Noch bietet Wibke Eberlein im „Zauber Dirndl“ Trachtenmode an – bald gibt sie ihren Laden an der Leopoldstraße jedoch auf. Foto: Meyer
Bis 3. Januar geschlossen ist die Metzgerei Keck an der Zerrennerstraße. Foto: Frei
Pforzheim
Leerstände und Ladenschließungen: Schwere Zeiten für gute Geschäfte
  • Jeanne Lutz und Albert Esslinger-Kiefer

Pforzheim. Erst „Foto-Notton“, dann „Optik-Bohnenberger“ und bald auch das „Zauber Dirndl“ - die Liste der Geschäfte, die in Pforzheims Innenstadt schließen, wächst. Die Gründe sind laut der Inhaber sehr unterschiedlich.

Farbenfrohe Kleider, kunstvoll bestickte Westen und glitzernde Accessoires – noch ist die Auslage im „Zauber Dirndl“ gut gefüllt. Doch das wird sich bald ändern. „Anfang nächsten Jahres gebe ich mein Geschäft auf“, erklärt Inhaberin Wibke Eberlein. Damit reiht sich das „Zauber Dirndl“ in eine ganze Reihe von Ladenschließungen ein: „Foto Notton“ in der Fußgängerzone ist seit einem Jahr schon ein Leerstand in 1A-Lage, „Optik Bohnenberger“ in der Jäger-Passage und bald „Axel’s Menshop“ an der Bahnhofstraße verabschieden sich ebenfalls.

Auch in der „Metzgerei Keck“ an der Zerrennerstraße sind die Lichter seit Montag aus. Dem schließen sich eine Reihe von Langzeit-Leerständen in 1B-Lage an. Ein Ärgernis der besonderen Art: ein kleines Ladenlokal an der Leopoldstraße, welches seit Jahren durch wildes Plakatieren auffällt und symbolhaft den Niedergang des Handels dokumentiert. Im Gelben Haus neben dem Theater erlebt man einen ständigen Wechsel zwischen Leerstand und kurzzeitiger Belegung. Und gerade gegenüber – in der unteren Lammstraße – hat sich eine Szene der ganz eigenen Art etabliert.

Ein genaues Datum für das endgültige Ende vom „Zauber Dirndl“ will Eberlein nicht nennen. Ende Januar soll das Ladengeschäft an der Rossbrücke nach drei Jahren schließen.

Mit dieser Entscheidung sei viel Wehmut verbunden, erklärt Wibke Eberlein. Ihr Laden sei anfangs gut angenommen worden, im vergangenen Jahr sei der Umsatz so hoch wie selten zuvor gewesen. „Doch seit April ist die Stimmung wie ausgewechselt“, sagt die Designerin. Publikumsverkehr sei so gut wie nicht mehr vorhanden. Woran das genau liegt? Einer der Gründe ist ihrer Ansicht die mangelnde Aufenthaltsqualität in der Innenstadt. Zwar sei Pforzheim nie besonders attraktiv für einen Bummel gewesen. Doch seit einigen Monaten käme noch ein weiteres Problem hinzu. „Viele Leute fühlen sich einfach nicht mehr sicher“, erklärt Eberlein.

Als Geschäftsfrau habe sie ihre Konsequenzen gezogen. „Es ist eine unternehmerische Entscheidung, den Laden aufzugeben“, so Eberlein. Das bedeute aber nicht, dass die Dirndl-Branche die Designerin verliert. Künftig will sie sich auf ihre eigenen Kollektionen konzentrieren. Künftig will Wibke Eberlein Kunden in ihrem Showroom in Birkenfeld empfangen – oder sie direkt zu Hause beraten. Auch wenn ihr die Aufgabe des Ladens nicht leicht falle, freut sie sich auf die Zukunft. „Ich war sehr gerne hier, aber jetzt ist Zeit für Veränderung“, so Eberlein.

Wenig Grund zur Freude hat hingegen Kenneth Rooney. Zehn Jahre gab er alles, eröffnete neben seiner Kneipe „101 International“ noch den Burgerladen „Emmas Diner“. Doch nun musste Rooney seine Geschäfte aufgeben – am 15. Oktober war Schluss mit Bier und Burgern an der Tunnelstraße. „Mein Herz ist schwer, wenn ich daran denke“, erklärt Rooney, der seit mehr als 20 Jahren ein aktiver Gastronom in Pforzheim ist.

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