Die Arbeitslosigkeit im Bezirk der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim ist von Juli auf August, für die Jahreszeit durchaus üblich, um 939 oder 5,8 Prozent auf 17.054 gestiegen.
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Wirtschaft
Fast 50 Prozent mehr Arbeitslose als im Vorjahr im Nordschwarzwald: Arbeitsmarkt stabilisiert sich in der Region dennoch
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Pforzheim/Enzkreis/Kreis Calw. Die Arbeitslosigkeit im Bezirk der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim ist von Juli auf August, für die Jahreszeit durchaus üblich, um 939 oder 5,8 Prozent auf 17.054 gestiegen. Trotz Corona ist der Anstieg gegenüber dem Vormonat geringer ausgefallen als in den Vorjahren. Im Vergleich zu August 2019 sind im Nordschwarzwald 5584 oder 48,7 Prozent mehr Menschen arbeitslos. Damit liegen die Arbeitslosenzahlen deutlich über dem August-Wert des vergangenen Jahres, der Vorjahresabstand hat sich aber wieder etwas verringert. Das teilte die Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim am Dienstagmorgen in einem Bericht an die Presse mit. 

Die Arbeitslosenquote – bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen – habe sich gegenüber Juli um 0,3 Prozentpunkte auf 5,0 Prozent erhöht. Vor einem Jahr lag sie noch bei 3,4 Prozent. "Der Arbeitsmarkt im Nordschwarzwald hat sich etwas stabilisiert, er steht jedoch weiterhin unter dem Einfluss der Pandemie", heißt es seitens der Agentur für Arbeit. Das zeige die große Zahl von Menschen, die derzeit in Kurzarbeit sind. Ohne die hohe Inanspruchnahme von Kurzarbeit läge die Arbeitslosigkeit noch einmal deutlich höher.

Zudem haben auch in diesem Jahr das Schuljahresende und die Beendigung von Ausbildungsverhältnissen ohne Anschlussbeschäftigung zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit bei Jugendlichen unter 25 Jahren geführt. Für junge Menschen ist der Übergang vom Ausbildungs- ins Beschäftigungsverhältnis derzeit erschwert, da weniger Auszubildende nach ihrer Ausbildung übernommen werden und Neueinstellungen meist erst nach den Sommerferien vorgenommen werden.

„Dass für die Hälfte aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten Kurzarbeit angezeigt wurde und gleichzeitig die Arbeitslosigkeit im Vorjahresvergleich um fast 50 Prozent gestiegen ist, hat meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den letzten Monaten viel abverlangt. Umso mehr freut es mich, dass wir unser Ziel, die existenzsichernden Leistungen schnell auszuzahlen, erreicht haben“, so Martina Lehmann, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim.

Die Nachfrage nach Arbeitskräften hat gegenüber Juli wieder etwas zugenommen, sie liegt aber weiterhin deutlich unter dem Niveau des Vorjahres. Dem Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim wurden in den vergangenen vier Wochen 1061 zu besetzende Stellen gemeldet. Das waren 102 oder 10,6 Prozent mehr als im Juli aber 230 oder 17,8 Prozent weniger als vor einem Jahr.

Am regionalen Ausbildungsmarkt gibt es auch zu Beginn des neuen Ausbildungsjahres noch viel Bewegung.

Kurzarbeit

Im August gingen bei der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim nochmals 76 Anzeigen auf konjunkturelles Kurzarbeitergeld für 879 Personen ein.

Damit ging die Zahl der Neuanzeigen weiter zurück, Kurzarbeit bleibt aber auf einem sehr hohen Niveau und leistet nach wie vor einen wesentlichen Beitrag zur Stabilisierung des Arbeitsmarktes im Nordschwarzwald.

Nach einer ersten Hochrechnung zur tatsächlich realisierten Kurzarbeit befanden sich im April 49223 Beschäftigte in 4411 Betrieben in Kurzarbeit.

