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Der Hügel tanzt wieder – «Das Fest» trotz Unwetter ein Erfolg
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Karlsruhe. «Krass, man sieht den Hügel vor lauter Leuten nicht – Mount Mensch!» Besagte Erhebung in der Karlsruher Günther-Klotz-Anlage wird eigentlich «Mount Klotz» genannt. Aber wenn zum jährlichen Open-Air-Festival «Das Fest» Zehntausende kommen, um von dort die Hauptacts auf der Bühne zu sehen, lässt die Aussicht so manchen Besucher beim Namen kreativ werden.

Auch die Musiker sind vom Gelände immer wieder angetan. Einige haben sich schon dazu verführen lassen, Selfies mit dem tosenden Mount Klotz im Hintergrund zu knipsen. In diesem Jahr kam nun aber ein neuer Anblick dazu: das des geordneten Rückzugs. Denn zum Auftakt am Freitag musste das Festival erstmals in seiner 31-jährigen Geschichte abgebrochen werden.

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Kurz nach 23.00 Uhr bescherte ein Unwetter den dann rund 25 000 Besuchern vor der Hauptbühne eine trotz sommerlicher Temperaturen ungewollte kalte Dusche. Verletzt wurde niemand. Wegen anhaltender Windböen ging es erst am Samstagnachmittag weiter. Frühere Konzerte mussten ausfallen.

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Dennoch, erklärt Fest-Geschäftsführer Martin Wacker, sei der Veranstalter mit rund 250 000 Fest-Besuchern an allen drei Tagen, «sogar noch besser als mit einem blauen Auge davon gekommen.» Nicht nur die Evakuierung am Samstag sei vorbildlich gewesen. Auch sonst sei das Fest friedvoll verlaufen.

Der «Menschen-Hügel» ist quasi das Wahrzeichen des seit 1985 gefeierten Festivals. Mit jährlich durchschnittlich zwischen 200 000 und 300 000 Besuchern zählt es zu den größten Open-Airs in Süddeutschland. Mit dem Besucherrekord 2009, als 400 000 kamen, rückte es sogar in die Riege der größten deutschlandweit.

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Die Beliebtheit lässt sich zum einen über den Preis erklären: Bis 2010 war das Fest komplett kostenlos. Seitdem wird für Tickets deutlich weniger als für gewöhnliche Konzertkarten verlangt. Für Veranstaltungen im Sport- und Familienbereich sowie auf den Nebenbühnen muss nach wie vor kein Eintritt bezahlt werden.

Zum anderen wird ein betont durchmischtes Programm geboten. Da gibt es anspruchsvolle Kleinkunst, Sport- und Kreativ-Workshops. Vor allem aber sind es die Konzerte, die ziehen. Internationale Größen und Nischenkünstler treten auf, genauso wie regionale Nachwuchstalente. So auch in diesem Jahr.

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Fast nur Deutsch war am Freitag auf der Haupt- und Feldbühne zu hören. Mit Thees Uhlmann und Band kam das poetisch-rockig daher. Publikumsliebling Clueso packte seine Texte in Rap und Pop und betonte seine Reggae-Anklänge. Die Blaskapellen-Hip-Hopper von Moop Mama mussten schließlich abbrechen.

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Samstag brachten Selig aus Hamburg («Wir werden uns wiedersehen»)  nach der unwetterbedingten Ruhe wieder Leben auf die Hauptbühne und den Hügel. Danach rockten die Briten von The Subways und The Kooks («She moves in her own way»). Vor allem Erstere wurden lautstark vom Publikum bei Mitsing-Hits wie «Rock'n'Roll Queen» unterstützt.

Traditionell begann der Sonntag mit Klassik. Unter anderem spielte die Badische Staatskapelle mit Generalmusikdirektor Justin Brown für das brunchende Publikum Auszüge aus Oper und Operette. Dazwischen zog ein Flashmob verschiedener Jugendorchester die Aufmerksamkeit auf sich.

Abseits des großen Rummels der Hauptbühne erwartete die Besucher an allen Tagen Musik auch abseits des Mainstreams. Party mit elektronischer Tanzmusik machten Junge und Junggebliebene vor der DJ-Bühne. Viel Rap und Metal-lastiges war von der Feldbühne zu hören.

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