PZ-Redakteur Thomas Kurtz (Mitte) im Gespräch mit den Tunnel-Experten vom Regierungspräsidium Karlsruhe, Jürgen Genthner (links) Referatsleiter Baureferat Mitte, und Bauleiter Ralf Weisenburger.
Türschmann
Pforzheim
Live-Video: Große Einsatzübung mit Menschenrettung wegen Baumaschinenbrand im Arlinger Westtangenten-Tunnel
  • pm/tok

Pforzheim. Großeinsatz für die Feuerwehr Pforzheim: Ein Baumaschinenbrand mit starker Rauchentwicklung in rund 800 Meter Tiefe in der Haupttunnelröhre des Westtangententunnels unterm Arlinger fordert die Spezialisten heraus, denn eventuell sind auch noch Menschenleben in Gefahr. Was tun? Einfach mit allen Löschtrupps in den verqualmten reinfahren und dann „Wasser marsch“? Oder über 800 Meter eine Schlauchleitung in den Tunnel legen, zumindest so weit, wie es Flammen und die Hitze zulassen? Zum Glück ist der Alarm am Dienstag um 17 Uhr nur Teil einer Einsatzübung der Rettungseinheit „Arlinger Tunnel“.  

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Seit Mitte Mai 2019 finden im Zuge des ersten Bauabschnittes der Baumaßnahme „B463, Westtangente Pforzheim“ die Bauleistungen für die Rohbauarbeiten des Arlinger Tunnels statt. Seit Beginn des Tunnelvortriebs Ende August 2019 stellt die Feuerwehr Pforzheim im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft (ARGE) „Arlinger Tunnel“ die sogenannte Rettungseinheit. Die Einsatzkräfte der Feuerwehr Pforzheim verfügen über die notwendigen Kenntnisse über den Umgang mit Spezialgeräten für den Einsatz in Untertagebaustellen. Unterstützt werden die Einsatzkräfte durch speziell geschulte Mitarbeiter der ARGE.

Digitales System erfasst Anzahl der Menschen im Tunnel

Die Rettungseinheit für die Einsatzübung wird gemäß dem Einsatzkonzept die Menschrettung sowie die Brandbekämpfung vornehmen. Damit bei einem Brandereignis oder sonstigen Unfall die Anzahl der im Tunnel befindlichen Personen schnell festgestellt werden kann, steht ein digitales Erfassungssystem zur Verfügung, auf das auch die Feuerwehr Pforzheim Zugriff hat. Mit einem Blick wissen Bauleitung und Feuerwehr, welcher Mitarbeiter sich noch im Tunnel befindet.

Eine derartige Großübung stellt für alle Beteiligten der Feuerwehr Pforzheim und der ARGE eine Herausforderung dar. Die Vortriebsarbeiten werden für die Dauer der Übung ausgesetzt. Von Seiten der Feuerwehr Pforzheim werden 20 Einsatzkräfte mit sieben Einsatzfahrzeugen an der Übung teilnehmen, sechs weitere Einsatzkräfte sind für die Übungsvorbereitung sowie die Übungsbeobachtung zuständig. Die ARGE wird, wie im Einsatzkonzept vorgesehen, die Rettungseinheit ergänzen.

Zahlen und Fakten zum 1. Bauabschnitt der Westtangente

Ausgangslage

Im Innenstadtbereich Pforzheims treffen die Verkehrsströme dreier Bundesstraßen aufeinander. Die B10 kommt aus Karlsruhe und führt in Ost-West-Richtung nach Stuttgart, die B294 aus dem Enztal führt in Süd-West-Richtung nach Bretten. Aus der Stadtmitte in Richtung Nagold führt die B463 in Süd-Richtung. Bedingt durch eine fehlende Verkehrsverbindung zwischen den qualifizierten Straßen im gesamten Raum westlich außerhalb von Pforzheim sowie dem ein- und ausströmenden Ziel- und Quellverkehr entsteht im Innenstadtbereich ein großer Anteil an Durchgangsverkehr mit entsprechend hohem Schwerverkehrsanteil. Daneben wird das beschriebene Netz an Wochenenden zusätzlich durch Freizeitverkehr belastet, der mangels alternativer Fahrtrouten in den Schwarzwald entsteht. Dies verdeutlicht den unmittelbaren Bedarf einer leistungsfähigen Ortsumfahrung westlich von Pforzheim.

