Jubelpose: Jörg Wacker (rechts) nach einem Treffer im Trikot des VfR Pforzheim, links Mannschaftskollege Stephan Bauer. Foto: PZ-Archiv
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Jörg Wacker - in Pforzheim gekickt, beim FC Bayern München gelandet
  • Udo Koller

Pforzheim/München. Man sollte mit dem Begriff Traumjob vorsichtig umgehen. Doch das, was Jörg Wacker macht, kommt dem Begriff schon ziemlich nahe. Einst war der Junge, der in Bad Wildbad aufwuchs, ein großer Fan des FC Bayern München. Jetzt sitzt der ehemalige Spieler des VfR Pforzheim und 1. FC Pforzheim, der am Dienstag seinen 50. Geburtstag feiert, im vierköpfigen Vorstand des deutschen Fußball-Rekordmeisters.

Die Lockenpracht, in jungen Jahren Wackers Markenzeichen, ist verschwunden. Die Haare sind noch voll, aber inzwischen grau. Jörg Wacker hat sich gut gehalten. Für den Jungen aus dem Nordschwarzwald führte der Weg in die große, weite Fußballwelt. Vergessen hat er nicht, wo er herkommt: „Mit geht es hier sehr, sehr gut. Aber ich denke auch gerne an die alte Zeit zurück.“

Talent und Selbstbewusstsein

Als junger Spieler war Jörg Wacker mit viel Talent und einer gesunden Portion Selbstbewusstsein gesegnet. Das weiß auch Edgar Schneider. Wacker und Schneider verbindet einiges. Die gemeinsamen Wurzeln beim VfR Pforzheim. Und der FC Bayern München, für den Schneider von 1970 bis 1974 genau 100 Bundesligaspiele bestritt.

Als Jörg Wacker der Jugend auf dem Pforzheimer Holzhof entwachsen war, wurde Schneider sein Trainer. „Er war schon ein Besonderer, ein spielender Mittelstürmer, technisch stark. Er war unser Torjäger“, erinnert sich der 68-Jährige an seinen einstigen Schüler, der jetzt die große Karriere im Fußball gemacht hat. Dabei galt der Offensivspieler für seine Trainer bisweilen als schwierig, vor allem, wenn er auf der Bank saß. „Ich war immer extrem einfach“, widerspricht Wacker – und lacht. Und was sagt Edgar Schneider? „Für mich war er immer einfach. Aber bei uns hat er auch immer gespielt“, blickt der ehemalige VfR-Coach zurück.

Im Abseits zu sitzen – das war Wackers Sache nie. Er wollte auf den Platz. Er wollte etwas bewegen, gestalten. Während die fußballerische Karriere am Ende trotz des Wechsels zum Oberligisten und Lokalrivalen 1. FC Pforzheim überschaubar blieb, startete Wacker beruflich schnell durch. Nach dem Studium in Karlsruhe (Sport und Literatur) zählte ein Praktikum in der Sportredaktion der Pforzheimer Zeitung zu seinen frühen journalistischen Gehversuchen. „Den ersten Artikel, den ich für die PZ geschrieben habe, habe ich noch zuhause“, sagt er. Es ging damals um den VfB Stuttgart.

Auf der Karriereleiter

Danach erklomm Wacker Stufe um Stufe der Karriereleiter. Er wurde Geschäftsführer bei der Sport1 GmbH und Programmdirektor bei Bild.de. Der nächste Schritt führte ihn zum Sportanbieter bet-and-win (heute bwin), wo er zum Deutschland-Chef avancierte. Er verhandelte mit den Spitzenpolitikern der Länder, als es um das Werbeverbot für Sportwettenanbieter ging. Und er saß als Sponsor mit den führenden Köpfen der Bundesliga-Vereine zusammen.

So kam auch der Kontakt zum FC Bayern München zustande. Die Anfrage vom deutschen Klassenprimus ließ nicht lange auf sich warten. Der von Karlheinz Rummenigge geführte Vorstand suchte einen Mann für einen neuen Verantwortungsbereich. Die Themenfelder: Internationalisierung und Strategie. „Ich habe nicht lange überlegen müssen. Es ist eine Ehre, wenn jemand gefragt wird beim FC Bayern zu arbeiten“, sagt Wacker.

Seit 1. Juli 2013 ist er jetzt für die Bayern in aller Welt unterwegs. Die Büros, die der Verein in den USA und China eröffnet hat, entspringen Wackers Strategieplänen. Seinen 50. Geburtstag verbringt er in New York. Dienstreise. Der Zeitaufwand, den der Job erfordert, ist enorm. Freizeit ist ein rares Gut und zum großen Teil für Privates reserviert. Mit Lebensgefährtin und dreijähriger Tochter lebt Wacker im Münchner Stadtteil Schwabing.

Zeit für ein bisschen Sport bleibt noch. „Aber Fußball kann ich leider nicht mehr spielen“, sagt Jörg Wacker. Nach einem Achillessehnenriss vor zehn Jahren war Schluss. Auf die Verletzung folgten vier Operationen und sechs Monate an Krücken. Das will der gebürtige Neuenbürger nicht noch einmal erleben.

Der Kontakt in die alte Heimat ist nie abgerissen. Die Mutter und der jüngere Bruder Kai, viele Jahre als Sportfotograf für die PZ unterwegs, leben zwar schon seit mehr als zehn Jahren in Kroatien, der ältere Bruder wohnt aber mit Familie noch in Bad Wildbad.

Den Fußball in Pforzheim kann Jörg Wacker nur noch aus der Ferne verfolgen. Dass die Namen der Traditionsvereine VfR und FCP, für die er früher spielte, von der Fußball-Landkarte verschwunden sind und durch den Fusionsverein CfR ersetzt wurden, schmerzt ihn dennoch. Zu seiner Zeit wäre das in der kleinen Pforzheimer Fußballwelt unvorstellbar gewesen.

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