Sport
KSC stellt Cheftrainer Marc-Patrick Meister frei - heiße Kandidaten für Nachfolge im Gespräch
  • Peter Putzing und Christoph Ruf

Karlsruhe. Eine Überraschung war der Rauswurf von Marc-Patrick Meister als Cheftrainer des Fußball-Drittligisten am Sonntagabend nicht. Nach dem 0:4-Debakel des KSC zogen die Verantwortlichen die Reißleine. Das Ziel Aufstieg war nur noch mit einem Fernglas zu erkennen.

Die Bilanz von Meister, der immer ein ungemein großes Engagement an den Tag legte, der immer enorm fleißig, aber nicht immer professionell war: Bitter. Vier Punkte aus fünf Spielen geholt, dabei zwölf Gegentreffer kassiert. Und das mit dem teuersten Kader der Liga. Der KSC-Etat: weit über fünf Millionen Euro. Der Rückstand des selbsternannten Aufstiegsaspiranten zur Tabellenspitze: schon neun Punkte.

Der 37-jährige Fußballlehrer Meister soll nicht den Draht zu den älteren Akteuren im Karlsruher Kader gefunden haben. „Beratungsresistent“ war zudem aus dem Umfeld zu hören. Neben der fehlenden Punkteausbeute gab es für Sportdirektor Oliver Kreuzer weitere Gründe für die Entlassung, die ihm nicht leicht fiel: „Wir haben ein großes Ziel, das wir erreichen wollen: Den Aufstieg – und das ist in immer weitere Ferne gerückt. Wir wollten in dieser Saison von Beginn an defensive Stabilität, die haben wie nicht erreicht.“ Die Trennung von Meister wird keine billige Angelegenheit. Denn die Karlsruher Bosse beförderten Meister kurz vor dem Ende der Abstiegssaison nicht nur vom U17-Coach zum Profi-Cheftrainer, sondern statteten ihn gleich mit einem Kontrakt bis 2019 aus.

Prioritätenliste für Nachfolger

Bis ein neuer Cheftrainer kommt, werden die Assistenztrainer Christian Eichner und Zlatan Bajramovic das Team betreuen. Sportdirektor Kreuzer, der nie so ganz von der Arbeit Meisters überzeugt war, soll nach PZ-Informationen eine Prioritätenliste für mögliche Nachfolger erstellt haben. Auch Kontakte wurden schon aufgenommen. So soll Kreuzer am Sonntagabend in einer Durlacher Kneipe mit Alois Schwartz (50), Ex-Trainer des 1. FC Nürnberg und des SV Sandhausen, gesichtet worden sein.

Als Kandidaten gelten aber auch die Ex-KSC-Spieler Dirk Schuster (47), Joe Zinnbauer (47) und Markus Kauczinski (47). Alle drei sind im Moment ohne Club, alle drei könnten sofort einsteigen. Und: Alle drei kennen den KSC. Schuster stand zuletzt beim Bundesligisten Augsburg unter Vertrag, Zinnbauer beim Schweizer Erstligisten FC St. Gallen und Kauczinski in Ingolstadt. Auch Lorenz Günther Köstner soll ein Kandidat sein soll, doch der hat wohl eher Außenseiterchancen. Köstner ist seit drei Jahren ohne Job – und mit Trainern, die lange ohne Vertrag waren, hat der KSC schlechte Erfahrungen gemacht.
 Köstner, Zinnbauer, Schuster – das könnte zu einem kleinen Dilemma für Deutschlands aktivsten Trainerberater Ronny Zeller werden. Der Grunbacher hat dieses Trio – und auch Interimstrainer Eichner – unter Vertrag, muss sich bei Nachfrage für einen entscheiden. Schwierig für Zeller. Für eine Stellungnahme war er gestern nicht zu erreichen.

Aber wer auch Meister beerbt – mit einem Problem wird auch er zu kämpfen haben: Wenn der Gegner aufdreht, werden die Tempo-Defizite von manch älterem Spieler offensichtlich. Das wird selbst dann zum Problem, wenn der Coach es hinbekommt, das Team topmotiviert auf den Platz zu schicken. In Köln war auch das nicht der Fall: „Es passiert uns jetzt schon zum dritten Mal, dass wir eine erste Halbzeit komplett verschlafen“, gab Torwart Benjamin Uphoff zu. „Das hat nichts mit Taktik oder Qualität zu tun, das ist eine Einstellungssache.“

Meister hatte nach dem 0:4 am Freitag nicht so gewirkt, als habe er eine Erklärung für den eklatanten Widerspruch zwischen Anspruch und Wirklichkeit beim KSC. „Ich versuche, Herr der zwei Gesichter dieser Mannschaft zu werden“, sagte er. Dass ihm das gelingt, trauten ihm die Offiziellen offenbar nicht mehr zu. Und viele blau-weiße Anhänger sahen dies zuletzt genauso, wie gestern Abend eine Blitzumfrage auf der Facebook-Seite der PZ zeigte.

Themen

Sport regional