Mehrere 100 Menschen haben sich Mitte Oktober an einer Demonstration für den Erhalt aller Bäder beteiligt. Foto: PZ-Archiv
Zornig aufs Rathaus, auch im Sinn seiner Enkel: der frühere Stadtrat Dieter Pflaum. Foto: Meyer
Pforzheim
„Hände weg von unseren Bädern“ – Mehrere hundert Bürger bei Kundgebung
  • Marek Klimanski

Pforzheim. Bei Badewetter mitten im Oktober und unter dem Klang von Trillerpfeifen und Trommeln haben am Samstagnachmittag mehrere hundert Menschen – nach Polizeizählungen 400, Teilnehmer sprachen von rund 600 – in der Innenstadt für den Erhalt aller Pforzheimer Bäder sowie der Sauna an ihren heutigen Standorten demonstriert.

Organisiert hatte die Kundgebung die Initiative Pro Bäder um den OB-Kandidaten des vergangenen Jahres, Andreas Kubisch, und weitere Mitstreiter.

Das innerstädtische Emma-Jaeger-Hallenbad und das Huchenfelder Hallenbad werden bekanntlich zum Jahresende geschlossen, weil die Gebäude marode sind. Sie wie vom Gemeinderat im März beschlossen an den jeweiligen Standorten durch Neubauten zu ersetzen, hatte das Regierungspräsidium Karlsruhe abgelehnt, weil die Stadt dafür keine Gegenfinanzierung an anderer Stelle des Etats vorgelegt hatte.

Eine laut städtischer Berechnungen finanziell günstigere Konzentration des heutigen Emma-Jaeger-Bads und des städtischen Freibad-Angebots auf dem Wartberg und die Aufgabe des innerstädtischen Bäder-Standorts hatte eine Ratsmehrheit im März abgelehnt. Seinerzeit hatte wenige Tage zuvor bereits eine ähnliche Kundgebung wie die heutige mit bis zu 1000 Teilnehmern ebenfalls den Erhalt aller Bäder gefordert.

Veto absichtlich herbeigeführt?

Die Teilnehmer der Demonstration am Samstag, darunter Stadträte der Freien Wähler, von Wir in Pforzheim und Unabhängigen Bürgern und frühere leitende Mitarbeiter des Rathauses aus den Bereicben Bäder und Sport nahmen erneut eine Route vom Vorplatz des Emma-Jaeger-Bads, wo die Veranstaltung um 15 Uhr ihren Auftakt hatte, über die Zerrennerstraße, Leopoldstraße, Bahnhofstraße, Bahnhofplatz, Schloßberg, Östliche Karl-Friedrich-Straße bis zum Marktplatz.

Dort fand um 16 Uhr der Abschluss mit zwei Ansprachen statt. Als erster Redner warf Hans Hägele der Stadtverwaltung vor, das Veto des Regierungspräsidiums absichtlich herbeigeführt zu haben. „Das können und das werden wir, die Pforzheimer Bürger, nicht akzeptieren.“ Zumal die Berechnungen, wonach das Wartberg-Kombibad günstiger sei, nicht stimmen könnten. Nur ein einziges größeres Bad zu haben, widerspreche zudem der Idee einer von OB Peter Boch propagierten familienfreundlichen Stadt, so Hägele.

„Hände weg von unseren Bädern“, rief Dieter Pflaum, früherer Stadtrat der FDP und Professor an der Hochschule, laut unter dem Beifall der Teilnehmer an Bochs Adresse. Ein Theater, das Kulturhaus Osterfeld und nun in erster Linie die Bäder gehörten zur Stadt. Er warf dem Rathaus vor, den Bädererhalt unter Verweis auf leere Kassen nicht umzusetzen, anstatt an einer Finanzierung zu arbeiten und die zahlreichen möglichen Geldquellen und Zuschüsse dafür heranzuziehen. Gegen 16.30 Uhr war die Kundgebung zu Ende, die nach Polizeiangaben ohne besondere Vorkommnisse verlief.

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