Der Dehoga-Geschäftsführer von Baden-Württemberg, Joachim Schönborn, erzählt Wirten von erfolgreicher Lobby-Arbeit in Stuttgart. Foto: Hegel
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Gastwirte im Enzkreis fordern Zwölf-Stunden-Arbeitstag
  • Constantin Hegel

Birkenfeld. Bis zu Zwölf-Stunden-Schichten für Mitarbeiter und Steuerentlastungen für Gastro-Betriebe – das sind nur zwei Forderungen des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) im Enzkreis, der sich am Montag zur Jahresversammlung im Hotel Schönblick in Birkenfeld traf.

Mit dem Wink in Richtung Politik hat der Verband auch die Wahlen am Sonntag im Auge. Ein ertragreiches Jahr liegt hinter den Hotel- und Gaststättenbetreibern. Mit einem Anstieg der Übernachtungen um 2,8 Prozent setzt sich das „achte Rekordjahr in Folge“ fort, wie Enzkreis-Vorsitzender Reinhard Gallistl berichtet. Aber nicht jede Region profitiert gleichermaßen: Während im Enzkreis die Übernachtungen um 3,5 Prozent gestiegen sind, sanken sie in der Stadt Pforzheim um 1,2 Prozent. Durch geplante Neubauten wie das Ibis Style, Holiday Inn Express und dem Hotelprojekt in der neuen Innenstadt Ost wird sich die Konkurrenzsituation in der Stadt noch stärker zuspitzen. „Die Anzahl der Hotelzimmer wird sich um 50 Prozent erhöhen“, gibt Siegfried Weiß von der Fachgruppe Tourismus und Hotellerie zu bedenken. „Wir bräuchten dann 120 000 zusätzliche Übernachtungen.“

Und das ist nicht das einzige Problem, das den Gastwirten Kopfzerbrechen bereitet. Der Mitarbeitermangel nehme immer drastischere Züge an – die Zahl der Auszubildenden ist auch im letzten Jahr wieder gesunken. Die Lücken füllen ausländische Mitarbeiter – laut Gallistl beträgt deren Anteil im Gastro-Gewerbe mittlerweile 42 Prozent. „Dass wir dadurch nicht mit einer Partei wie der AfD einer Meinung sind, die die Zuwanderung von Arbeitskräften begrenzen will, ist klar“, ergänzt der Dehoga-Geschäftsführer von Baden-Württemberg, Joachim Schönborn, der in seinem Gastvortrag auch die erfolgreiche Lobby-Arbeit des Verbands auf Landesebene betont. So konnte unter anderem die von der EU geforderte „Pommes-Ampel“, eine Farbtabelle für den Bräunungsgrad von Pommes, erfolgreich verhindert werden. Unter unnötigen Reglementierungen und dem Mangel an Arbeitskräften würden trotz guter Konjunktur vor allem Gasthöfe im ländlichen Raum leiden. In Baden-Württemberg gaben seit 2008 rund acht Prozent der Betriebe auf.

Zwei Probleme, die den Gastwirten besonders auf den Nägeln brennen, bringt Schönborn auf den Punkt. Zum einen fordern sie, dass die maximale Arbeitszeit im Gastro-Gewerbe von zehn auf zwölf Stunden pro Tag angehoben wird. „Die CDU steht da hinter unseren Forderungen“, führt Schönborn aus.

Außerdem soll der vergünstigte Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent, der bereits für Hotelbetriebe und Take-Away-Imbisse gilt, auch auf die Gastronomie angewendet wird. „Es kann nicht sein, dass ein Betreiber, der sein Essen zum Mitnehmen verkauft, weniger Steuern zahlt als ein Betrieb mit Sitzplätzen.“

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