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Holen „Luisa“ nach Pforzheim (von links): Koordinatorin Susanne Brückner, Erster Bürgermeister Dirk Büscher, Sara Hary und Edith Münch von Pro Familia. Foto: Moritz
Pforzheim
„Ist Luisa hier?“ Mit dieser Frage wird Frauen im Pforzheimer Nachtleben in Zukunft geholfen
  • Anke Baumgärtel

Pforzheim. Es ist eine unverfängliche Frage, die Frauen künftig auch im Pforzheimer Nachtleben vor Schlimmerem bewahren soll: „Ist Luisa hier?“ Wenden sich Frauen in heiklen Situationen mit dieser Frage an das Thekenpersonal, wird ihnen sofort und diskret geholfen.

So das Konzept des Hilfsangebots, das der Frauen-Notruf Münster 2016 initiiert hat und das bis Ende vergangenen Jahres bereits 50 beteiligte Kommunen zählte.

Am Mittwoch hat der Erste Bürgermeister Dirk Büscher „Luisa“ nun auch im Beisein von Gastronomen, Veranstaltern, Vertretern von Stadt, Hochschule und dem Deutschen Roten Kreuz in der Stadt begrüßt. „Das Angebot passt gut in den Kontext der Aktivitäten, die die Stadt zum Thema Sicherheit bereits durchführt“, sagte der Schirmherr der Aktion in der Stadtbibliothek mit Blick auf Videoüberwachung und verstärkte Polizeipräsenz in der City. Insbesondere Frauen sollen sich mit „Luisa“ künftig sicher und wohlfühlen im Nachtleben.

Hier bauen die hiesigen Initiatoren auf die Beteiligung ansässiger Gastronomiebetriebe, deren Mitarbeiter ab Juli von Lilith und pro familia geschult werden sollen. Rund 20 Gastwirte und Großveranstalter sind bereits mit im Boot. Nach Pforzheim geholt hat „Luisa“ die städtische Gleichstellungsbeauftragte Susanne Brückner, die das Ganze koordiniert. Unterstützung gibt es insbesondere vom Verein Sicheres Pforzheim/Sicherer Enzkreis, ohne den das Projekt nicht starten könnte.

Wie wichtig das Projekt ist, zeigt ein Blick in die Statistik: So gab es im vergangenen Jahr in Pforzheim 115 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung. 2017 war es mit 61 noch knapp die Hälfte. Für den Enzkreis zählte das Polizeipräsidium 2018 91 Fälle, was ebenfalls einen Anstieg um mehr als 50 Prozent bedeutet. 151 Personen – mehrheitlich junge Frauen – suchten zwischen März 2017 und Februar 2018 Hilfe in einer Beratungsstelle, drei Viertel davon waren selbst betroffen. Medizinische Soforthilfe nach einer Vergewaltigung suchten bis Anfang April in Pforzheim vier Betroffene, 2018 waren es 14, 2017 acht Frauen. Die meisten Vorfälle ereigneten sich beim Feiern, teils war die Erinnerung unklar, der Verdacht auf K.o.-Tropfen lag nahe. Mit dem Helios-Klinikum bietet die Stadt bereits seit einiger Zeit die vertrauliche Spurensicherung an.

Damit es gar nicht erst soweit kommt, setzen die Beteiligten auf Prävention. „Das ist auch Werbung für Sie“, so Brückner zu den Anwesenden. Schließlich ziehe man ein sicheres Lokal vor. Auch die Hochschule wolle die Bar-Tour der Erstsemester an den beteiligten Bars orientieren. „Wir können mit einfachen Mitteln jungen Leuten helfen“, freut sich Vincenzo Bottazzo, Betreiber der Strandbar „SP6“.

Erste Überlegungen gibt es auch für den Enzkreis. Hier gestaltet sich die Umsetzung laut der Gleichstellungsbeauftragten Martina Klöpfer allerdings schwieriger. Sie werde das Ganze dezentral angehen und wohl in Mühlacker starten. Daneben wolle sie gezielt Großveranstaltungen ausmachen.

Weitere Infos im Internet auf: www.luisa-ist-hier.de

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