Hat sich erledigt: Wo das Neubaugebiet „Mangold und Lange Äcker“ entstehen sollte, befindet sich aktuell grüne Wiese. Und daran wird sich nach dem jüngsten Ratsbeschluss in nächster Zeit auch erst einmal nichts ändern. Foto: Roller
Nico Roller
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Eisinger Baugebiet auf Eis gelegt: Bürgermeister möchte trotzdem neuen Wohnraum schaffen
  • Nico Roller

Eisingen. Zwar wurde der Beschluss letztlich einstimmig gefasst, doch leicht gefallen ist er vielen im Eisinger Gemeinderat nicht: Am Mittwochabend entschied das Gremium, die Planungen für das Neubaugebiet „Mangold und Lange Äcker“ aufzuheben. Den Grund hatte Bauamtsleiter Stefan Gräßle schnell erklärt: Eine Realisierung des Gebiets halte man in absehbarer Zeit nicht für möglich. Dass das so ist, liegt an Eigentümern der Grundstücke. Genauer gesagt, an denjenigen, die keine Bereitschaft zur Mitwirkung zeigen.

Wie bereits in der Juni-Sitzung bekanntgeworden war, sind das immerhin rund 20 Eigentümer. Weitere 26 haben bislang den Planungskostenvertrag nicht unterschrieben. Gräßle erklärte, die nicht zur Mitwirkung bereiten Menschen hätten Grundstücke „in exponierter Lage“ und würden so eine verkehrliche Erschließung des Gebiets verhindern. Inzwischen sind die Gespräche des Erschließungsträgers mit den Grundstückseigentümern zum Erliegen gekommen. „Wir mussten feststellen, dass wir keine sinnvolle Umsetzung realisieren können“, sagte Bürgermeister Sascha-Felipe Hottinger, der dennoch einen Bedarf an Wohnraum sieht, der in Zukunft noch wachsen werde. Deswegen will er nicht aufgeben, sondern lediglich „ein paar Schritte zurück“ machen und die Diskussionen in Zukunft ergebnisoffen führen, um zu einer tragfähigen Lösung zu kommen.

„Für mich ist heute kein guter Tag für Eisingen“, sagte Hanspeter Karst (FWV), bevor auch er dem Beschluss zustimmte. Ein Beschluss, der dem Gemeinderat aus seiner Sicht „praktisch aufgezwungen“ wurde: In Wirklichkeit sei es nicht der Gemeinderat, der das Gebiet verhindere, sondern die fehlende Mitwirkungsbereitschaft der Grundstückseigentümer. „Das ist legal, was diese Leute machen, aber es ist nicht sehr sozial“, sagte Karst. Er gab sich zerknirscht und erklärte, er habe jahrelang für dieses Baugebiet gekämpft. Trotz Befangenheit einiger Mitglieder sei der Gemeinderat immer beschlussfähig gewesen und habe nach seiner Kenntnis immer einhellig abgestimmt. „Es gab einen großen Konsens, dass wir dieses Gebiet wollen.“ Karst sieht einen hohen Bedarf an Bauplätzen und sagte, es gebe viele junge Eisinger, die im Ort bleiben wollten und dort Wohnraum bräuchten. „Wenn wir den nicht anbieten, dann ziehen sie weg.“

Kleinere Alternative?

Für Lara Müller (Gemeinsam für Eisingen) war das Gebiet dagegen „von Anfang an zum Scheitern verurteilt“. Wenn man heute ein Baugebiet ausweise, dann müsse man es durchdachter angehen. Müller forderte, ein langfristiges Konzept zu erarbeiten, bei dem bezahlbarer Wohnraum entstehe „und nicht nur das Versprechen darauf“. Sie denkt dabei auch an Anreize, existierende, aber bislang brachliegende Bauplätze einer Nutzung zuzuführen. Monja Beck (FWV) sagte, es sei von Anfang an klar gewesen, dass das Gebiet nicht sozial ausgerichtet sein könne. Sozialer Wohnungsbau könne nur funktionieren, wenn er sich für Privatinvestoren lohne oder die Gemeinde selbst Grund besitze. Doch Letzteres sei in dem Gebiet nicht in ausreichendem Maß der Fall gewesen.

Schon im Juni stand die Frage im Raum, ob man als Alternative ein kleineres Neubaugebiet im Teilbereich „Lange Äcker“ ausweisen sollte, weil dort die Mitwirkungsbereitschaft höher ist. Nach dem Ratsbeschluss zum Stopp der Planungen wird die Gemeinde auf den bereits unter anderem für Umweltplanung, Erschließungsträger, Schallgutachter und Bebauungsplaner angefallenen Kosten sitzenbleiben. Insgesamt geht es um knapp 109.000 Euro.

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Grünes Licht für E-Autos

Auch in Eisingen will man nachhaltige Mobilität möglich machen – und zwar über E-Carsharing, bei dem Elektroautos geliehen werden können. Einstimmig hat der Gemeinderat die Verwaltung mit der Ausarbeitung eines Gestattungsvertrags mit der Firma „deer“ beauftragt. Diese ist bereits mit rund 200 Fahrzeugen an 100 Standorten tätig, auch im Enzkreis, unter anderem im benachbarten Kieselbronn.

In Eisingen sollen für das neue Angebot zwei der drei Parkplätze an der Talstraße gegenüber dem Rathaus umgewidmet werden. Auf einem von beiden wird künftig das Elektrofahrzeug stehen, das „deer“ kostenlos bereitstellt. Die Firma ist eine hundertprozentige Tochter der Energie Calw (ENCW). Aktuell will das Unternehmen den Aufbau von Ladeinfrastruktur vor allem im ländlichen Raum vorantreiben. Dazu schließt es mit den Kommunen einen sechs Jahre geltenden Gestattungsvertag über die gewünschte Anzahl der Ladesäulen und die damit verbundenen Carsharing-Fahrzeuge. Das Unternehmen kümmert sich danach nicht nur um den Ladensäulen-Betrieb, sondern auch um die komplette Vertragsabwicklung mit den Endkunden.

Beliefert werden die Ladesäulen mit Ökostrom, so „deer“. Ein ausgeliehenes Fahrzeug kann an jeder beliebigen „deer“-Station wieder abgegeben werden. Bürgermeister Sascha-Felipe Hottinger darin „eine Möglichkeit, einen Schritt in die Zukunft zu gehen“. Und Bauamtsleiter Stefan Gräßle betonte: „Wir haben kein Risiko bei der Sache.“

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