Arbeitslose

Trotz der Ferienzeit gab es viel Bewegung auf dem Arbeitsmarkt. In den vergangenen vier Wochen meldeten sich 3295 Männer und Frauen neu oder erneut arbeitslos, 591 oder 21,9 Prozent mehr als im Juli aber 582 oder 15,0 Prozent weniger als im August 2019. Gleichzeitig konnten 2334 Menschen im August ihre Arbeitslosigkeit beenden, 53 oder 2,3 Prozent mehr als im Vormonat und 701 oder 23,1 Prozent weniger als vor einem Jahr.

Nach Personengruppen entwickelte sich die Arbeitslosigkeit im Nordschwarzwald unterschiedlich. Die Zahl der arbeitslosen Jugendlichen unter 25 Jahre erhöhte sich gegenüber dem Vormonat um 350 oder 20,7 Prozent auf 2039, die der über 50-jährigen Arbeitslosen dagegen nur um 185 oder 3,4 Prozent auf jetzt 5556.

Entwicklung nach Rechtskreisen

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie machen sich bei der Arbeitsagentur wesentlich deutlicher bemerkbar als bei den Jobcentern. Die meisten Arbeitslosen, die sich neu meldeten, kommen aus einer Beschäftigung und besitzen einen Versicherungsanspruch auf Arbeitslosengeld I.

Im Bereich der Arbeitslosenversicherung (Arbeitslosengeld I) ist die Zahl der Arbeitslosen gegenüber dem Vorjahr um 4248 oder 67,3 Prozent auf 10563 gestiegen.

Im Rechtskreis SGB II (Arbeitslosengeld II – Hartz IV) gab es 6491 Arbeitslose, 1336 oder 25,9 Prozent mehr als vor einem Jahr.

Der Arbeitsmarktbarometer für den Bezirk der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim.
Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim

Regionale Arbeitslosenquoten nach Geschäftsstellenbezirken

Unter den sieben Geschäftsstellen der Arbeitsagentur Nagold-Pforzheim hat Calw mit 3,8 Prozent den besten Wert. Es folgen Nagold mit 4,3 Prozent, Freudenstadt und Mühlacker mit jeweils 4,4 Prozent, Horb mit 4,5 Prozent, Bad Wildbad mit 5,1 Prozent und Pforzheim mit 5,8 Prozent.

Entwicklung in den Landkreisen und der Stadt Pforzheim

Die unterschiedlichen Strukturen innerhalb des Agenturbezirkes haben auch im August zu einer großen Bandbreite der Arbeitslosenquoten geführt. Sie liegt zwischen 4,0 Prozent im Enzkreis und 8,1 Prozent im Stadtkreis Pforzheim.

Landkreis Calw

Die Arbeitslosenquote liegt jetzt bei 4,3 Prozent und damit um 0,3 Prozentpunkte höher als im Juli. Vor einem Jahr lag sie bei 3,0 Prozent. Insgesamt waren 3906 Menschen arbeitslos gemeldet, davon 2594 (66,4 Prozent) in der Arbeitslosenversicherung und 1312 (33,6 Prozent) in der Grundsicherung.

Im August wurden 396 Stellenangebote gemeldet. Das waren vier oder 1,0 Prozent mehr als im Juli und 40 oder 11,2 Prozent mehr als vor einem Jahr. Derzeit sind 1082 offene Stellenangebote im Bestand, 278 oder 20,4 Prozent weniger als im August 2019.

Enzkreis

Die Arbeitslosenquote hat sich im Vergleich zum Vormonat um 0,3 Prozentpunkte auf 4,0 Prozent erhöht. Vor einem Jahr lag sie bei 2,5 Prozent. Damit belegt der Enzkreis, gemeinsam mit dem Main-Tauber-Kreis, dem Ortenaukreis und den Landkreisen Ludwigsburg und Sigmaringen, den elften Platz unter allen 44 Stadt- und Landkreisen in Baden-Württemberg.

