Kultur
Kunstschätze zum Schnäppchenpreis ausleihen
  • Sandra Pfäfflin

Pforzheim. Ein halbes Jahr lang das Werk eines renommierten Malers an die Wand hängen, sechs Monate lang sich über eine feine Bronze-Skulptur freuen zum Preis von gerade mal 20 Euro.

Wo gibt es das denn? Ganz einfach, am Freitag, 4. Dezember, bei der neuen Artothek in der Pforzheim Galerie an der Bleichstraße 81.

Oberbürgermeister Gert Hager hat sich inspirieren lassen von einem Gemeinderats-Trip nach Eindhoven, wo die dortige Biblio- und Artothek besichtigt wurde. „Das wollte ich auch für Pforzheim“, schildert Hager. Nur eben auf die Goldstadt-Verhältnisse zugeschnitten. Und das bedeutet: Gemeinsam mit Kunsthistorikerin Regina Fischer wurde eine Auswahl getroffen an Werken, die sich zur Ausleihe anbieten. „Zu groß durften sie nicht sein, nicht zu fragil und nicht zu hochpreisig“, fasst Fischer zusammen. Ausgewählt wurden insgesamt 73 Arbeiten, die einen Zeitraum von über 100 Jahren erfassen. Und da ist dann so ziemlich alles dabei, was nicht nur in Pforzheim Rang und Namen hat: von Emil Dittler ein wunderbarer bronzener Cupido, von Adolf Sautter eine „Sitzende Geiss“ (ebenfalls aus Bronze), von Karl Abt eine Landschaft, von Erwin Aichele ein Tierbild. Von Fritz Haller gibt es einen „Blick auf Pforzheim“, Otto Haas hat „Schelmenturm und Au“ in Öl festgehalten. Eine eindrucksvolle Grafik von Otto Dix, eine hinreißende Kantstiftzeichnung von Richard Ziegler oder ein Siebdruck von Ben Willikens gehören ebenfalls dazu. Auch die zeitgenössischen Pforzheimer Künstler sind vertreten: Axel Hertenstein mit Druckgrafik, Peter Jacobi und Winfried Reinhardt mit Fotografien, Manfred Mohr mit einer Computertechnik-Arbeit, Harald Kröner mit Collagen. Und viele mehr.

Für Fischer ist die Ausleihmöglichkeit nicht nur die Chance, dass die viele Tausend Werke umfassende Sammlung der Stadt in Teilen wieder das Licht der Öffentlichkeit erblickt, sondern auch eine Gelegenheit für Gegenwartskünstler, Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, beziehungsweise Nachlässe wieder zu aktivieren. „Denn die Werke können natürlich nicht von den Ausleihern angekauft werden, selbst wenn sie sich am liebsten nie wieder von ihnen trennen möchten“, sagt die Kunsthistorikerin. Aber: „Wir stellen gerne den Kontakt zu den Künstlern beziehungsweise den Erben und Nachlassverwaltern her.“

Von 14 bis 18 Uhr können am 4. Dezember Kunstfreunde ihre Lieblingsstücke gut verpackt gleich mitnehmen, sofern sie den Ausleihvertrag unterschrieben haben. Am Freitag, 3. Juni 2016, erfolgt die Rückgabe oder – wiederum für 20 Euro – eine Verlängerung um ein halbes Jahr. Danach ist Schluss. Aber Regina Fischer verspricht: „Wir haben schon wieder viele interessante Arbeiten für die nächste Ausleihstaffel auf dem Schirm.“

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