Mit Borsalino-Hut: Humphrey Bogart als Richard ‚Rick‘ Blaine und Ingrid Bergman als Ilsa Lund Laszlo im Filmklassiker „Casablanca“ von 1942. Foto: dpa-Archiv
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Dem Hut der Stars droht das Aus: Italienischer Hersteller Borsalino rutscht in die Pleite
  • Holger Göpel und Lothar Neff

Was hatten Humphrey Bogart, Harrision Ford und Michael Jackson gemeinsam? Sie trugen mit Vorliebe Hüte von Borsalino. Lange Zeit galt diese Form der Kopfbedeckung als Inbegriff der Eleganz, nun ist der italienische Huthersteller im 160. Jahr seines Bestehens pleite. Wie die Gewerkschaften am Montagabend mitteilten, bangen 130 Beschäftigte um ihre Jobs. Das Unternehmen mit Sitz in Alessandria im Piemont kämpft schon länger mit einem rückläufigen Absatz.

Große Popularität erfuhr die Hutmarke in der Mitte des 20. Jahrhunderts durch Kinogrößen wie Alain Delon, Robert Redford oder Marlon Brando. Unvergessen ist die Abschiedsszene des Filmklassikers „Casablanca“: Humphrey Bogart und Ingrid Bergmann stehen auf dem nebligen Rollfeld. Gleich werden sich die beiden trennen: „Was wird aus uns?“ Bogart antwortet: „Uns bleibt immer Paris.“ Das Flugzeug hebt ab, er bleibt allein im Nebel zurück, im Trenchcoat mit Zigarette und seinem Borsalino. Der Italiener Giuseppe Borsalino hatte das Unternehmen 1857 gegründet und es von einer kleinen Hut-Werkstatt zur Marke der Stars hochgezogen. Unter der Führung seines Sohns Teresio wuchs die Produktion in den 1920er-Jahren auf zwei Millionen Hüte pro Jahr. Heute zählt Borsalino Johnny Depp, Leonardo Di Caprio, Denzel Washington, Justin Timberlake und Kate Moss zu seinen Kunden. Aber auch orthodoxe Juden und Kleriker gehören dazu. Sogar einen Film namens „Borsalino“ mit Jean-Paul Belmondo und Alain Delon gibt es.

Für die Prominenten ist nur das Beste gut genug für die Herstellung: Kaninchen- oder Biberfell werden per Hand zu Hüten verarbeitet. Die klassischen Filzhüte kosten zwischen 250 und mehr als 800 Euro. Rund sieben Wochen dauert die Produktion eines Exemplars. Und Nachfrage gibt es. „Es ist eine absurde Situation“, sagte Maria Iennaco von der Gewerkschaft Cgil. „Es gibt Arbeit, es gibt Aufträge, und deshalb kann man über die Entscheidung des Gerichts nur wütend sein.“ Das Geschäft sei im Kern gesund.

Was ist passiert?

Schon vor Jahren kamen Berichte über finanzielle Schwierigkeiten und dubiose Finanzgebaren des einstigen Inhabers Marco Marenco auf, der in Italien auch im Zusammenhang mit der Pleite des Lebensmittelkonzerns Parmalat ein Name ist. Als sein Imperium – er war als „Gas-König“ bekannt und hatte eigentlich im Energiesektor zu tun – zusammenbrach, zog das auch Borsalino mit nach unten. 2015 suchte das Unternehmen nach einem Investor – die Schweizer Haeres Equita übernahm. Der Umsatz lag im vergangenen Jahr bei 17,5 Millionen Euro, Angaben zum Gewinn machte die Firma nicht. „Der Markt und die Nachfrage sind gut, und die Aussichten sind noch besser“, sagte ein Sprecher von Haeres Equita. Aber die Schulden aus der Vergangenheit waren zu groß. Das Gericht habe nun ein zweites Verfahren, mit dem die Gläubiger entschädigt werden sollten, abgelehnt.

Haeres Equita kündigte an, die Produktion solle vorerst weitergehen. „Wir werden weiter nach Lösungen suchen, um diese ikonische Marke zu erhalten und die Interessen der Mitarbeiter, Zulieferer, Kunden, der Stadt und der Behörden in Alessandria zu schützen“, wurde der Vorsitzende Philippe Camperio in einer Mitteilung zitiert.

An der Marke hängt auch ein Stück italienische Kultur: Borsalino steht wie Ferrari oder Pasta von Barilla für Marken „Made in Italy“. „Lasst uns ein Kulturgut der italienischen Handwerkskunst schützen“, sagte Claudio Cavallaretto von der Gewerkschaft Cisl. Nun übernehmen die Insolvenzverwalter das Kommando.

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