Insgesamt waren 4489 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet, davon 3191 (71,1 Prozent) in der Arbeitslosenversicherung und 1298 (28,9 Prozent) in der Grundsicherung. Im August wurden 204 Stellenangebote gemeldet. Das waren 31 oder 17,9 Prozent mehr als im Vormonat aber 71 oder 25,8 Prozent weniger als vor einem Jahr. Aktuell sind 886 offene Stellenangebote im Bestand, 410 oder 31,6 Prozent weniger als im August 2019.

Stadt Pforzheim

Die Arbeitslosenquote hat sich im Vergleich zum Vormonat um 0,3 Prozentpunkte auf 8,1 Prozent erhöht. Vor einem Jahr lag sie noch bei 5,7 Prozent. Damit bleibt Pforzheim, hinter Mannheim (7,8 Prozent), auf dem letzten Platz in Baden-Württemberg. Insgesamt waren 5551 Menschen arbeitslos gemeldet, davon 2822 (50,8 Prozent) in der Arbeitslosenversicherung und 2729 (49,2 Prozent) in der Grundsicherung. Im August wurden 178 Stellenangebote gemeldet, 16 oder 9,9 Prozent mehr als im Vormonat und 130 oder 42,2 Prozent weniger als im August 2019. Derzeit sind 777 offene Stellenangebote im Bestand, 331 oder 29,9 Prozent weniger als vor einem Jahr.

Landkreis Freudenstadt

Die Arbeitslosenquote ist von Juli auf August um 0,3 Prozentpunkte auf 4,4 Prozent gestiegen. Im August 2019 lag sie noch bei 2,9 Prozent. Insgesamt waren 3108 Menschen arbeitslos gemeldet, davon 1956 (62,9 Prozent) in der Arbeitslosenversicherung und 1152 (37,1 Prozent) in der Grundsicherung. Im August wurden 283 Stellenangebote gemeldet. Das waren 51 oder 22,0 Prozent mehr als im Vormonat aber 69 oder 19,6 Prozent weniger als im August 2019. Aktuell sind 1158 offene Stellenangebote im Bestand, 251 oder 17,8 Prozent weniger als vor einem Jahr. 

Stellenmarkt

Mitte August waren bei der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim 3903 offene Stellen gemeldet. Das waren 195 oder5,3 Prozent mehr als im Juni aber 1270 oder 24,6 Prozent weniger als vor einem Jahr.

Ausbildungsmarkt

Am regionalen Ausbildungsmarkt gibt es zu Beginn des neuen Ausbildungsjahres noch viel Bewegung. Im August 2020 suchten noch 790 bei der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim gemeldete Jugendliche einen Ausbildungsplatz, 94 oder 13,5 Prozent mehr als im August 2019. Ihnen standen noch 1296 freie Ausbildungsplätze gegenüber, 166 oder 11,4 Prozent weniger als vor einem Jahr. Rein rechnerisch hat jeder noch unversorgte Bewerber damit die Wahl unter 1,64 freien Ausbildungsstellen.

Freie Ausbildungsstellen gibt es derzeit insbesondere noch in den Berufen Kaufmann/-frau im Einzelhandel, Koch/Köchin, Restaurantfachmann/frau, Verkäufer/in

Hotelfachmann/-frau, Anlagenmechaniker/-in - Sanitär-/Heizung-/Klimatechnik, Fachverkäufer/-in Lebensmittelhandwerk – Bäckerei, Fachverkäufer/-in Lebensmittelhandwerk – Fleischerei, Zahnmedizinische/r Fachangestellte/r und Fachkraft - Lagerlogistik

Wer noch einen Ausbildungsplatz sucht, sollte sich so schnell wie möglich mit den Berufsberatern der Agentur für Arbeit in Verbindung setzen. Diese stehen auch in der Ferienzeit täglich von 8 bis 18 Uhr unter der kostenfreien Rufnummer (0800) 4 5555 00 und zusätzlich täglich von 9 bis 12 Uhr und von Montag bis Donnerstag von 13 bis 16 Uhr unter den extra eingerichteten Sonderrufnummern (07452) 829200 (Landkreise Calw und Freudenstadt) beziehungsweise (07231) 304200 (Pforzheim und Enzkreis) für Fragen zur Verfügung.

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