Urgestein am Pult: Loveparade-Gründer Dr. Motte legte im „Flash Club“ auf und brachte das Flair der Rave-Partys auf die Tanzfläche. Foto: Cierniak
Pforzheim
PZ-Interview mit Loveparade-Gründer Dr. Motte
  • Das Gespräch führte Carsten Cierniak im November 2012

Wer wehmütig an vergangene Techno-Events der Superlative zurückdenkt, der konnte im Pforzheimer „Flash Club“ eine Neuauflage erleben. Niemand Geringerer als Loveparade-Gründer Dr. Motte brachte das einmalige Flair der Rave-Partys auf die Pforzheimer Tanzfläche, denn er legte beim „Baden Rave“ auf.

PZ: Sie sind bereits vor zehn Jahren im Raum Stuttgart im Rahmen der Techno-Party-Serie „Baden Rave“ aufgetreten. Wie ist das Gefühl für dieses Event aufzulegen, damals wie heute?

Dr. Motte: Alles entwickelt sich weiter. Damals war es natürlich mehr Underground, heute ist es professioneller geworden. Die Technomaschine rollt und wird so schnell nicht zu stoppen sein.

PZ: Sind Sie schon einmal in Pforzheim aufgetreten?

Dr. Motte: Ich bin vor einem Jahr im „salt&pepper“ aufgetreten. Die Stimmung war super, der Club knallvoll. Ich komme gerne nach Pforzheim.

PZ: Sie sind in den vielen Jahren durch etliche Clubs gekommen. Wie hat sich die Musik verändert, wie haben sich die Leute verändert?

Dr. Motte: Ich freue mich auf jeden Auftritt und jeden Club. Ich lerne gerne neue Leute kennen und treffe auch alte Bekannte wieder. Zudem macht es mir Spaß, immer wieder neue Musik auszuprobieren. Und ich bin total glücklich darüber, dass ich laute Musik auflegen kann und diese auch genießen kann. Und das mit allen zusammen.

PZ: 2013 wird die GEMA die neuen Tarife für Clubs und Diskotheken einführen. Sie engagieren sich stark gegen die geplante Tarifregelung und nehmen an Kampagnen, Demonstrationen und Kundgebungen in ganz Deutschland teil. Was bezwecken Sie mit ihren Aktionen?

Dr. Motte: Das Wichtigste ist die Öffentlichkeit. Die Leute müssen darauf aufmerksam gemacht werden, wie die Situation ist. Die GEMA hat dank der Urheberrechtsregelung in Deutschland eine Monopolstellung, und wir haben keine alternative Abrechnungsform über Verwertungsrechte. Von mir als GEMA-Mitglied hat die GEMA keinen Auftrag, und ich habe als außerordentliches Mitglied wie alle 95 Prozent der anderen außerordentlichen Mitglieder keine Mitbestimmung. Fünf Prozent der Mitglieder entscheiden letztendlich, was passiert. Wir können aufgrund der jetzigen Rechtslage nichts gegen die geplante Änderung tun, auch wenn wir wie jetzt Petitionen beim Bundestag abgegeben haben, bei der schon wieder 60.000 Leute unterschrieben haben.

PZ: Welche Folgen sehen Sie als Discjockey für Clubs und Diskotheken?

Dr. Motte: Es wird darauf hinauslaufen, dass das Fallbeil für die gesamte Veranstaltungsindustrie in Deutschland kommen wird. Die Tarifänderung bedeutet das Ende der deutschen Feier- und Musikkultur, wie wir sie kennen. Eine Million Arbeitsplätze, die dort integriert sind – vom Veranstalter bis zum Clubbesitzer – werden wegfallen. Das kann nicht sein. Wir brauchen schnell Alternativen. Es dient dem Interesse an der Disko- und Tanzkultur und betrifft uns alle.

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