Kleider ins Plexiglas gequetscht: Die Studenten präsentieren die Kollektionen auf ungewöhnliche Weise. Foto: Ketterl
Die Macher und Beteiligten beim Aufbau der Ausstellung im Alfons-Kern-Turm. Die rasterartige Gitter-Präsentation nimmt die Quadrate der Bodenfliesen auf. Foto: Ketterl
Kultur
„Influenza-M“ - Studierende präsentieren kreativen Schaffensprozess von Designern
  • Michael Müller

Pforzheim. Was es heißt, Mode zu machen, das hinterfragt und beleuchtet eine neue Ausstellung. Studierende der Pforzheimer Fakultät für Gestaltung verwandeln den Alfons-Kern-Turm in ein großes Atelier und stellen den gesamten kreativen Schaffensprozess von Modedesignern dar. Die Schau zeigt 26 Kollektionen und enthüllt Schritt für Schritt, wie sie entstanden sind – mit Kunstwerken, Installationen und Filmen. Sie wird am Donnerstagabend eröffnet.

Der Titel „Influenza-M“ ist eine positiv gemeinte Metapher, um möglichst viele mit der Begeisterung für den „Virus Mode“ anzustecken, sagen Saskia Lorenz, Sarah Tribula und Linda Schannen. Die Studentinnen der Visuellen Kommunikation haben die Ausstellung konzipiert und umgesetzt, in enger und monatelanger Zusammenarbeit mit dem Studiengang Mode.

Dabei reißen sie eine jahrzehntelange Tradition ein: So habe man vergangenen Sommer auf die Modenschau verzichtet, um die Arbeiten jetzt zu zeigen. Und zwar szenografisch statt auf dem Laufsteg, wie Steffen Vetterle erläutert. Der Dozent und Projektverantwortliche hatte vor gut einem Jahr die Idee zur Ausstellung. „Mode ist per se visuelle Kommunikation. Jeder drückt damit etwas aus.“

Aber mit der üblichen Präsentation hat er seine Probleme. Man könne die Kleidung nicht anfassen, die Dramaturgie wiederhole sich ständig. Die wenigen Sekunden auf dem Laufsteg verschleiern den aufwendigen Arbeitsprozess. „Wir wollen Mode erleb- und erfahrbar machen und anders inszenieren“, sagt Vetterle. Die Schau sei ein weiterer Ansatz, das Design für die Bürger in den öffentlichen Raum zu bringen. Als Labor mit Experimentalcharakter dient erneut der Alfons-Kern-Turm, den die Hochschule in Abstimmung mit dem Kulturamt bespielt.

Die Studenten öffnen nun die Wissenschaftsräume des Modehandwerks und zeigen ihre Werkzeuge und Inspirationsquellen. „Wir schauen Mode anders, sehen nicht nur die Kollektion, sondern den Entstehungsprozess in mehreren Phasen“, sagen Saskia Lorenz und Sarah Tribula. Eine verspiegelte Treppe zieht in die Ausstellung hinein, wie bei Chanel in Paris. Auf dem Weg weiter nach oben wird simuliert, wie es akustisch klingt, wenn man verschiedene Stoffe mit Händen und Füßen erlebbar macht. Abstrakte Gewebearten, Schnittmuster und Stiche sind zu sehen. Die Studenten haben außerdem Räume voller – teils nostalgischer – Assoziationen gestaltet, die die Stimmung von Modekollektionen transportieren. Ein anderer Raum spielt mit der Sinnlichkeit von Gerüchen. Viele Kollektionen werden auf Gittern und modularen Boxen präsentiert. Da finden sich geradezu brutale, aber auch verspielte und lustige Inszenierungen.

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