Fritz Schönthaler, Tjark Ellinger, Hannah Jasna Hess, Urs Bernhagen und Maria von Stietencron (von links) spielen die Szene, in der Medea die von ihr ermordeten Söhne mithilfe von Amme und Erzieher zur Flucht auf den Drachenwagen des Helios bettet. Foto: Frommer
Pforzheim
Neue Produktion des Amateurtheatervereins „Medea“ überzeugt
  • Robin Daniel Frommer

Pforzheim. Natürlich steht und fällt eine Produktion wie „Medea“ immer mit der Besetzung der Titelrolle und man darf ATV-Motor und Regisseur Reinhard Kölmel mit Hannah Jasna Hess – seiner Medea – einen Glücksgriff bescheinigen. Es ist faszinierend, mit welcher Ausdrucksstärke die 26-jährige Schauspielerin der zutiefst gekränkten, nach Rache dürstenden Giftmörderin Medea lebhafte und nachvollziehbare Züge verleiht.

Reinhard Kölmel spart in der Premierenfeier dann auch nicht mit Lob an Hess: „Es war von Anfang an eine Freude, mit dir an diesem Stück zu arbeiten!“ Sie sei mit der Rolle in Pforzheim ihren Wurzeln (Lise-Meitner-Gymnasium, Königsbach) in einer Weise treu geblieben, die er sonst nur von Franka Potente kenne, die bei einer Ehrung nicht vergaß, ihrer früheren Theater-AG am Gymnasium Dülmen zu danken.

Neben Hannah Jasna Hess spielt der aus Bosnien stammende Dino Fejzagic – in seinem Debüt – die Rolle des „Jason“, Medeas Ex-Ehemann, mit Schneid und Bravour. Im PZ-Gespräch verrät er zwei Erfolgsgeheimnisse: „Wir haben auch in den Proben immer mal wieder vor Publikum gespielt und Hannah hat mich mit der notwendigen Literatur versorgt.“ In weiteren Paraderollen glänzen: Maria von Stietencron, die als Amme der Söhne Medeas anfangs alleine auf der nahe ans Publikum reichenden Bühne des Studios mit Bravour besteht. Fritz Schönthaler, der einen überzeugenden Erzieher der Söhne Mermeros (Tjark Ellinger) und Pheres (Urs Bernhagen) spielt. Olaf W. Schule, den man nie besser gesehen hat als in seiner Rolle des Boten. Und Rainer Ewen schaffte es, gleich zwei Königen einen unterschiedlichen und jeweils ganz eigenen Charakter zu verleihen.

An Kölmels Inszenierung überzeugen aber, neben der Besetzung, auch der gewählte Zeitpunkt der Aufführungen und die eingewobenen Details: Beispielsweise bildet der „Chor der korinthischen Frauen“ (Natascha Grünert, Melanie Kalcher, Maren Leicht, Silvia Marte und Elke Straehler-Pohl) eine erlebbare Brücke ins Publikum, indem er aus dem Zuschauerraum ins Bühnengeschehen eingreift. Und die beiden Söhne von Jason und Medea, gespielt von Tjark Ellinger (12) und Urs Bernhagen (13), sagen zwar während der gesamten Aufführung kein einziges Wort, bringen aber alles durch ihr Spiel ein, was Heranwachsende ausmacht.

Weitere Termine: Freitag, 20. April, ab 20.30 Uhr, Samstag, 28. April, ab 20.30 Uhr, Sonntag, 29. April, ab 16 Uhr, Freitag, 6. Juli, ab 20.30 Uhr, Samstag, 7. Juli, ab 20.30 Uhr, Freitag, 19. Oktober, ab 20.30 Uhr und 20. Oktober, ab 20.30 Uhr.

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