsoft-Managers zu den Medialesson-Gründern sei „über diese wilden Ideen in einer digitalen Welt“ zustande gekommen. Vier Jahre lang hätten sie gemeinsam Szenarien für den Microsoft-Auftritt auf der CeBIT (größte Messe für Informationstechnik) entwickelt. Dabei ging es Mantzel zufolge unter anderem um die Darstellung von Geschäftszahlen, die gestengesteuert abgerufen werden konnten, um den Ausleihprozess von Fahrrädern mittels NFC (Nahfeldkommunikation via Smartphone) oder um intelligente Regale für den Handel.

Auch die neue Microsoft-Zentrale in München übernahm Ideen von Medialesson: die visuelle Umsetzung von Inhalten für den Digital Chandelier im Atrium – das sind LED-Panels, die digital mit Informationen rund um den Softwarekonzern bespielt werden.

Yana Nesper - „Ein konservatives Produkt ins Hier und Jetzt geholt“

Sie ist „eine moderne und mutige Frau, die ihren Weg geht und die Balance zwischen Beruf und Familie meistert“. Sie ist „Unternehmerin, Designerin und zweifache Mutter mit Gespür für Eleganz, Zeitgeist und vor allem für Trends“. Sie ist „eine Frau mit sehr viel Strahlkraft auf die Schmuckindustrie, auf die Goldstadt“. Und sie ist die erste Frau, die mit dem Pforzheimer Wirtschaftspreis geehrt wurde: Yana Nesper ist die Gewinnerin 2016 in der Kategorie „Marke und Image“. Sie und ihr Name verkörpern die Perlenschmuck-Marke „Yana Nesper“.

Nach den Worten ihrer Laudatorin Evelyn Mohr (Public Relations Director bei La Biosthetique) hat die Preisträgerin mit der Perle „ein konservatives Produkt ins Hier und Jetzt geholt und durch Design und Styling ihre Kollektion für modische junge Frauen konzipiert“. Yana Nesper verstehe es hervorragend, sich dem Instrumentarium des 360-Grad-Marketings zu bedienen – also das abgestimmte Bespielen verschiedener Kommunikationskanäle.

Ob edle gedruckte Hochglanzmagazine wie Vogue, Elle oder Harper‘s Bazaar, ob digitale Medien wie Facebook oder Instagram – Yana Nesper „befeuert alle Kommunikationskanäle mit wunderschönen Bildern“. Evelyn Mohr sagt: „Ihr habt ein Gespür für neue Trends, dafür, wie die Konsumenten heute ticken und was eine Marke begehrlich macht.“ Gleichzeitig verleihe die Preisträgerin der Marke sozusagen die DNA, gebe ihr ein Gesicht.

Yana Nesper stammt aus der Ukraine, sie hat Schiffsbau und Wirtschaftsingenieurwesen studiert. Als 20-Jährige fand sie den Weg in die Goldstadt, nachdem sie auf einem studentischen Segeltörn den Pforzheimer Frank Nesper kennengelernt hatte. Heute profitiert die Designerin von der hohen Perlenexpertise ihres Mannes. Gemeinsam leiten sie seit 20 Jahren das 1970 gegründete Familienunternehmen Heinz Nesper GmbH, das nach eigenen Angaben zu den wichtigsten Zuchtperlenimporteuren Europas gehört.

„Frank Nesper fand 1992 nicht nur die Frau fürs Leben, sondern ebenso die perfekte Ergänzung in der Firma Perlen Nesper“, sagte die Laudatorin. Er, der Geschäftsführer, habe den Einkauf, die Expertise und den Vertrieb inne. Sie betreue den kreativen Bereich und das Marketing „mit großer Leidenschaft“.

2010 entstand die Kollektion „Yana Nesper“. Großkunden und Filialisten gehörten bisher zu den Kunden. Nun werde der Fokus auch auf Juweliere und noch stärker auf die Endverbraucher gerichtet.

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