Von der A8-Anschlussstelle Pforzheim-West bis zur B294 im Brötzinger Tal führt der der 1. Bauabschnitt der Westtangente. Der 2. Bauabschnitt soll dann zumeist unterirdisch hinter Dillweißenstein ins Nagoldtal zur B463 führen. Mit der Fertigstellung der kompletten Westtangente müsste der gesamte Autobahnverkehr in den Schwarzwald, insbesondere der Schwerlastverkehr, nicht mehr durch Pforzheim fahren.

Planungsstand: Im Bau

Vorhabenträger: Bund, Stadt Pforzheim

Kosten: rund 122,5 Mio. €

Baulänge: rund 2,75 km

Baubeginn: 2009

Bauende: voraussichtlich Ende 2023

Teilabschnitt 1.01

Der Bauabschnitt 1.01, welcher die Anbindung der A8-Anschlussstelle Pforzheim West an die B10 umfasst, konnte bereits im Jahr 2012 baulich fertiggestellt werden.

Bauzeit: 2009 - 2012

Baukosten: rund 10,0 Mio. €

Teilabschnitt 1.02

Der im April 2019 fertiggestellte Bauabschnitt 1.02 beginnt im Norden im direkten Anschluss an die A8-Anschlussstelle Pforzheim-West und führt anschlussfrei in Richtung Süden, während die Heilbronner Straße und der Römerwestweg gekreuzt werden, bevor der Anschluss an die Dietlinger Straße (L562) das Ende des Bauabschnittes markiert.

Bauzeit: November 2015 - April 2019

Baukosten: rund 20,0 Mio. €

Teilabschnitt 1.03

Der Bauabschnitt 1.03 umfasst den Streckenabschnitt des Arlinger Tunnels einschließlich der Anbindung an die B294 beziehungsweise den Anschluss an das Gewerbegebiet Oberes Enztal. Das künftige Nordportal und somit der Beginn des neuen Streckenabschnitts liegt circa 100 m südlich der L562 (Dietlinger Straße), nordwestlich des Ortsteils Pforzheim-Arlinger. Von Nord nach Süd unterquert der Tunnel den Höhenrücken des Arlingers. Das Bauvorhaben besteht aus dem eigentlichen Verkehrstunnel, der Hauptröhre, und einem im Osten angelegten Rettungsstollen sowie weiteren Teilbauwerken (vier Querschläge, drei Betriebszentralen, zwei Pannenbuchten, ein Löschwasserbecken, ein Havariebecken).

Die Länge des Tunnels beläuft sich auf 1,3479 Kilometer. Der Rettungsstollen hat eine Länge von 1,0773 Kilometer. Im Bereich des Nord- sowie Südportals werden die ersten circa 50 Meter in offener Bauweise gebaut. Der größte Teil des Tunnels wird in bergmännischer Bauweise hergestellt. Als Bauverfahren hierfür wird die neue österreichische Tunnelbauweise verwendet. Diese findet Anwendung auf Grund des inhomogenen Gebirges um auf gebirgsschonende Weise das Material auszubrechen. Es werden temporäre Sicherungen aus Spritzbeton, Ausbaubögen, Gebirgsankern und Spießen eingesetzt. Insgesamt werden in diesem Bauabschnitt circa 330.000 Kubikmeter Aushub- und Ausbruchmassen anfallen.

Die Bauzeit für die Rohbauarbeiten einschließlich der notwendigen Betriebsausstattung ist mit rund viereinhalb Jahren veranschlagt.

Bauzeit: Mai 2019 - voraussichtliches Ende 2023

Baukosten: rund 92,5 Mio. €

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