Ein ungewohntes Bild: Hans Gölz-Eisinger auf der Kirchenbank – in der Regel steht der Pfarrer auf der Kanzel. Fotos: Ketterl
Gegenüber der Stadtkirche wird das Innenstadtzentrum der evangelischen Kirche entstehen – und das wird wohl nicht vor 2022 realisiert werden.
Auf dem Podium im Vorfeld der Flüchtlingsunterbringung: Oliver Hiller (Polizei), Monika Müller (damals Bürgermeisterin), Moderator Hans Gölz-Eisinger und Diakonie-Geschäftsführerin Sabine Jost (von links). Foto: Seibel/Archiv
Pforzheim
Pfarrer Hans Gölz-Eisinger im Porträt: „Ich bin kein Gesinnungsideologe“
  • Olaf Lorch-Gerstenmaier

Pforzheim. Er wisse nicht, was man am kommenden Sonntag mit ihm vorhabe. Was geplant sei. Ob jemand rede. Ob jemand Bestimmtes komme – sagt Hans Gölz-Eisinger (57). Am Sonntag also, im Anschluss an den Gottesdienst, den er an „seiner“ Stadtkirche halten wird. Was danach passiert, liege nicht in seiner Hand – sondern in der des Ältestenkreises und des Kantorats. Denn es jährt sich zum zehnten Mal, dass er aus der großen Landgemeinde Mühlhausen an der Würm an den Zusammenfluss von Enz und Nagold wechselte und Pfarrer an der evangelischen Stadtkirche wurde.

„Keiner wollte die Stelle annehmen“, erinnert sich der Kurpfälzer (was er übrigens mit dem katholischen Dekan Bernhard Ihle gemein hat) an die Situation, als der Vorsitzende des Ältestenkreises, Roland Ganninger, immer wieder anfragte, ob er sich nicht vorstellen könne, noch einmal an einem anderen Ort Wurzeln zu schlagen. „Ich habe es nie bereut“, sagt Gölz-Eisinger. Er hatte sich mit Vertrauten beraten, Personen, die ihm und seiner Frau nahestanden, die die Verhältnisse vor Ort kannten und zurieten. Auf drei Säulen sah Gölz-Eisinger damals die Arbeit an seiner neuen Kirche ruhen – und das tut sie noch heute: Musik, die Tradition der Friedensarbeit (nicht nur, weil die Stadtkirche Nagelkreuzgemeinde ist) und der „wache, aufmerksame Dialog mit Verantwortlichen der Politik“ (Gölz-Eisinger).

Dazu gehört mit Sicherheit auch sein Talent der Moderation, gerade in den zurückliegenden Jahren. Er sei „leicht erstaunt“ gewesen, als die Verantwortlichen des Geschäftsbereichs Kommunikation der Stadtverwaltung und insbesondere das Dezernat III – damals Sozialbürgermeisterin Monika Müller – auf ihn zugekommen seien. Ob sich der geerdete und pragmatische Gottesmann („Ich bin kein Gesinnungsideologe – die Welt ist, wie sie ist, da muss man leider auch mal auf UN-Blauhelme setzen, um Schlimmeres zu verhindern“) vorstellen könne, eine qualitativ neue Form der Bürger-Information zu moderieren? Gölz-Eisinger konnte – und wurde eine Konstante, egal, wo Stadt, Diakonie und Polizei im Vorfeld von Flüchtlingsunterbringungen die Menschen im Quartier auf die kommende Integrations-Herausforderung einstimmten, sich Sorgen anhörten und versuchten, den Bürgern Ängste zu nehmen, sei es bei der geplanten (aber dann doch nicht realisierten) Großunterkunft an der Hirsauer Straße in Dillweißenstein oder später den dezentralen 40er-Unterkünften.

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