Übergaben erfordern jahrelange Vorbereitung, das wissen (von links) Brigitte Dorwarth-Walter, Jörg Fuchs und Andrea Winkler von der Handwerkskammer Karlsruhe, Unternehmensnachfolger Michael Schwenzer, Übergeberin Tanja Mayr, Radwelt-Über-nehmer Thomas Keim, Markus Brückner (Volksbank) und Stefan Hammes von der IHK Nordschwarzwald.
Wirtschaft
IHK, Handwerkskammer und Volksbank Pforzheim unterstützen Übergaben
  • Lothar H. Neff

Pforzheim. Wer von Unternehmensnachfolge spricht, muss auch bereit sein „loszulassen“. Und das kann Jahre dauern. Immerhin steht das eigene Lebenswerk zur Übergabe an – nur 41 Prozent der Firmenübernahmen klappen in der eigenen Familie.

Oft fehlt ein geeigneter Nachfolger. Für Brigitte Dorwarth-Walter, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der Handwerkskammer Karlsruhe, ist klar: „Die Chemie muss bei einer geplanten Übergabe stimmen.“

Das große Interesse an der gestrigen Info-Veranstaltung im VolksbankHaus zeigte, wie wichtig dieser Prozess vielen regionalen Unternehmern ist. „Die Zukunft gemeinsam gestalten“, lautete daher das Motto. Denn schließlich soll es weder beim Übergeber noch beim Übernehmer zu einem bösen Erwachen kommen. „Der Kaufpreis muss letztlich beiden Seiten wehtun“, macht Andrea Winkler von der Handwerkskammer deutlich. Findet sich kein Nachfolger in der eigenen Familie, sei oft die Betriebsübernahme durch einen langjährigen Mitarbeiter der Königsweg, so Winkler. Wichtig sei zudem ein Notfallplan, falls ein Unternehmer unerwartet ausfalle, ergänzt Stefan Hammes, Moderator für Unternehmensnachfolge bei der IHK Nordschwarzwald.

Und die Chemie muss nicht nur in einem Galvanikbetrieb stimmen, das machten die Beispiele aus der Praxis deutlich. Anschaulich berichteten Thomas Keim, geschäftsführender Gesellschafter der Radwelt Pforzheim, und Michael Schwenzer, neuer Inhaber der Mayr Galvanotechnik in Königsbach-Stein, über ihre Erfahrungen.

Seit 2004 gibt es die Bikemax Filiale auf der Wilferdinger Höhe, die 2007 von einem leitenden Mitarbeiter übernommen wurde. Der jetzige Chef begann während seines Studiums als Aushilfe. „Ich bin in dem Betrieb groß geworden“, sagt Keim. Er beteiligte sich zunächst mit 20 Prozent an der GmbH. Bei einem Feierabendbier reifte der Entschluss, das Fachgeschäft ganz zu übernehmen. Der frühere Inhaber ist weiterhin beratend im Betrieb tätig. „Ein Glücksfall“, sagt Thomas Keim.

Seit acht Jahren sucht das Familienunternehmen Mayr einen neuen Chef. Verschiedene Anläufe scheiterten. Zwischenzeitlich übernahm Tochter Tanja Mayr die Geschäftsführung. Allerdings kommt sie aus der Internetbranche und sieht dort auch ihre beruflichen Perspektiven.

Vor einem Jahr begannen deshalb die Gespräche mit Galvanikmeister Michael Schwenzer über eine Unternehmensnachfolge. Und die Chemie stimmte. Vor drei Monaten hat er das Oberflächentechnik-Unternehmen mit 30 Mitarbeitern übernommen. „Für unseren neuen Lehrling, der am 1. September anfing, war das bestimmt ein Schock, denn an seinem ersten Arbeitstag hatte er gleich einen neuen Chef.“

Themen

Wirtschaft