Die Gemälde Monika Ziemers reflektieren das Suchen und Finden. So auch der Titel der Ausstellung, die sie heute Abend eröffnet. Foto: Ketterl
Kultur
Malerin Monika Ziemer stellt in Galerie Brötzinger Art aus
  • Michael Müller

Pforzheim. ichtig fertig sind Monika Ziemers Malereien eigentlich nie. Sie will nicht nur den Betrachter überraschen, sondern auch sich selbst. „Ich arbeite aus dem Impuls heraus – und dann immer wieder weiter“, beschreibt die Künstlerin ihr Vorgehen. Bisweilen führt das dazu, dass sie manche Arbeit mehrfach übermalt – selbst wenn sie diese schon bei einer anderen Ausstellung gezeigt hat.

R. „Die Bilder sollen auf meinem persönlichen neuesten Stand der Entwicklung sein“, sagt sie. Auf diese Weise entstehen Hunderte übereinandergelagerte Schichten. „Manche Bilder suche ich über Wochen jeden Tag, Schicht um Schicht.“

Die Ausstellung in der Galerie Brötzinger Art, die heute Abend um 20 Uhr eröffnet wird, erzählt von einer Frau, die nie zum Ende kommt – und ist konsequenterweise „Vom Suchen und Finden“ betitelt. Es ist der zweite Teil einer Schau von Ende 2016 in der Klinik Öschelbronn. „Ich hoffe, dass meine jetzigen Arbeiten reifer sind“, sagt Monika Ziemer. Etwa 70 Malereien und Zeichnungen sind es, keines älter als zwei Jahre, das neueste noch kaum trocken.

Das Suchen und Finden beschreibt einen weiteren Aspekt ihrer Arbeitsweise. Monika Ziemer „vagabundiert rum“, wie sie sagt, vor allem auf Reisen. Dabei nimmt sie mit, was sie für verwertbar hält: zertretene Deckel, zurückgelassene Fischernetze, Schnüre, Holzstücke oder Metallgitter. Alltägliche Dinge, die ihr zufallen.

Mittels der Frottage überträgt die 67-Jährige die Oberflächenstruktur der Gegenstände oder Materialien in ihrem Wurmberger Atelier durch Abreiben mit einem Wachsblock auf Papier. Dadurch entstehen unterschiedliche reliefartige Rasterungen und Liniengeflechte, besonders schön zu sehen bei den im Flur der Galerie hängenden Schwarz-Weiß-Arbeiten.

Sie spielt aber auch mit den Rasterungen, übermalt sie vielschichtig. So erhält Triviales wie Wellpappe und Schraubdeckel eine ästhetische Aufwertung. Dabei nutzt sie diverse Materialien wie Wachs, Bleistifte, Kugelschreiber, Acrylfarbe. „Staunend beobachte ich, was daraus entsteht“, sagt sie. „Plötzlich ist das Bild ein Gegenüber mit einem Eigenleben, dem ich gerecht zu werden versuche.“

Es sei eine Mischung aus Machen und Beobachten, das Schöne im Alltäglichen, im sonst nicht Beachteten. „Manchmal setze ich blind Akzente, das ist dann noch herausfordernder.“ Sie nimmt eine spielerische Haltung ein, ohne dabei beliebig zu sein. Symmetrie oder Goldenen Schnitt sucht man bei ihr vergeblich, sie will den Betrachter eben überraschen. Eine Werkgruppe, die Monika Ziemer nach einer Ausschreibung des Kulturamts gefertigt und in der Stadtbibliothek ausgestellt hatte, fällt aus dem Rahmen: Es sind Frottagen, deren Raster in diversen Variationen den Bau des Technischen Rathauses erkennen lässt.

In ihren Gemälden, vor allem den großformatigen, ergründet Monika Ziemer gerne den Komplementärkontrast von Rot und Grün. Hier und da glaubt man, in den abstrakten Formen landschaftliche Anmutungen zu erkennen, mit kraftvoller Farbigkeit und dynamischem Auftrag. So erzeugt sie Stimmungen, die nie depressiv und traurig wirken, auch wenn sie Farben verhaltener einsetzt. Und auch wenn sie Frottagen auseinanderreißt, auf vier Bilder verteilt und mit einem Schwarz auffüllt, das alles zusammenhält. Nur durch einen Hauch von Farbe scheint sich dieses Bild dann zu weiten. Andere Arbeiten zeigen Ausschnitte von Modekatalogen oder Magazinen, die sie herausgerissen hat. Die Bewegung des gerade noch erkennbaren Objekts, etwa einen Tüllrock, betont sie ganz dezent. Zurückhaltend sind auch zwei gelbliche und vier rötliche Malereien, nur mit Pinsel und Wasserfarbe angefertigt. Sie loten die jeweiligen Farben in ihren Nuancen aus. Weiß nutzt die Bildermacherin meist als malerisches Mittel, um Dinge zu verbergen.

Für Monika Ziemer, die 37 Jahre lang an Pforzheimer Schulen Kunst unterrichtet hat, ist die Ausstellung allemal speziell. An ihrem Küchentisch wurde 1976 die Galerie Brötzinger Art gegründet, sagt sie. 42 Jahre hat es gebraucht, bis sie dort ihre erste Einzelausstellung eröffnet. „Es ist für mich etwas Besonderes, weil ich eher gewohnt bin, anderen eine Bühne zu bauen. Aber meine Bilder müssen einfach raus in die Welt.“

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