Baden-Württemberg
Hoffen auf pragmatischen Kurs der Grünen nach Jamaika-Aus
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Heidenheim. Nach den gescheiterten Jamaika-Gesprächen hoffen Grünen-Spitzenpolitiker auf einen pragmatischen Kurs der Bundespartei. Der baden-württembergische Landesverband mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann stehe dafür, dass die Grünen nicht vor Verantwortung davonliefen, sagte Bundeschef Cem Özdemir am Samstag beim Landesparteitag in Heidenheim.

Nun gebe es ein Zeitfenster, zu zeigen, dass die Bundes-Grünen aus einem ähnlichen Holz geschnitzt seien. Nach Kretschmanns Ansicht gehen die Grünen gestärkt aus den letztlich gescheiterten Gesprächen über die Bildung einer Jamaika-Koalition hervor. Die Grünen seien prinzipienfest, kompromissbereit, eigenständig und verantwortungsbewusst, ohne eigene Interessen aus den Augen zu verlieren. «Wir sind geschlossen, ohne Differenzen aus auszublenden», sagte er. All das bleibe, betonte er.

Sowohl Özdemir als Kretschmann hatten sich für ein Bündnis aus Union, Grünen und FDP eingesetzt. Beide werden dem realpolitischen Flügel zugerechnet, der auch den Landesverband in Baden-Württemberg dominiert. Letztlich scheiterten die Jamaika-Gespräche, weil die FDP sich zurückzog. Özdemir geht nun von vier weiteren Jahren der Grünen in der Opposition aus. Alle seien gut beraten, davon auszugehen, dass Deutschland «bedauerlicherweise» eine große Koalition bekommen werde.

Der Parteitag bestätigte die beiden Vorsitzenden Sandra Detzer und Oliver Hildenbrand. Detzer bekam 73,8 Prozent von 107 abgegebenen Stimmen und schnitt damit schlechter als bei ihrer Wahl vor einem Jahr ab (82,4 Prozent). Co-Parteichef Hildenbrand erhielt 92,9 Prozent von insgesamt 210 abgegebenen Stimmen. Er verbesserte damit leicht sein Ergebnis von 2015 (92,6 Prozent). Landesschatzmeister Wolfgang Kaiser wurde mit 91,6 Prozent wiedergewählt.

Viel Applaus der Delegierten bekam Özdemir, der auch Bundestags-Spitzenkandidat war. Er hatte angekündigt, im Januar nicht wieder als Parteichef antreten zu wollen. Es wird spekuliert, dass er den Vorsitz der Bundestagsfraktion oder einen Posten in Baden-Württemberg anstreben könnte - am Ende vielleicht irgendwann sogar die Nachfolge von Kretschmann als Ministerpräsident?

Kretschmann deutete in seiner Rede an, dass er Özdemirs Zukunft im Bund sieht: «Dass Du weiter eine führende Rolle spielst im Bund, das wollen wir.» Özdemir versicherte, das Feuer in ihm brenne weiter. «Es gibt noch einiges zu tun. Ich will die Ärmel weiter hochkrempeln» - egal in welcher Rolle. Den «Stuttgarter Nachrichten» und der «Stuttgarter Zeitung» (Online-Ausgabe) sagte Özdemir: «Ich will mich auf Bundesebene für Stuttgart und Baden-Württemberg einsetzen.» Er hoffe, dass Kretschmann den Grünen noch viele Jahre als Ministerpräsident erhalten bleibe.

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