Eine deutsch-arabisch-italienische Autorenlesung – unter anderem mit der gebürtigen Syrerin Fatima Hasso – lässt zum Start der Interkulturellen Woche im Hermann-Maas-Haus aufhorchen. Foto: Tilo Keller
Pforzheim
Heimat hat viele Gesichter: Internationale Autoren beeindrucken zum Auftakt der Interkulturellen Woche
  • Claudia Keller

Pforzheim.Dem Thema „Heimat“ haben sich am Samstagabend sieben Autoren bei der deutsch-arabisch-italienischen Lesung im Hermann-Maas-Haus angenommen. Die Veranstaltung markierte den Auftakt zur Interkulturellen Woche.

In ihrer Begrüßung erinnerte Mirzeta Haug die knapp 50 Zuhörer daran, dass die interkulturelle Woche bereits seit 1975 bundesweit stattfinde. In diesem Jahr lautet das Motto „Zusammen leben, zusammen wachsen“. Im Gespräch mit der PZ erklärte Pfarrerin Nicola Friedrich, das sie im Rahmen ihrer Funktion als Flüchtlingsbeauftragte des Kirchenbezirks Pforzheim-Stadt einige Menschen kennengelernt habe, die Texte schreiben.

Dazu gehörte der in Syrien geborene Ali Hafez, der in seiner Heimat einen Verlag hatte. Mit ihm zusammen hatte Friedrich die Idee zur Autorenlesungen. Bereits im Frühjahr fand eine erste Lesung statt, in der arabische und deutsche Texte von den Autoren vorgetragen wurden.

„In der Interkulturellen Woche liegt es nahe, zu fragen, was Heimat ist“, führte Friedrich aus. „Vermutlich hat jeder von uns seine eigene Antwort.“ Die Autoren boten ihre Versionen zu diesem Thema an. Den Auftakt machte Ali Hafez, der in seinem Text eine Tasche seine Heimat nennt. In der autobiografischen Geschichte beschreibt er auch, wie Bücher zu seinem Zuhause wurden, die der Geheimdienst später allerdings beschlagnahmte. „Als hätten sie mir mein Leben genommen“, sagte er.

Frei wie ein Vogel

Ganz anders die Erzählung der Kurdin Fatima Hasso (19) aus Syrien, die vor vier Jahren nach Deutschland kam und die Abschlussklasse des Reuchlin-Gymnasiums besucht. In ihrer Kurzgeschichte geht es um Menschen, die sie aus der Perspektive von Vögeln schildert, die natürlicherweise keine Grenzen kennen. „Heimat ist ein Gefühl von Zugehörigkeit und kein Stück Land“, resümierte die junge Autorin. Sie schreibt schon seit der Grundschule Texte und arbeitet aktuell an ihrer Autobiografie.

Eine andere Sichtweise wurde bei der aus Sizilien stammenden Autorin Lucia Nikolov deutlich, die mit 14 Jahren nach Deutschland kam. Sie trug zunächst ihr Gedicht „Der Emigrant“ in italienischer Sprache vor. Ihre 17-jährige Enkelin Maren Trommer übersetzte den Text ihrer Großmutter ins Deutsche. Die deutsche Autorin Inge Wrobel erinnerte mit ihren Texten daran, dass es auch innerhalb des ehemals geteilten Deutschlands Flüchtlinge gab, die eine lebensgefährliche Flucht auf sich nahmen. Zu den Autoren gehörte der Anwalt und arabische Sprachwissenschaftler Zuhair Al Hamdan. In seiner Geschichte aus der Zeit vor der Revolution in Syrien erzählt er von einem Ausflug aufs Land und der Begegnung mit einem Offizier.

Den Abschluss machte Mazen Arafeh, ehemaliger Leiter der Nationalbibliothek in Damaskus. Der humorvolle Mann berichtet in seinem Text über die Veränderungen, die er in seiner Heimat hautnah miterlebt hat, bevor er schließlich flüchten musste. So wie seine Autorenkollegen mit syrischem Hintergrund, hat auch er seinen Text zunächst auf Arabisch geschrieben und danach ins Deutsche übersetzt. „Ich habe einen Traum“, verriet er am Ende seines Vortrags: „Schreiben auf Deutsch.“

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