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PZ-zapp: Ein letztes Mal Latenight-Show mit Harald Schmidt
  • Maximilian Lutz

Es war wie immer, und doch ganz anders. Als Harald Schmidt die Bühne betritt, das wahrscheinlich letzte Mal als Gastgeber seiner legendären Latenight-Show, ist der Ablauf gewohnt - wenn auch der Beifall gigantisch lang gewesen ist.

Er stolziert vor das Publikum, erzählt einige Gags, die das Tagesgeschehen auf humorige Art und Weise einordnen ("Ich habe einen Vorteil gegenüber Hoeneß, ich werde heute Abend entlassen"), dann spielt die Band, die Show nimmt ihren Lauf. Wüsste man nicht, dass es sich um die höchstwahrscheinliche allerletzte Sendung handeln würde, man könnte vermuten, Schmidt spult sie ab wie immer und sagt am Ende: „Bis nächsten Dienstag.“ Doch einen nächsten Dienstag wird es nicht geben, zumindest keinen, an dem abends die Harald-Schmidt-Show läuft.

{element}Man hatte nun wahrlich genug Zeit, sich darauf vorzubereiten. Dass der Bezahlsender Sky, wo die Show nach Stationen bei Sat1 und der ARD zuletzt lief, den Vertrag mit Schmidt nicht verlängern würde, war seit Mitte Dezember bekannt. Und doch überwog bei seinen Anhängern die Hoffnung, er könnte noch einmal einen Sender aus der Schublade zaubern, bei dem es weitergeht und der bereit ist, die horrend teure Sendung (was nicht zuletzt an Schmidts Millionengage lag) zu finanzieren und auszustrahlen.

{element}Dieses Kunststück war Schmidt 2012 gelungen, nachdem ihn Sat1 nur ein Jahr nach seiner Rückkehr zu seinem Heimatsender rausgeschmissen hatte und er überraschend bei Sky untergekommen war. Bislang ist nicht zu erkennen, dass ein derartiger Kniff noch einmal klappt – es muss daher damit gerechnet werden, dass die Sendung vom 13. März 2014 tatsächlich die letzte Show des Großmeisters gewesen ist.

Am Ende waren sie alle noch einmal gekommen, die Sidekicks der vergangenen Zeit. Grandiose Stichwortgeber wie Pierre M. Krause, Nathalie Licard oder Olli Dittrich gaben sich unter anderem die Ehre, um dem einzig wahren Meister ihres Fachs zu huldigen und die letzte Ausgabe der Show mitzugestalten. Noch einmal blitzte also die Klasse auf, die in dieser Sendung regelmäßig zu bestaunen war. Es ist ein formidabler Abschied gewesen - gerade in seiner Schlichtheit. Denn eigentlich passierte nicht viel. Schmidt und seine Gäste saßen um einen Tisch, es gab Kartoffelsalat, Nudelsalat und Würstchen, dazu unterhielt man sich. Eben das, was man privat einen netten Abend nennen würde. Sich bis zuletzt allem Erwartbaren zu verweigern, darin liegt die Extraklasse Schmidts.

Es gab nichts, was vor der Harald Schmidt Show ähnlich gut gewesen ist im deutschen Fernsehen und es wird – da muss man angesichts des Schwachsinns, der tagtäglich gesendet wird, kein Hellseher sein – nach der Einstellung der Show auch nichts mehr geben, das je auch nur annähernd an das Niveau, das Schmidt geliefert hat, heranreichen wird.

Wie gut Schmidt wirklich war, werden viele wahrscheinlich erst erkennen, wenn er ein paar Monate von der Bildfläche verschwunden ist. Zwar haben in den letzten zwei Jahren durch die von Sky auferlegte Bezahlschranke nur noch wenige Zuschauer Schmidts Werdegang verfolgen können, aber er wurde weiterhin fleißig in Zeitungen zitiert, wodurch er nach wie vor präsent war.

Auch in seiner wahrscheinlich letzten Show hat er gezeigt, wie schmerzlich der Verlust für alle sein wird, die es gewohnt waren, über seine Art des Humors zu lachen – nämlich einen, für den es notwendig ist, eher den Spiegel als die Bild-Zeitung zu lesen.

Schmidt wird nun fehlen, und es ist nicht zu erkennen, wer diese Lücke schließen soll. Es war ein einziges Vergnügen, ihm zuzusehen, und es war ein einziges Vergnügen, bereits morgens zu wissen, dass am Abend die Harald Schmidt Show kommt.

„Wer soll uns künftig das Tagesgeschehen verdaubar machen, wenn die Harald Schmidt Show fehlt, dieser Digestif, mit dem sich auch die schlimmsten Erbärmlichkeiten herunterspülen lassen“, fragte denn auch in dieser Woche die FAZ.

Die traurige Antwort lautet: Keiner.

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